Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Schöne Stimmen und fantastisc­he Bilder

Gleich zwei Kulturvera­nstaltunge­n erfreuten in der Bofrost-Halle Straelen das Publikum. Das A-Capella-Quartett „Basta“gab ein Konzert. Einen Tag später war die Show „Moving Shadows“zu bestaunen.

- VON MARGRET LINSSEN UND MICHAEL KLATT

Die A-Cappella-Gruppe „Basta“zu beschreibe­n, kann nur in einem Versuch enden. Doch dieser Versuch ist es wert. Vier sehr sympathisc­he Männer aus Köln, ohne Instrument­e, aber dafür mit viel Stimme, Charme und hintergrün­digem Humor waren auf Einladung des Kulturring­s Straelen in der BofrostHal­le in Straelen zu erleben.

Arndt Schmöle, William Wahl, Werner Adelmann und Mirko Schelske sind alles andere als schlicht, auch wenn sie so auf die Bühne kommen. Ohne Schnicksch­nack, ohne große Effekte und doch so präsent. Durch ihre Stimmen und die Geräusche, die sie ohne Instrument­e erzeugen. Durch die Texte, die mit feinem und hintergrün­digen Humor gewürzt sind. Durch die Melodien, die fast immer selbst komponiert, manchmal aber auch „geklaut“sind. Es tut dem Auftritt keinen Abbruch, sondern spornt das Publikum bei bekannten Liedern an, spontan den Gesang mit rythmische­m Klatschen zu begleiten.

Auch eine perfekte Performanc­e beim „Anbaggerli­ed“hat nicht geholfen. Sie sind bei der Lady abgeblitzt. Unterlegt mit einer Tangomelod­ie, outeten sie sich augenzwink­ernd als Außenseite­r, weil sie Milchprodu­kte trinken – und sogar Gluten essen können. Nix mit Lactose- oder sonstigen Intoleranz­en. Obwohl es doch heute so gängig ist. Damit hätten sie sich eindeutig ins „Aus“katapultie­rt und gelten im gesamten Land als Einzelkämp­fer ,zwischen Sojamilch und Glutenfrei, gelten. Und wie peinlich es erst sei, Schlager zu mögen, wenn man als „harter Kerl“gelten will. Völlig unmöglich. Das Publikum sah das ganz anders und honorierte die gesanglich­en Vorträge mit viel Applaus.

Man musste schon aufmerksam sein, um dem feinen Witz zu lauschen, die Stimmen zu genießen und zu kapieren, dass wirklich keine Instrument­e benutzt wurden, sondern reiner Körpereins­atz die Geräusche erzeugte. Man fragte sich unwillkürl­ich: Wo ist das Schlagzeug, die Gitarre? Nirgendwo. Reiner Körpereins­atz. Unglaublic­h, aber wahr!

Werner gab den „Personal-Trainer“und machte mal ganz galant auf der Bühne vor, was er so drauf hat. Der drahtige Sänger braucht wirklich keine Unterstütz­ung bei der körperlich­en Fitness. Da staunte manch ein Gast in der Stadthalle und wurde vielleicht auch ein bisschen neidisch auf so viel Beweglichk­eit. Einen „Büroshanty“stellten die Vier dann im Anschluss vor. Etwas ganz anderes für den trockenen

Büroalltag. Mit den Befehlen „CutCopy-Paste“wurde ein ganz neues Bürogefühl erzeugt. Aber auch den Reggae haben die vier Männer von „Basta“drauf. „Legalize A Cappella“wurde vorgetrage­n. Ein Reggae mit Dialekt. Und der „Bratislava Lover“holte das Publikum fast von den Stühlen. Einfach Klasse.

Eine ganz neue Bedeutung bekam der Abba-Ohrwurm „Chiquitita“. Umgedichte­t in „Schicke Kita“, in die der kleine Korbinian geht, damit, wenn er später promoviert, auch die richtigen Umgangsfor­men

frühzeitig lernt. Der richtige Umgang macht eben den perfekten Menschen aus. Das Publikum war so begeistert, dass „Basta“noch einige Zugaben geben musste.

Dem Abend mit schönen Stimmen folgte einen Tag später ein Abend mit fantastisc­hen Bildern. Der Kulturring hatte in der BofrostHal­le die Bühne für die „Moving Shadows“bereitet. Es war eine fasziniere­nde Form von Schattenth­eater, die von dem Ensemble aus Köln geboten wurde. Am Anfang vor, dann den größten Teil der Vorstellun­g hinter

eine Leinwand agierten die acht Männer und Frauen. Sie erzählten, begleitet von jeweils passender Musik, allein mit der Anordnung ihrer Körper Geschichte­n. Da ging es in einer Szene um den Tag eines Mannes, angefangen vom Aufstehen, der Körperpfle­ge im Badezimmer über den Weg ins Büro und den Leistung fordernden Chef bis zum Feierabend. Ein weiteres Kapitel widmete sich der Musikgesch­ichte von Mozart über die Beatles bis zu Rammstein. Auch diverse Sportarten wurden dargestell­t, es gab zudem unter anderem einen Streifzug durch die Filmgeschi­chte mit markanten Szenen zum Beispiel aus „Easy Rider“und „Titanic“. Und auch die Geschichte der Erde insgesamt von Amöben im Urmeer bis zur Jetztzeit sparten die Tänzer nicht aus.

In fließenden Bewegungen formten die Akteure allein mit ihren Körpern fast das komplette Bühnenbild. Sie wurden zum Kölner Dom, zu Möbeln, zu Schriftzüg­en. So erschien zu „Love Me Tender“ein liegender Elvis-Presley-Kopf, der synchron zur Musik die Lippen bewegte. Ein Taxi wurde geformt, dessen Fahrer ein Liebespaar zu einem Restaurant chauffiert­e. Bei „Born To Be Wild“legten sich drei Motorradfa­hrer rasant in die Kurven.

Immer wieder gab es Szenenappl­aus für die perfekte Choreograf­ie. In Sekundensc­hnelle gab es immer wieder neue Bilder. Immer wieder gelangen nach dem Hin- und Herlaufen die korrekten Abstände zur Lichtquell­e, immer wieder ließen die „Moving Shadows“Bilder entstehen, die das Publikum fasziniert­en und staunen ließen. Am Ende grüßte das Ensemble mit den Schriftzüg­en „Danke“und „Straelen“. Gut denkbar, dass der Kulturring dieses besondere Erlebnis noch einmal in die Blumenstad­t holt. Eine Chance für diejenigen, die diesmal nicht in der Halle waren.

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FOTOS: KULTURRING Die vier Sänger von „Basta“sorgten mit wunderbare­m ACappella-Gesang für gute Unterhaltu­ng (v.l.): Arndt Schmöle, William Wahl, Mirko Schelske und Werner Adelmann.
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Ihren Dank formten die „Moving Shadows“am Ende ihrer Vorstellun­g mit ihren Körpern.

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