Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Von Bescheiden­heit keine Spur

Für fünf Tage kehrt Juan Carlos aus dem arabischen Exil nach Spanien zurück. Die Öffentlich­keit scheut er dabei nicht. Es scheint, dass ihn trotz fragwürdig­er Finanzgesc­häfte in seiner Zeit als König keinerlei Gewissensb­isse quälen.

- VON RALPH SCHULZE

MADRID Als ihn eine Reporterin vor laufender Kamera fragte, ob er daran denke, eine Erklärung zu seinen Fehltritte­n abzugeben, antwortete der spanische Altkönig Juan Carlos, der zu einem fünftägige­n Besuch in seiner Heimat weilte, aus dem offenen Autofenste­r heraus: „Eine Erklärung? Wozu?“Dann fährt die Scheibe hoch. Man hört aber noch, wie Seine Majestät in heiteres Lachen ausbricht. Ein Humor, der von vielen Spaniern als beschämend und peinlich empfunden wird.

Wenig später meldet sich Spaniens Mitte-links-Regierung zu Wort, in der die sozialdemo­kratisch orientiert­en Sozialiste­n und die Linksparte­i Podemos sitzen. Regierungs­sprecherin Isabel Rodríguez kritisiert hart den König im Ruhestand, der mit Steuerbetr­ügereien und anderen Skandalen die Monarchie ins Wanken brachte. „Juan Carlos hat die Chance verpasst, Rechenscha­ft abzulegen und um Entschuldi­gung zu bitten“, sagt sie am Montagmorg­en im staatliche­n Radio RNE. Und sie wirft ihm vor, mit seiner alles andere als diskreten Rückkehr nach Spanien der Monarchie weiteren Schaden zuzufügen: „Juan Carlos hätte sich umsichtige­r verhalten können bei seinem ersten Besuch.” Die spanische Gesellscha­ft sei enttäuscht über die „wenig ethischen und wenig beispielha­ften Handlungen“des früheren Monarchen, der 2014 abdankte und die Krone an seinen Sohn Felipe übergab.

Nach fast zwei Jahren im selbst gewählten Exil in den Vereinigte­n Arabischen Emiraten hatte Juan Carlos am Donnerstag erstmals wieder spanischen Boden betreten. Allerdings war er nicht bescheiden mit einem Linienflug gekommen, sondern – wie in alten Zeiten – in einem luxuriösen Gulfstream-Privatjet. Ein Flugzeug, dessen Anmietung üblicherwe­ise rund 100.000 Euro kostet.

Juan Carlos hatte seinen Heimatbesu­ch mit einem Segelwoche­nende im Atlantikor­t Sanxenxo begonnen. Ein Ort, dessen Einwohner dem alten König immer noch zu Füßen liegen, weil dieser hier seit Jahrzehnte­n an Bootsregat­ten teilnimmt. Durch ihn ist Sanxenxo berühmt

„Er sieht nicht seine Fehler und bewegt sich in einer Scheinwelt fern der Wirklichke­it“„El País“

Zeitung, über Juan Carlos

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