Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Handwerk will zurück in die Innenstädte
Menschen kehren in die Innenstädte zurück und konkurrieren dort mit dem Handwerk um Raum. Strategien, einer Standorterosion entgegenzuwirken, standen im Mittelpunkt des 4. Forums der Handwerksregion Ruhr, das in diesem Jahr in Moers stattfand. INFO Tagung
In Millionenstädten haben sich Wissenschaftler schon vor mehr als einem halben Jahrhundert damit auseinandergesetzt, warum es immer mehr Menschen aus den Innenstädten treibt. Büros und Shoppingmeilen folgten, die im Zeitalter von Onlinehandel und Pandemie aber weniger Platz brauchen. Die Folge: Leerstände und fehlende Attraktivität. Parallel dazu kehren in Deutschland seit den frühen Nullerjahren Menschen in die Innenstädte zurück und konkurrieren dort mit dem Handwerk um Raum.
Diese „Standorterosion“sowie Strategien, dieser entgegenzuwirken, waren jetzt Thema des vierten Forums „Wandel und Entwicklung der Innenstädte“, das in Moers stattfand. Eingeladen hatte der Verbund „Handwerk Region Ruhr“. Der Titel, unter dem diskutiert wurde: „Leben statt Leerstand! – Neue Impulse für die Innenstädte im Ruhrgebiet“.
Zwei Stunden mit Auftaktstatements einem Impulsreferat und einer offenen Podiumsdiskussion lassen sich in fünf grundlegende Thesen zusammenfassen, an denen sich die Akteure ausrichten sollten, wenn sie den Wandel einer Innenstadt aktiv begleiten wollen. Hinzukommen, hieß es, müssten zudem Aktivitäten, die zu den Städten passen.
Kommunikation fördern
Sich zu kennen und frühzeitig miteinander zu sprechen, ist unerlässlich, wenn sich die Innenstädte wandeln sollen. „In einer Innenstadt gibt es immer Zielkonflikte“, sagte der Moerser Bürgermeister Christoph Fleischhauer als Teilnehmer der Podiumsdiskussion. Jemand, der in der Innenstadt draußen sitzen wolle, um einen Kaffee zu trinken, genieße die Aufenthaltsqualität. Er wolle nicht, dass gleichzeitig Lastwagen unterwegs seien, um Läden mit Waren zu beliefern. Durch geregelte Anlieferzeiten ließe sich dieser Zielkonflikt minimieren, berichtete der Bürgermeister. Außerdem sei er geringer, wenn die Cafébesucher die Zielvorstellungen der Ladenbesitzer kennen. Dafür sei Kommunikation wichtig.
Innenstädte priorisieren
Innenstädte zu entwickeln, sollte eine hohe
Priorität haben: Darüber waren sich die 100 Teilnehmer einig, die aus dem Raum zwischen Dortmund, Düsseldorf und Moers anreisten. Innenstädte seien die Herzen der Städte und für deren Identität wichtig. Bürgermeister, Verwaltung und Stadträte müssten bei allen Überlegungen die Innenstädte im Kopf haben.
Funktionen mischen
Vor allem Andreas Ehlert als Präsident der Handwerkskammer Düsseldorf setzte sich in seinem Auftaktstatement für das Leitbild einer „funktionsgerechten Stadt“ein, bei dem es ein Nebeneinander und ein Miteinander verschiedener Bereiche gebe – von Bäckern und Fleischern über Friseure, Optikern und Goldschmiede bis zu hin zu Installateuren von Sanitär, Heizung und Klima sowie Künstlern. Das Handwerk solle stärker in die Innenstädte zurückziehen, forderte Ehlert. Eine Innenstadt sei attraktiv, wenn sich Wohnen, Arbeiten und Freizeit mischten. In Hamburg gebe es ein entsprechendes Modellprojekt.
Aktive Stadtplanung
Wie mehrere
Die Handwerksregion Ruhr sucht sich für ihre Tagungen immer Backsteingebäude der Industriearchitektur aus, in denen sie dann Themen der Zukunft in den Blick nimmt.
Zum Verbund zählt die Handwerkskammer (HWK) Düsseldorf, in Moers vertreten durch den Präsidenten Andreas Ahlert; die HWK Münster, in Moers vertreten durch Präsidenten Hans Hund sowie die HWK Dortmund, in Moers vertreten durch Präsident Berthold Schröder.
1. Forum im Weltkulturerbe Zollverein in Essen, einem Gebäude des modernen Bauens der 1920er