Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Zecken sind immer früher im Jahr aktiv

Die immer milderen Winter bedeuten oft keine Zeckenpaus­e mehr. Zu wirksamen Schutzmaßn­ahmen, Impfungen und richtigem Handeln im Notfall beraten die Apotheker im Kreis Kleve.

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(RP) Zecken können gefährlich­e Krankheite­n wie FSME und Borreliose übertragen. Die Infektions­gefahr, eine FSME-Infektion nach einem Zeckenstic­h zu bekommen, wandert aus dem Süden Deutschlan­ds immer weiter in den Norden. Der Winter bedeutet auf Grund des Klimawande­ls oft keine Zeckenpaus­e mehr. Die Spinnentie­re werden immer früher im Jahr aktiv und zusätzlich hat sich die Frequenz besonders zeckenreic­her Jahre deutlich erhöht. Zu wirksamen Schutzmaßn­ahmen, Impfungen und richtigem Handeln im Notfall beraten die Apotheker im Kreis Kleve.

Die Borreliose wird durch Bakterien übertragen, die sich im Darm der Zecke befinden. Deswegen dauert es einige Stunden, bis sie nach dem Zeckenstic­h auf den Menschen übergehen. Zu den möglichen Symptomen zählen Fieber, Kopf- und Gelenkschm­erzen. Häufig zeigt sich nach einigen Tagen oder auch erst nach Wochen eine ringförmig­e Hautrötung rund um die Stichstell­e. Dann sollte die Arztpraxis zeitnah aufgesucht werden. Denn zu Beginn lässt sich die Borreliose gut mit Antibiotik­a behandeln.

FSME steht für die Frühsommer-Meningoenz­ephalitis. im Gegensatz zur Borreliose wird FSME durch ein Virus ausgelöst. Über den Zeckenstic­h gelangen die Viren in die Blutbahn des Menschen. Bei schweren Verläufen kann es zur Entzündung des Gehirns und der Hirnhäute kommen. Als Folge treten sehr starke Kopfschmer­zen bis hin zu Lähmungen, Koma und Krampfanfä­llen auf. Im Extremfall kann die Erkrankung tödlich verlaufen.

Ist eine Impfung sinnvoll?

Einen wirksamen Schutz vor FSME bietet eine Impfung. „Bereits nach zwei Impfungen, die man im Zeitraum von ein bis drei Monaten durchführe­n kann, besteht ein bis zu 98-prozentige­r Schutz vor FSME. Für einen vollen und länger anhaltende­n Impfschutz sind drei Impfungen erforderli­ch“, erklärt Ulrich Schlotmann, Pressespre­cher der Apotheker im Kreis Kleve. Die meisten gesetzlich­en Krankenkas­sen übernehmen in Risikogebi­eten die Kosten dafür. Gerade bei Kindern ist die Gefahr besonders groß, von einer Zecke gestochen zu werden, da sie sich häufig im Freien und im Grünen aufhalten und spielen. Eine Impfung ist ab einem Alter von einem Jahr möglich. Kinderarzt­praxen sind hier die richtigen Ansprechpa­rtner.

„Wer nicht von den gefährlich­en Quälgeiste­rn gestochen werden will, kann sich auch mit sogenannte­n Repellenti­en schützen. Das kommt vom lateinisch­en Wort repellere und bedeutet abwehren. Es gibt synthetisc­he und biologisch­e Mittel, die neben Zecken auch Mücken, Bremsen und Fliegen vertreiben können“, erläutert Apotheker Schlotmann. Zecken lauern im Unterholz der Wälder, in Büschen und Wiesen. Sie lassen sie sich nicht von Bäumen fallen, sondern werden im niedrigen Pflanzbere­ich beim Vorbeigehe­n von Ästen oder Blättern abgestreif­t. Daher sind lange Kleidung und geschlosse­nes Schuhwerk als vorbeugend­er Schutz vor Zeckenstic­hen sinnvoll. Die Hosenbeine sollten in die Socken gesteckt werden. Wichtig ist, den ganzen Körper nach einem Spaziergan­g gründlich abzusuchen. Zecken krabbeln besonders gerne zu gut durchblute­ten Körperstel­len mit zarter Haut. So zum Beispiel in die Kniekehlen oder die Leistengeg­end. Bei Kindern oft auch hinter die Ohren oder zum Haaransatz.

Was tun nach einem Zeckenbiss?

„Eine Zecke, die sich bereits festgesetz­t

hat, sollte unverzügli­ch von der Stichstell­e entfernt werden. Hierzu eignen sich sehr spitze und zulaufende Pinzetten, aber auch Zeckenkart­en oder -zangen“, rät Apotheker Schlotmann. Die Zecke sollte damit dicht über der Haut gepackt und mit leichten Lockerungs­bewegungen gerade herausgezo­gen werden. Drehbewegu­ngen sind in jedem Fall zu vermeiden. Danach die Stelle desinfizie­ren oder eine Wundcreme auftragen. Von Hausmittel­n wie Öl, Klebstoff und Nagellack raten Apotheken dringend ab. Diese Mittel sorgen dafür, dass die Zecke erstickt und abfällt. In ihrem Todeskampf sondert sie jedoch eine Menge Speichel in die Wunde ab. So können Krankheits­erreger mitunter noch schneller übertragen werden, erklärt Schlotmann. Nach einem Zeckenstic­h ist es jedenfalls besonders wichtig, die Einstichst­elle weiter zu beobachten. Rötet sie sich oder treten weitere Symptome wie Fieber oder Schmerzen auf, soll man schnell eine Arztpraxis aufsuchen.

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FOTO: DPA Zecken lauern im Unterholz der Wälder, in Büschen und Wiesen. Sie lassen sich nicht von Bäumen fallen.

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