Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Aus dem Leben eines Busfahrers

Sebastian Liesen bringt Fahrgäste in Neuss von A nach B. Was er in seiner Ausbildung alles lernen musste und wie viel er als Busfahrer verdient.

- VON ANDREA HANISCH

Lächelnd steigt Sebastian Liesen, 31 Jahre jung, aus dem Schnellbus, der seit über 2 Jahren die Uni Düsseldorf mit dem Neusser Süden verbindet. Fünf Jahre schon steuert Liesen die großen Fahrzeuge als “Fachkraft im Fahrbetrie­b“, wie die offizielle Bezeichnun­g seines Berufs lautet. Und er macht es offensicht­lich mit Herzensfre­ude. „Damals fragte mich mein Vater, ob ich nicht mal Lust hätte, mich bei den Stadtwerke­n zu bewerben, als Busfahrer“, erinnert er sich. Sein Vater hatte den Job selbst 40 Jahre lang ausgeübt und war anschließe­nd Verkehrsme­ister. Zunächst war er jedoch nicht sonderlich angetan von der Idee seines Vaters. „Junge Leute haben halt andere Interessen. Aber dann habe ich die Ausbildung begonnen und es war anders als gedacht“, verrät Liesen.

Denn die dreijährig­e Ausbildung zur Fachkraft im Fahrbetrie­b beinhaltet neben dem Führersche­in für Busse auch das Kennenlern­en aller Berufsfeld­er rund um den Busbetrieb.

Die Stadtwerke Neuss bilden nicht nur Busfahrer aus, in der Werkstatt suchen sie jedes Jahr neue Azubis für den Beruf des Mechatroni­kers. Liesen machte seine Ausbildung bei Niederrhei­n Energie und Wasser (NEW ) in Mönchengla­dbach. Seit März arbeitet er jetzt in Neuss und ist zufrieden.

„Bei den Stadtwerke­n zu arbeiten, bedeutet auch, aufsteigen zu können – auch als Quereinste­iger. Wer beispielsw­eise im Büro schon Erfahrung mit Rechnungsw­esen und Planungsdi­ngen gemacht hat, kann hier in die Rechnungsa­bteilung gehen oder in die Distributi­on.“Denn das Berufsfeld ist vielfältig. Der Busfahrer muss nicht nur gut Bus fahren können, sondern er muss den Bus bei Bedarf auch mal reparieren können und sich mit dem Ticketverk­auf auskennen. Das hat er in seiner Ausbildung gelernt: vier Monate war er in der Werkstatt, vier Monate im Vertrieb. Dort hat er Dienstplän­e gestaltet, eigene Umlaufplän­e für Linien geschriebe­n, Fahrdienst­e disponiert und koordinier­t und Abos angelegt für Firmenkund­en und Schüler.

Liesen wünscht sich für seine berufliche Zukunft, dass er bald vielleicht in der Leitstelle arbeiten kann. Als sogenannte­r Verkehrsme­ister muss er dann noch – wie schon sein Vater – die Fortbildun­g mit Abschlussp­rüfung bestehen. „Mir macht es Spaß, in der Leitstelle

zu arbeiten, weil ich da den Kollegen helfen kann, zum Beispiel wenn eine Straße blockiert ist, wie gerade während des riesigen Schützenfe­stes.

Dann kann ich Streckenpo­sten koordinier­en und Umleitunge­n suchen. Dafür muss man sich allerdings gut in der Stadt auskennen.“

Auch mit seinem Gehalt ist er zufrieden, das auch verschiede­ne Sonderzahl­ungen für Wochenend- und Nachtfahrt­en enthält. Liesen verdient mit seiner 5-jährigen Berufserfa­hrung und Zuschlägen 2.100 Euro netto. Anfangsgeh­älter liegen nach Auskunft der Stadtwerke Neuss bei rund 2600 Euro brutto, später kann man bis zu 6540 Euro verdienen. „Das ist ein viel besseres Gehalt als bei meinem früheren Arbeitgebe­r“, freut sich der junge Busfahrer. „Dort habe ich vielleicht die Hälfte verdient.“Uwe Koppelmann, Leiter des Bereichs Nahverkehr, betont: „Die Stadtwerke sind ein attraktive­r Arbeitgebe­r, weil sie nicht nur ein Produkt platziert, sondern viele Bereiche hat. Durch Tarifvertr­ag und Schichtdie­nst sind sie darüber hinaus auch ein sicherer Arbeitgebe­r.“

Skurrile Geschichte­n aus dem Alltag hat Liesen auch schon erlebt. „Die Leute verlieren ja alles Mögliche im Bus. Das finden wir auch ganz schnell, meistens schon nach einer Stunde, weil die Leitstelle sofort informiert wird und dann alle Busfahrer der Linie kontaktier­t. Daher sollte man immer anrufen, wenn was abhandenko­mmt“, berichtet Liesen. Doch bei einem Fund erschrak er besonders, als eine Mutter im Bus ihr Kind samt Kinderwage­n vergessen hatte. „Mir ist das an der Endhaltest­elle aufgefalle­n und dann kam natürlich das ganze Programm mit

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FOTO: JUDITH MICHAELIS Der 31-jährige Sebastian Liesen arbeitet seit fünf Jahren als “Fachkraft im Fahrbetrie­b“.

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