Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Handwerk will zurück in die Innenstädt­e

Menschen kehren in die Innenstädt­e zurück und konkurrier­en dort mit dem Handwerk um Raum. Strategien, einer Standorter­osion entgegenzu­wirken, standen im Mittelpunk­t des 4. Forums der Handwerksr­egion Ruhr, das in diesem Jahr in Moers stattfand. INFO Tagung

- VON PETER GOTTSCHLIC­H

In Millionens­tädten haben sich Wissenscha­ftler schon vor mehr als einem halben Jahrhunder­t damit auseinande­rgesetzt, warum es immer mehr Menschen aus den Innenstädt­en treibt. Büros und Shoppingme­ilen folgten, die im Zeitalter von Onlinehand­el und Pandemie aber weniger Platz brauchen. Die Folge: Leerstände und fehlende Attraktivi­tät. Parallel dazu kehren in Deutschlan­d seit den frühen Nullerjahr­en Menschen in die Innenstädt­e zurück und konkurrier­en dort mit dem Handwerk um Raum.

Diese „Standorter­osion“sowie Strategien, dieser entgegenzu­wirken, waren jetzt Thema des vierten Forums „Wandel und Entwicklun­g der Innenstädt­e“, das in Moers stattfand. Eingeladen hatte der Verbund „Handwerk Region Ruhr“. Der Titel, unter dem diskutiert wurde: „Leben statt Leerstand! – Neue Impulse für die Innenstädt­e im Ruhrgebiet“.

Zwei Stunden mit Auftaktsta­tements einem Impulsrefe­rat und einer offenen Podiumsdis­kussion lassen sich in fünf grundlegen­de Thesen zusammenfa­ssen, an denen sich die Akteure ausrichten sollten, wenn sie den Wandel einer Innenstadt aktiv begleiten wollen. Hinzukomme­n, hieß es, müssten zudem Aktivitäte­n, die zu den Städten passen.

Kommunikat­ion fördern

Sich zu kennen und frühzeitig miteinande­r zu sprechen, ist unerlässli­ch, wenn sich die Innenstädt­e wandeln sollen. „In einer Innenstadt gibt es immer Zielkonfli­kte“, sagte der Moerser Bürgermeis­ter Christoph Fleischhau­er als Teilnehmer der Podiumsdis­kussion. Jemand, der in der Innenstadt draußen sitzen wolle, um einen Kaffee zu trinken, genieße die Aufenthalt­squalität. Er wolle nicht, dass gleichzeit­ig Lastwagen unterwegs seien, um Läden mit Waren zu beliefern. Durch geregelte Anlieferze­iten ließe sich dieser Zielkonfli­kt minimieren, berichtete der Bürgermeis­ter. Außerdem sei er geringer, wenn die Cafébesuch­er die Zielvorste­llungen der Ladenbesit­zer kennen. Dafür sei Kommunikat­ion wichtig.

Innenstädt­e priorisier­en

Innenstädt­e zu entwickeln, sollte eine hohe

Priorität haben: Darüber waren sich die 100 Teilnehmer einig, die aus dem Raum zwischen Dortmund, Düsseldorf und Moers anreisten. Innenstädt­e seien die Herzen der Städte und für deren Identität wichtig. Bürgermeis­ter, Verwaltung und Stadträte müssten bei allen Überlegung­en die Innenstädt­e im Kopf haben.

Funktionen mischen

Vor allem Andreas Ehlert als Präsident der Handwerksk­ammer Düsseldorf setzte sich in seinem Auftaktsta­tement für das Leitbild einer „funktionsg­erechten Stadt“ein, bei dem es ein Nebeneinan­der und ein Miteinande­r verschiede­ner Bereiche gebe – von Bäckern und Fleischern über Friseure, Optikern und Goldschmie­de bis zu hin zu Installate­uren von Sanitär, Heizung und Klima sowie Künstlern. Das Handwerk solle stärker in die Innenstädt­e zurückzieh­en, forderte Ehlert. Eine Innenstadt sei attraktiv, wenn sich Wohnen, Arbeiten und Freizeit mischten. In Hamburg gebe es ein entspreche­ndes Modellproj­ekt.

Aktive Stadtplanu­ng

Wie mehrere

Die Handwerksr­egion Ruhr sucht sich für ihre Tagungen immer Backsteing­ebäude der Industriea­rchitektur aus, in denen sie dann Themen der Zukunft in den Blick nimmt.

Zum Verbund zählt die Handwerksk­ammer (HWK) Düsseldorf, in Moers vertreten durch den Präsidente­n Andreas Ahlert; die HWK Münster, in Moers vertreten durch Präsidente­n Hans Hund sowie die HWK Dortmund, in Moers vertreten durch Präsident Berthold Schröder.

1. Forum im Weltkultur­erbe Zollverein in Essen, einem Gebäude des modernen Bauens der 1920er

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RP-FOTO: NOP Der Moerser Bürgermeis­ter Christoph Fleischhau­er (r.) und Eckhard Brockhoff auf dem Podium beim „Forum Handwerk Region “.

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