Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Die IG Bau droht mit Streik im Kreis Kleve
(RP) Auf den Baustellen im Kreis Kleve könnten sie bald stillstehen: „Bagger, Kräne, Betonmischer – alle im ‚Ruhemodus‘. Das droht, wenn der Bau in den Streik rutscht“, sagt Karina Pfau. Die Bezirksvorsitzende der IG BAU Duisburg-Niederrhein spricht von einer „extrem heiklen Phase für die Bauwirtschaft im Kreis Kleve“. Grund sei das drohende Platzen der Tarifrunde im Bauhauptgewerbe. „Drei Verhandlungstreffen haben die Arbeitgeber scheitern lassen. Jetzt liegt ein Schlichterspruch auf dem Tisch“, heißt es von der Gewerkschaft. Sollte es zu keiner Bewegung kommen, droht man unverhohlen mit Streik. „Und der wird auch im Kreis Kleve richtig weh tun“, sagt Karina Pfau.
Insgesamt gibt es nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit 336 Bauunternehmen im Kreis Kleve. Aktuell arbeiten dort mehr als 3500 Beschäftigte. „Noch jedenfalls“, so Pfau. Denn die Bezirksvorsitzende der IG BAU Duisburg-Niederrhein erwartet eine „regelrechte Fachkräfte-Flucht“von den Baustellen, sollte die Bezahlung nicht steigen. „Viele werden dem Bau den Rücken kehren.“Denn wer auf dem Bau arbeite, der finde überall schnell einen neuen Job. „Das Problem dabei: Wer einmal geht, der kommt nicht wieder auf den Bau zurück.“
Die Gewerkschaft spricht gar von einer „Schicksalsstunde für den Bau“, baut kräftig Druck auf: Die Branche brauche ein schnelles Ja zum Schlichterspruch – und damit ein Signal, dass „der massive Lohnverlust, den die Inflation verursacht hat, endlich aufgefangen wird“.
Der ehemalige Präsident des Bundessozialgerichts, Rainer Schlegel, habe als Schlichter eine klare Empfehlung gegeben: Bauarbeiter sollen ab Mai mindestens 250 Euro pro Monat mehr bekommen. In einem Jahr würden die Löhne dann um weitere 4,15 Prozent steigen. Außerdem sollen die Azubis auf dem Bau im Kreis Kleve beim Start ihrer Ausbildung bereits 1080 Euro pro Monat verdienen. Außerdem erwarte der Schlichter ein Anziehen der Baukonjunktur. Die Zahl der dringend benötigten Wohnungen werde in den nächsten Jahren zu einer „deutlichen Steigerung“der Aufträge und Umsätze im Bereich des Hochbaus führen, so Bau-Schlichter Schlegel.