Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Söderholm krank vor WM-Showdown gegen die Schweiz

Nach fünf Siegen in Serie ist das Selbstvert­rauen des deutschen Eishockey-Teams im letzten Gruppenspi­el groß. Leichte Sorgen gibt es um den Trainer.

- VON CARSTEN LAPPE

HELSINKI (dpa) Allen Widerständ­en zum Trotz ist das Selbstbewu­sstsein beim deutschen Eishockey-Team wieder riesengroß. Mit kernigen Ansagen geht die Auswahl von Bundestrai­ner Toni Söderholm am Dienstag in das Vorrundenf­inale gegen die Schweiz (11.20 Uhr/Sport1 und MagentaSpo­rt), in dem der Gruppensie­g und ein deutscher WM-Rekord möglich sind.

Auch Sorgen um den erkrankten Bundestrai­ner änderten daran am Montag nichts. Der 44 Jahre alte Finne fehlte im Abschlusst­raining – „leicht kränklich“, wie der Deutsche Eishockey-Bund mitteilte. „Morgen wird aber alles wieder so sein, wie es vorher war. Davon gehe ich aus, dass Toni sich das nicht nehmen lässt“, sagte Stürmer Marcel Noebels nach der Einheit.

Der 30-Jährige ist seit dem Viertelfin­al-Sieg bei der WM im vergangene­n Jahr in Riga gegen die Eidgenosse­n so etwas wie eine Schreckens­figur für die Schweizer. Mit einem kunstvolle­n Penalty schoss Noebels Deutschlan­d 2021 ins Halbfinale. „Es ist, glaube ich, ungefähr ein Tor, von welchem man eigentlich Briefmarke­n produziert“, hatte Söderholm anschließe­nd geschwärmt.

„Die Schweiz will sicher einiges wiedergutm­achen“, unkte Noebels nun. Mit sieben NHL-Spielern und dem besten WM-Kader seit langem ist die Schweiz bislang eines der stärksten Teams im Turnier. Bislang gewann sie alle sechs Vorrundenp­artien, auch gegen den Rekordwelt­meister Kanada 6:3. „Das war schon ein Spiel auf einem anderen Level“, sagte Noebels beeindruck­t. „Man hat da zwei Mannschaft­en gesehen, die in diesem Turnier sicher noch ein Wörtchen mitreden, wenn es um die Medaillen geht.“

Längst nicht alle im deutschen Team sind so beeindruck­t wie Noebels, der beim Olympia-Fiasko im

Februar mit auf dem Eis stand und dies nicht vergessen hat. Vor allem von den Profis aus Nordamerik­a, die bei den Winterspie­len nicht mitspielen durften, kommen markige Töne. „Wir wollen den Titel. Da gucke ich nicht auf andere“, sagte etwa NHLVerteid­iger Moritz Seider von den Detroit Red Wings, zu den Titelchanc­en der Schweizer befragt.

„Wir müssen uns nicht zu sehr beeindruck­en lassen“, forderte Verteidige­r Leon Gawanke von Manitoba Moose aus der nordamerik­anischen AHL. „Wir sind immer zu 100 Prozent motiviert gegen die. Wenn wir alles reinhauen, werden wir gewinnen.“

Gelingt tatsächlic­h der sechste Vorrundens­ieg in Serie, ist der Gruppensie­g drin. Dies würde die Chancen für das Viertelfin­ale am Donnerstag verbessern. Die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes bliebe dann zunächst noch in Helsinki und würde den starken Schweden und Olympiasie­ger und Gastgeber Finnland aus dem Weg gehen.

„Wir sind heiß, wir sind hungrig. Und wir werden alles dafür tun, dass wir hier bleiben“, sagte Seider, der selbst das von den Ottawa Senators erzwungene WM-Aus für ihren Top-Stürmer Tim Stützle wegen einer leichten Knieblessu­r nicht nur negativ sieht: „Wir müssen enger zusammenrü­cken. Vielleicht können wir daraus noch mehr Energie ziehen.“

Zudem war die Schweiz in den vergangene­n Jahren stets favorisier­t, wenn es gegen Deutschlan­d ging. Vor allem bei großen Turnieren triumphier­ten dann aber dennoch meist die Deutschen. So auch im WM-Viertelfin­ale 2021. „Letztes Jahr hat auch jeder gedacht, die fegen uns aus der Halle. Das haben wir aber auch gewonnen“, bemerkte Gawanke.

Selbst bei einem Unentschie­den nach regulärer Spielzeit wäre die beste deutsche WM-Vorrunde überhaupt perfekt. Daran oder an einen möglichen Gruppensie­g mag der Bundestrai­ner aber gar nicht denken. „Wir sollten uns jetzt einfach auf das Wesentlich­e konzentrie­ren. Die Tabelle entwickelt sich von alleine“, sagte Söderholm nach dem 5:4 gegen Kasachstan am Sonntag.

Wichtiger als mögliche Rekorde ist Söderholm und seinen Spielern, dass der Lauf nicht unterbroch­en wird. „Gerade mit Hinblick auf das Viertelfin­ale ist es wichtig, morgen schon ein gutes Spiel zu machen“, sagte Noebels. Sein Stürmerkol­lege Alexander Karachun meinte: „Wir wollen unser Momentum jetzt nicht verlieren und den Schwung mitnehmen ins Viertelfin­ale.“

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FOTO: ROBERT MICHAEL/DPA Eishockey-Bundestrai­ner Toni Söderholm.

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