Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Wie barrierefrei der neue Kreisverkehr in Geldern ist
Hubertus Janssen ist froh um den neuen Kreisel am Geldertor. Er fragt sich nur, warum die Bordsteinabsenkungen nicht durchgezogen wurden.
GELDERN Hubertus Janssen ist mit seinem Fahrrad viel in der Gelderner Innenstadt unterwegs. Den neuen Kreisverkehr am Geldertor (Ja-Hotel), der Ende Januar für den Verkehr freigegeben wurde, findet er ganz wunderbar. Ein Gewinn für die Stadt. Besonders für die Fahrradfahrer sei die Einfahrt „toll geregelt“, berichtet er. Wie beim Kreisverkehr am Harttor würden die Fietse frühzeitig auf die Straße geführt, damit sich die Auto- und Lkw-Fahrer darauf einstellen können.
Nur über eine Sache sei er gestolpert. Ihm ist aufgefallen, dass die Bordsteinabsenkungen nicht auf der ganzen Breite der Zebrastreifen durchgeführt wurden, sondern nur etwa bis zur Hälfte. „Sehschwache und Blinde werden über entsprechende Markierungen auf den Gehwegen nicht zu den Absenkungen, sondern zur Bordsteinkante geführt“, sagt Janssen. Was aus seiner Sicht nicht besonders sinnvoll sei. „Dies erscheint mir unlogisch, selbst wenn dies gesetzlich vorgeschrieben sein sollte.“Für ihn stellt es eher eine Gefahr dar.
Ein Rollstuhlfahrer, der nicht so genau darauf achtet, könnte ebenfalls an der Bordsteinkante hängenbleiben oder wegrutschen. Seiner Meinung nach seien Rollstuhlfahrer deswegen benachteiligt. „Ich verstehe nicht, warum das nur an den Kreisverkehren gemacht wird, wo der Übergang mit einem Zebrastreifen geregelt wird. Ihm fielen andere Kreisverkehre im Stadtgebiet ein (Pariser Bahn, Holländer See), an denen es keinen Zebrastreifen gebe und wo die Bordsteinabsenkung
komplett durchgezogen seien, berichtet Janssen. Diese bedürfen scheinbar auch keiner besonderen Markierungen für Sehschwache.
Die Stadt widerspricht dem Vorwurf.
„Der neue Kreisverkehr am Geldertor/Ostwall wurde barrierefrei sowohl für sehgeschädigte als auch für mobilitätseingeschränkte Personen gebaut“, teilt Stefan Aben, Teamleiter „Erschließung“aus dem Tiefbauamt der Stadt Geldern auf Anfrage mit. „Für Menschen, die in der Mobilität eingeschränkt sind, ist die sogenannte Nullabsenkung vorgesehen, also ein Übergang ohne Kante. Mobilitätseingeschränkte Personen können die Straße über die Querungshilfe zur anderen Straßenseite über den Zebrastreifen also komplett barrierefrei überqueren.
„Für Menschen mit Sehbeeinträchtigung ist extra eine Kante in Höhe von sechs Zentimetern vorgesehen. Hintergrund ist, dass sehbeeinträchtigte Menschen in diesem Fall absichtlich zur Kante geführt werden, damit sie merken, dass die
Querungshilfe oder die Straße als Gefahrenstelle kommt und diese mit dem Gehstock ertasten können“, informiert Stefan Aben. Direkt am Anfang der Querungshilfe befinden sich sogenannte taktile Leitelemente, die dem Sehbeeinträchtigten bei der Orientierung helfen. Auch am anderen Ende der Querungshilfe gibt es diese „taktilen Leitlemente“, ebenso im Bereich des Gehwegs, wo der Zebrastreifen beginnt.
Dass der Zugang zum Zebrastreifen am Kreisverkehr geteilt ist, ist also Absicht. Richtig nachvollziehbar ist das für Hubertus Janssen immer noch nicht. Selbst wenn es für Menschen mit Sehbeeinträchtigungen besser ist, an eine Kante herangeführt zu werden. „Warum wird das dann nur an Zebrastreifen so gemacht und nicht an allen Übergängen?“, fragt er sich.