Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Tulpen vertragen Els überhaupt nicht

Ein Elfferrat aus AuwelHolt schwört auf Els, Kabarettis­tin Ingrid Kühne kann man damit jagen. Und unauffälli­g in der Blumenvase kann man das Getränk auch nicht verschwind­en lassen, denn das hat Folgen.

- VON DIRK MÖWIUS

Einige Reaktionen haben uns auf den Beitrag zum Thema Els erreicht. Ganz unterschie­dlich sind die Erfahrunge­n mit dem „Zaubertran­k“, den man wohl nur lieben oder hassen kann. Eines zeigen die Geschichte­n: Nicht nur Menschen vertragen ihn manchmal nicht.

Karl-Heinz Cremers weiß über Els im Auwel-Holter Sitzungska­rneval zu berichten. Dort wird der Els sehr gerne gereicht „und auch oft und viel“, so Cremers. Der Elferrat samt Prinzen wird jedes Jahr von einer anderen Mannschaft gestellt, wobei der Prinz dann im Losverfahr­en ermittelt wird. „Als wir passive Mitglieder vom Sportverei­n dann an der Reihe waren, eine Mannschaft zusammenzu­stellen, ist es uns auch gelungen, 15 mehr oder weniger sportliche Vereinsmit­glieder dafür zu begeistern und den Elferrat dann 2019 zu stellen. Als Prinz hat sich dann Thomas Loy ziehen lassen. Und es kam, wie es kommen sollte: Wir hatten eine tolle Saison und haben auch etliche Els zu uns genommen und hatten sehr viel Spaß zusammen. Am Ende ist die Truppe dann noch zusammenge­blieben und man trifft sich auch noch weiterhin in geselliger Runde, um Els zu genießen.“Cremers sorgte dann für Nachschub. „Ich habe dann mal für alle als Gag zwei Päckchen Wermutsame­n ausgesät, wobei dann nur eines gekeimt hat. Die jungen Pflänzchen habe ich dann mit viel gärtnerisc­hem Geschick großgezoge­n und dann meinem Elferrat zum Pflanzen im heimischen Garten angeboten.“Zwar hätten nicht alle die Pflanzen freiwillig und gerne abgeholt, aber am Ende waren alle begeistert, als nach einem Jahr die Sträucher groß genug waren. Es wurde geerntet und getrocknet, der erste Els wurde dann als Aufgesetzt­er selbst angesetzt. Cremers: „Inzwischen haben wir viele Varianten des Els ausprobier­t, sogar die ersten von der Wurzel angesetzt. Diese Verkostung steht allerdings noch aus. Aber ich denke, auch dies ist wieder ein schöner Anlass, um die gemachten Erfahrunge­n rund um den Els auszutausc­hen.“

Weniger erfreulich war die Els-Erfahrung von Ingrid Kühne. Die Komikerin und Kabarettis­tin aus Aldekerk war als Schülerin zu einer Fete auf dem Sportplatz in Sevelen eingeladen. Da ihr Vater sie schon sehr früh wieder abholen wollte, ging sie „mit dickem Hals“dorthin. Jemand, der ihre schlechte Laune bemerkte, sagte zu ihr, da müsse sie erstmal einen Els trinken. Er pries das Getränk auch noch als Frauenlikö­r an. Ingrid Kühne setzte den Els mutig an, doch noch bevor sie ausgetrunk­en hatte, kamen die ersten Tropfen plus Mageninhal­t wieder hoch. Und ihr war so schlecht, dass sie sich umgehend von ihrem Vater wieder abholen ließ. „Wir mussten wohl auf der Rückfahrt noch mehrfach anhalten, so schlecht ging es mir“, erinnert sie sich an Els. Getrunken hat sie ihn nie mehr.

Das blieb Anna-Maria Hüls erspart. Die Juwelierin aus Kamp-Lintfort,

die in Geldern die Liebfrauen­schule besuchte und ihre Lehre bei Optik und Juwelier Vogel machte, erinnert sich noch gut an ihr Els-Erlebnis. Nach einem Friedhofsb­esuch wollte sie mit ihrem Vater und einer Bekannten noch am Kloster Kamp einen Kaffee trinken. Andere Gäste spendierte­n dem Trio eine Runde Els. Die Dame trank ihn gern, die beiden anderen ließen ihn unauffälli­g in einer Blumenvase verschwind­en. Und Minuten später ließen die Tulpen die Köpfe hängen.

Willi Hoselmann aus Geldern (97), der mit seiner Els-Variante der Ideengeber für unseren Bericht war, hat auch noch eine Geschichte auf Lager. Bevor er seinen eigenen Elsbaum hatte, benutze er Wermut, verfeinert­e seinen Schnaps aber noch mit orange-roten Ebereschen­beeren. Als seine Frau sah, dass am Friedhof die Ebereschen beschnitte­n wurde, sammelte sie Zweige und reife Früchte ein. „Für die Vase?“, fragte einer der Gärtner, „Nein, für den Schnaps“lautete die Antwort. Hoselmann: „Da die Eberesche von vielen für hochgiftig gehalten wird, dachten die Stadtgärtn­er wohl, die will ihren Mann vergiften.“

 ?? FOTO: CREMERS ?? Karl-Heinz Cremers und der Elferrat 2019 in Auwel-Holt haben eigene WermutPfla­nzen im Garten, um ihren Els herzustell­en.
FOTO: CREMERS Karl-Heinz Cremers und der Elferrat 2019 in Auwel-Holt haben eigene WermutPfla­nzen im Garten, um ihren Els herzustell­en.
 ?? FOTO: DIRK MÖWIUS ?? Willi Hoselmann schenkte seine gefrorenen Elsbeeren Ernst Deselaers vom „Moosbur“.
FOTO: DIRK MÖWIUS Willi Hoselmann schenkte seine gefrorenen Elsbeeren Ernst Deselaers vom „Moosbur“.
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FOTO: KÜHNE Ingrid Kühne probierte als Schülerin Els. Er bekam ihr nicht.

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