Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Schöne Stimmen und fantastische Bilder
Gleich zwei Kulturveranstaltungen erfreuten in der Bofrost-Halle Straelen das Publikum. Das A-Capella-Quartett „Basta“gab ein Konzert. Einen Tag später war die Show „Moving Shadows“zu bestaunen.
Die A-Cappella-Gruppe „Basta“zu beschreiben, kann nur in einem Versuch enden. Doch dieser Versuch ist es wert. Vier sehr sympathische Männer aus Köln, ohne Instrumente, aber dafür mit viel Stimme, Charme und hintergründigem Humor waren auf Einladung des Kulturrings Straelen in der BofrostHalle in Straelen zu erleben.
Arndt Schmöle, William Wahl, Werner Adelmann und Mirko Schelske sind alles andere als schlicht, auch wenn sie so auf die Bühne kommen. Ohne Schnickschnack, ohne große Effekte und doch so präsent. Durch ihre Stimmen und die Geräusche, die sie ohne Instrumente erzeugen. Durch die Texte, die mit feinem und hintergründigen Humor gewürzt sind. Durch die Melodien, die fast immer selbst komponiert, manchmal aber auch „geklaut“sind. Es tut dem Auftritt keinen Abbruch, sondern spornt das Publikum bei bekannten Liedern an, spontan den Gesang mit rythmischem Klatschen zu begleiten.
Auch eine perfekte Performance beim „Anbaggerlied“hat nicht geholfen. Sie sind bei der Lady abgeblitzt. Unterlegt mit einer Tangomelodie, outeten sie sich augenzwinkernd als Außenseiter, weil sie Milchprodukte trinken – und sogar Gluten essen können. Nix mit Lactose- oder sonstigen Intoleranzen. Obwohl es doch heute so gängig ist. Damit hätten sie sich eindeutig ins „Aus“katapultiert und gelten im gesamten Land als Einzelkämpfer ,zwischen Sojamilch und Glutenfrei, gelten. Und wie peinlich es erst sei, Schlager zu mögen, wenn man als „harter Kerl“gelten will. Völlig unmöglich. Das Publikum sah das ganz anders und honorierte die gesanglichen Vorträge mit viel Applaus.
Man musste schon aufmerksam sein, um dem feinen Witz zu lauschen, die Stimmen zu genießen und zu kapieren, dass wirklich keine Instrumente benutzt wurden, sondern reiner Körpereinsatz die Geräusche erzeugte. Man fragte sich unwillkürlich: Wo ist das Schlagzeug, die Gitarre? Nirgendwo. Reiner Körpereinsatz. Unglaublich, aber wahr!
Werner gab den „Personal-Trainer“und machte mal ganz galant auf der Bühne vor, was er so drauf hat. Der drahtige Sänger braucht wirklich keine Unterstützung bei der körperlichen Fitness. Da staunte manch ein Gast in der Stadthalle und wurde vielleicht auch ein bisschen neidisch auf so viel Beweglichkeit. Einen „Büroshanty“stellten die Vier dann im Anschluss vor. Etwas ganz anderes für den trockenen
Büroalltag. Mit den Befehlen „CutCopy-Paste“wurde ein ganz neues Bürogefühl erzeugt. Aber auch den Reggae haben die vier Männer von „Basta“drauf. „Legalize A Cappella“wurde vorgetragen. Ein Reggae mit Dialekt. Und der „Bratislava Lover“holte das Publikum fast von den Stühlen. Einfach Klasse.
Eine ganz neue Bedeutung bekam der Abba-Ohrwurm „Chiquitita“. Umgedichtet in „Schicke Kita“, in die der kleine Korbinian geht, damit, wenn er später promoviert, auch die richtigen Umgangsformen
frühzeitig lernt. Der richtige Umgang macht eben den perfekten Menschen aus. Das Publikum war so begeistert, dass „Basta“noch einige Zugaben geben musste.
Dem Abend mit schönen Stimmen folgte einen Tag später ein Abend mit fantastischen Bildern. Der Kulturring hatte in der BofrostHalle die Bühne für die „Moving Shadows“bereitet. Es war eine faszinierende Form von Schattentheater, die von dem Ensemble aus Köln geboten wurde. Am Anfang vor, dann den größten Teil der Vorstellung hinter
eine Leinwand agierten die acht Männer und Frauen. Sie erzählten, begleitet von jeweils passender Musik, allein mit der Anordnung ihrer Körper Geschichten. Da ging es in einer Szene um den Tag eines Mannes, angefangen vom Aufstehen, der Körperpflege im Badezimmer über den Weg ins Büro und den Leistung fordernden Chef bis zum Feierabend. Ein weiteres Kapitel widmete sich der Musikgeschichte von Mozart über die Beatles bis zu Rammstein. Auch diverse Sportarten wurden dargestellt, es gab zudem unter anderem einen Streifzug durch die Filmgeschichte mit markanten Szenen zum Beispiel aus „Easy Rider“und „Titanic“. Und auch die Geschichte der Erde insgesamt von Amöben im Urmeer bis zur Jetztzeit sparten die Tänzer nicht aus.
In fließenden Bewegungen formten die Akteure allein mit ihren Körpern fast das komplette Bühnenbild. Sie wurden zum Kölner Dom, zu Möbeln, zu Schriftzügen. So erschien zu „Love Me Tender“ein liegender Elvis-Presley-Kopf, der synchron zur Musik die Lippen bewegte. Ein Taxi wurde geformt, dessen Fahrer ein Liebespaar zu einem Restaurant chauffierte. Bei „Born To Be Wild“legten sich drei Motorradfahrer rasant in die Kurven.
Immer wieder gab es Szenenapplaus für die perfekte Choreografie. In Sekundenschnelle gab es immer wieder neue Bilder. Immer wieder gelangen nach dem Hin- und Herlaufen die korrekten Abstände zur Lichtquelle, immer wieder ließen die „Moving Shadows“Bilder entstehen, die das Publikum faszinierten und staunen ließen. Am Ende grüßte das Ensemble mit den Schriftzügen „Danke“und „Straelen“. Gut denkbar, dass der Kulturring dieses besondere Erlebnis noch einmal in die Blumenstadt holt. Eine Chance für diejenigen, die diesmal nicht in der Halle waren.