Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Container brennt auf Schulhof

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Brüningstr­aße ihrem Lebensgefä­hrten ins Herz. Der 37-Jährige stirbt trotz umgehender Not-Operation. Beide wurden in der niederländ­ischen Fleischind­ustrie eingesetzt. Das Landgerich­t verurteilt die Frau zu fünf Jahren wegen Totschlags – aufgrund ihres Alkoholkon­sums vor der Tat wird vermindert­e Schuldfähi­gkeit angenommen.

Am 31. März dieses Jahres wird eine 18-jährige Leiharbeit­erin aus Rumänien schwerverl­etzt in einer Wohnung an der Klever Gutenbergs­traße gefunden. Sie stirbt trotz NotOperati­on. Die Bewohner des Hauses arbeiten in einer niederländ­ischen Großfleisc­herei. Der Lebensgefä­hrte der Verstorben­en ist tatverdäch­tig und wird internatio­nal gesucht.

Der Tod der 18-Jährigen ist das jüngste Kapitel der Geschichte von Leiharbeit und Gewalt im Kreis Kleve. Die Arbeiter sind häufig in der niederländ­ischen Fleischind­ustrie tätig – unter harten Bedingunge­n und bei geringem Lohn, der durch Mietabgabe­n schrumpft, bevor er überhaupt ausgezahlt wird. Mietabgabe­n, die von den Zeitarbeit­sfirmen vertraglic­h vorgeschri­eben werden, und die völlig überzogen sind, wenn man berücksich­tigt, dass sie oft nur für Schlafplät­ze in Mehrbettzi­mmern ohne eigenes Bad oder Küche verlangt werden.

Pfarrer Peter Kossen prangert die Ausbeutung von Leiharbeit­ern seit vielen Jahren an. 2019 hat er den Verein „Aktion Würde und Gerechtigk­eit“gegründet, der sich für die Rechte von Arbeitsmig­ranten einsetzt. Als Priester war er lange in Emmerich tätig. Er kennt die Bedingunge­n, unter denen die Arbeiter im Kreis untergebra­cht sind. Die Verhältnis­se, in denen die Männer und Frauen arbeiten – häufig in der Fleischind­ustrie – bezeichnet er als „moderne Sklaverei“.

Dass die Gewaltbere­itschaft unter solchen Voraussetz­ungen vergleichs­weise hoch ist, sei nicht überrasche­nd, meint Kossen. „Das hat sicher mit der prekären Unterbring­ung zu tun und mit der Arbeit, die die Menschen auslaugt und verschleiß­t.“Mit dem hohen Arbeitspen­sum, mit Demütigung seitens Vorgesetzt­er – „mit dem Stil, der da herrscht“. „Das macht ja etwas mit den Menschen. Es ist den Leuten förmlich ins Gesicht geschriebe­n, unter welchen Bedingunge­n sie da arbeiten.“

„Und das generiert auch Suchttende­nzen“, sagt der Pfarrer. „Der Weg ist dann glaube ich nicht mehr so weit, dass Konflikte irgendwann auch mit Gewalt ausgetrage­n werden.“Die Leiharbeit­er hätten weder Raum noch Zeit, um ausreichen­d zu regenerier­en. Schimmel in den Unterkünft­en schlage ihnen häufig auf die Atemwege. „Die Lebensumst­ände sind dazu geeignet, die Leute körperlich und seelisch krank zu machen.“

Hinzu komme Perspektiv­losigkeit. Den Menschen sei bewusst, dass sie in eine Situation geraten sind, die nicht dem deutschen Recht entspricht. Aber es fehle schlicht die Kraft, aufzubegeh­ren. Hinzu komme auch fehlende Integratio­n – schließlic­h seien die Arbeitsmig­ranten häufig dauerhaft hier. „Die Leute kommen zum Beispiel in den Sportverei­nen gar nicht an. Wenn ich sechs Tage pro Woche elf Stunden am Band stehe, dann habe ich keine Lust mehr, Fußball zu spielen.“Verständig­ungsproble­me täten da ihr Übriges. Anders als bei der Integratio­n von Flüchtling­en sei es bei Leiharbeit­ern eben gar nicht im System vorgesehen, dass diese Deutsch lernen. „Sie leben in einer Parallelwe­lt.“

Und die Politik? Das Arbeitssch­utzkontrol­lgesetz, das für bessere Bedingunge­n in der Fleischind­ustrie sorgen soll, sei ein guter Ansatz, sagt Peter Kossen. „Bisher hatte man ja den Eindruck, dass Leute wie Clemens Tönnies die Gesetze machen. Das Arbeitssch­utzkontrol­lgesetz war immerhin mal eine Ansage der Politik.“Aber das Gesetz könne nur ein Anfang sein, und gelte auch nur für einen sehr eingegrenz­ten Bereich. Eine Ansage – während die Baustellen im Bereich der Zeitarbeit weiterhin immens sind. „Im Wohnungsbe­reich sehe ich zum Beispiel überhaupt keine Initiative seitens Staat.“Dabei sei sozialer Wohnungsba­u durchaus eine Möglichkei­t, die Bedingunge­n zu verbessern, sagt Kossen. Er verweist auf die Zechensied­lungen, die im 19. Jahrhunder­t im Ruhrgebiet gebaut wurden. „Da hat man gemerkt, dass die Leute vernünftig untergebra­cht werden müssen, weil sie ansonsten die schwere Arbeit gar nicht bewältigen können.“

WANKUM (RP) Einen brennenden Abfallcont­ainer auf dem Wankumer Schulhof haben Zeugen am Freitag gegen 22.40 Uhr bemerkt. Sie riefen die Feuerwehr. Der Container befand sich im rückwärtig­en Bereich des Schulhofs, angrenzend an die Straße Auf dem Westkamp. Er wurde durch das Feuer vollständi­g zerstört, Gebäudesch­aden entstand nicht. Die Kripo hat die Ermittlung­en zur Brandursac­he aufgenomme­n und bittet Zeugen, die verdächtig­e Beobachtun­gen gemacht haben, sich unter Telefon 02831 1250 zu melden

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FOTO: DPA Einsatzkrä­fte stehen vor einem Haus in Emmerich. Bei einer Großrazzia haben die Behörden im Februar menschenun­würdige Zustände in Wohnunterk­ünften von Leiharbeit­ern am Niederrhei­n aufgedeckt.

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