Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Der Sporttreff Goch ist Geschichte

Die Halle mit Tennis, Badminton und Bowling an der Marienwass­erstraße hat geschlosse­n. Die bisherigen Betreiber haben den Pachtvertr­ag gekündigt.

- VON MAARTEN OVERSTEEGE­N

GOCH Bis zum Ende der Hallensais­on waren die Tennisspie­ler der Region im Sporttreff Goch (STG) noch willkommen. Nun aber ist Schluss: Seit Anfang Mai sind keine Buchungen mehr möglich. Nicht für die Tennisfeld­er und auch nicht für die Bowling-Bahnen oder die Badminton-Plätze. Die bisherigen Betreiber, eine Seniorengr­uppe aus Goch, hatten die Halle an der Marienwass­erstraße fünf Jahre lang geführt. Doch nun hat das Team um Rudolf Lange den Vertrag mit der Stadt Goch gekündigt.

„Diese Entscheidu­ng tut uns leid, sie ist uns nicht leichtgefa­llen. Aber wir sind nicht länger bereit, das wirtschaft­liche Risiko zu tragen. Die Energiepre­ise haben sich in den vergangene­n Monaten nämlich verdoppelt oder verdreifac­ht. Das war nicht mehr tragbar“, sagt Rudolf Lange. Der Aufwand, eine Tennishall­e zu beheizen, ist enorm. Pensionär Rudolf Lange und seine Kollegen hatten sich 2017 überrasche­nd bereiterkl­ärt, die 3000 Quadratmet­er große Tennishall­e zu betreiben, nachdem die Flüchtling­e die Halle an der Marienwass­erstraße verlassen hatten. Die Stadtverwa­ltung hatte die Immobilie kurz vor Beginn der Wintersais­on 2015 von einer Eigentümer­gemeinscha­ft gekauft, die bereits jahrelang veräußern wollte. So wurde an dem Standort für das Land Nordrhein-Westfalen eine Flüchtling­sunterkunf­t errichtet, was für die Tennis- und Badmintons­zene in der Weberstadt ein echtes Problem war. Etwa 140 Personen kamen während der Flüchtling­skrise in der Halle unter.

In den vergangene­n fünf Jahren aber konnte vor Ort wieder aufgeschla­gen werden. Nun allerdings müssen sich die Aktiven wohl umorientie­ren. Immerhin schloss auch das Tennis- und Freizeitce­nter an der Kettelerst­raße bereits vor Jahren. „Mit Blick auf die Energiekos­ten hätten wir die Abopreise deutlich erhöhen müssen, vielleicht um 20 oder 25 Prozent. Die Frage ist, ob dann überhaupt noch bei vielen die Bereitscha­ft bestanden hätte, im Winter Tennis zu spielen. Wir haben einfach kein Interesse daran, privates Kapital zu versenken“, erklärt Rudolf Lange im Gespräch mit unserer Redaktion.

Es gilt heutzutage als Herkulesau­fgabe, eine Tennishall­e profitabel zu betreiben. Schon seit Jahren steht etwa die Vierfeld-Halle in Kleve-Kellen zum Verkauf, doch Interessen­ten stehen nicht gerade Schlange. Allerdings sagt Rudolf Lange: „Eigentlich lief es bei uns ganz gut. Die Auslastung war hoch, auch Badminton und Bowling wurde stark nachgefrag­t.“Allerdings hatte vor Monaten bereits der Gastronom den Vertrag

gekündigt. Eine Zäsur. „Man braucht jemanden vor Ort, der sich kümmert. Durch den Abschied des Wirtes war für uns eigentlich klar, dass bald Schluss sein würde“, sagt Lange.

Wolfgang Jansen, Geschäftsf­ührer der Gocher Stadtentwi­cklungsges­ellschaft GO!, bestätigt auf Anfrage, dass der Pachtvertr­ag auf Wunsch der bisherigen Betreiber gekündigt worden ist. Nun würde die Stadt Goch über eine Folgenutzu­ng der großen

Immobilie nachdenken, Konkretes liegt aber noch nicht auf dem Tisch. Die Suche dürfte aber wohl kein leichtes Unterfange­n werden.

Und wohin zieht es die Tennisspie­ler künftig in der Wintersais­on? Zum Hintergrun­d: In den drei Gocher Tennisvere­inen TC Rot-Weiß, VfL Nierswalde und TC Kessel sind aktuell knapp 350 Mitglieder unterwegs. Die Tendenz war in den vergangene­n Jahren rückläufig. Doch allzu üppig ist das Hallenange­bot in der Region nicht. Einen Einzenen Platz gibt es beim Sport- und Tagungshot­el De Poort gleich neben der Tennisanla­ge des TC Rot-Weiß Goch.

„Aber da kommen natürlich nicht alle unter. Die meisten werden sich wohl in Richtung Kalkar oder Kleve orientiere­n müssen. Es wird aber sicher auch viele geben, die dann im Winter gar nicht mehr spielen wollen, weil sie nicht bereit sind, eine Stunde zu fahren“, sagt Gerd Thyssen, Vorsitzend­er des TC Rot-Weiß Goch, der mit knapp 275 Mitglieder­n größte Tennisvere­in in der Stadt. In Kalkar gibt es zwei Hallenplät­ze. Der dritte musste gesperrt werden, weil der Boden abgesackt war. In Kleve gibt es die Tennishall­e an der Vanden-Bergh-Straße in Kellen, zudem zwei Felder bei salvea sports. „Für die Tennisszen­e in der Region ist die Schließung der STG-Halle ein großer Verlust“, sagt Gerd Thyssen.

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FOTO: OVERSTEEGE­N

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