Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
„Ich bin eher Currywurst als Sterne-Küche“
Der Komiker, Moderator und Entertainer Ingo Oschmann ist froh, weniger im Fernsehen zu sein.
Sie treten in Issum auf. Wie gut kennen Sie sich am Niederrhein aus?
Naja, ich kenne mich so gut aus, als dass ich ganz gut mit Ingrid Kühne befreundet bin. Und die erzählt und zeigt mir ganz viel. Ich bin aus Ostwestfalen. Wir reden nicht mit jedem und sagen es auch keinem. Die Region hier ist anders drauf. Man kommt irgendwo rein und wird mit offenen Armen empfangen. Damit kann ich inzwischen gut umgehen, aber ich habe eine Weile gebraucht.
Wie haben Sie Ingrid Kühne kennengelernt?
Ich hatte einen Auftritt mit einem befreundeten Comedian, und irgendwie kamen wir auf sie zu sprechen. Ich habe gesagt, die würde ich gerne mal kennenlernen. Worauf mein Freund lachte und meinte, sie dich auch, sie ist ein riesiger Fan von dir. Wir haben dann telefoniert. Das war Liebe auf den ersten Blick.
Seit März 2022 haben sie einen gemeinsamen Podcast, bei dem sie jeden Montag über alles und nichts sprechen.
Wir haben kein Konzept. Zur Freude vieler. Wir tragen beide das Herz auf der Zunge. Das ist wie ein Gespräch unter Freunden. Sie sitzt in Xanten und ich in Düsseldorf.
Und was hat es mit dem Titel „Einheiz3“auf sich?
Anfangs wollten wir das zu dritt machen. Aber die dritte Person ist nach der ersten Probe ausgestiegen.
Wer war das?
Das wird für immer ein Geheimnis bleiben.
Und der Titel wurde nicht auf „Einheiz2“geändert?
Nein, das haben wir aus Spaß so gelassen.
Sie haben noch einen weiteren Podcast mit Michael Berndt: „Business, Brains und Bauchgefühl“.
Ich habe insgesamt sogar drei. Ich habe noch einen nerdigen Zauber-Podcast „Secret Magic Talk“.
Xanten ist nicht weit von Issum entfernt. Besteht die Möglichkeit, dass Frau Kühne bei ihrem Auftritt vorbeischauen wird?
Das hätte sie definitiv gemacht, aber sie ist leider selbst unterwegs.
Sie sind aktuell mit drei Programmen gleichzeitig auf Tour. Warum das?
Es waren mal fünf, aber die Agentur meinte, es wird zu unübersichtlich.
Warum machen Sie das?
Mir wird schnell langweilig. Ich spiele ja vier, fünf Mal die Woche. Ich hasse das, wenn man in einem Programm sitzt und der Künstler vorne fängt an zu leiern, weil er sich langweilt. Das ist fürchterlich, das möchte ich mit aller Macht vermeiden. Ich möchte selber Spaß haben und den Leuten das Gefühl geben: Der Abend hier heute ist so in keinster Weise wiederholbar. Ohne dass das eine Masche ist. Das geht nur, weil ich viel improvisiere und frei bin. Wenn ich aber fünf Mal das gleiche Programm spiele, stellt sich schnell Alltag ein. Und das will ich nicht.
Sie sind ein Tausendsassa. Sie schreiben Bücher, machen Podcasts, sie waren im Fernsehen und sie zaubern. Warum stehen Sie so gerne auf der Bühne?
Mangel an Liebe? (lacht) Ich habe keine Ahnung. Ich liebe das, wenn ich Menschen eine gute
Zeit bereiten kann. Ich habe mal Sozialarbeit studiert. Vielleicht ist das eine Form von Sozialarbeit. Wenn man bei mir sitzt und in der Zeit seine Sorgen vergessen kann, finde ich das großartig. Es geht nicht um Selbstdarstellung. Privat bin ich viel, viel ruhiger. Ich bin auch ganz froh, dass ich nicht mehr diesen Status habe. Ich fand das immer ein bisschen befremdlich. Ich bin eher so der Normalo und möchte auch normal behandelt werden. Ich bin eher Currywurst als Drei-Sterne-Küche. Das ist ein Beruf wie jeder andere auch. Nur weil jemand im Fernsehen rumkaspert, ist er kein besserer Mensch.
Sie spielen auch ein Kinderprogramm. Was reizt Sie daran?
Das ist meine Basis, da komme ich her. Die ersten Auftritte hatte ich in Altenheimen und Kindergärten. Viele unterschätzen die Arbeit mit Kindern, weil sie denken, das sind doch nur Kinder. Kinder sind aber ehrlich. Wenn ihnen etwas nicht gefällt, zeigen sie es dir. Auch während des Programms. Oder sie sagen es dir hinterher. Erwachsene machen das nicht. Die gehen nach Hause und sagen: War nix.
Was machen Sie in Ihrem Kinderprogramm?
Ich habe einen Hut, den setzen sich die Kinder auf und zaubern selber. Ich bin dann raus. Das möchte ich auch für meine Erwachsenen-Shows. Ich möchte, dass die Leute mein Plakat sehen und sagen, da kommt der Ingo und nicht, da kommt der Herr Oschmann. Ich brauche das für meine Seele. Ich habe selber zwei kleine Kinder, die sind elf und fünf. Wenn die im Publikum sitzen, bin ich der aufgeregteste Mensch auf der Welt.
2003 haben Sie die erste Staffel der Sat1-Castingshow „Star Search“gewonnen. Würden Sie diesen Weg heute noch Talenten empfehlen?
Nein. Jein. Schwierig. Man sollte das nur machen, wenn man ein gefestigtes Umfeld hat. Ich war damals 33. Als man mir die ganzen Verträge um die Ohren gehauen hat, konnte ich besser damit umgehen als andere. Deshalb gibt es mich auch noch. Ich habe ein Umfeld, das mich auch liebt, wenn ich nicht populär bin. Aber damals war es eine andere Zeit. Es gab nicht so viele Castingshows wie heute. Die Chance, da strahlend rauszugehen und dass es für mich weitergeht, war relativ groß. Heutzutage gibt es so viele Castingshows, dass die, die gewinnen, oft wieder in der Versenkung verschwinden. Was
man nie vergessen darf: Eine Produktionsfirma oder ein Sender ist keine Sozialstation. Denen geht’s darum, dass sie Quote machen und Geld verdienen. Der Mensch ist erst mal relativ egal. Aber wenn man das als Sprungbrett nutzt, hat man eine Chance.
Wie sind Sie zur Zauberei gekommen?
Ich habe ein Autoritätsproblem. Wenn mir jemand sagt, geh links, dann geh ich rechts. In der Schule hatte ich ganz schlimme Prüfungsangst. Ich war immer so aufgeregt. Irgendwann bin ich dann zur Zauberei gekommen. Das war anfangs eine Katastrophe. Wenn ich auf der Bühne ein Glas Wasser in der Hand hatte, sah das aus, als ob ich vier halte, so habe ich gezittert. Ich habe dann aber gemerkt, dass ich das bewältigen kann. Das hat mich stärker gemacht. Das versuche ich auch, meinen Kindern zu vermitteln. Wenn man etwas nicht kann, will das aber unbedingt, dann lohnt es sich dafür zu kämpfen. Die Bühnensicherheit musste ich mir erkämpfen.
Ist die Zauberei Bestandteil der Show?
Ja, ich habe Tricks, die ich erfunden habe oder die ich weiterentwickelt habe. Die Zauberkunst war für mich ein Vehikel. 2001 war ich in der Köln Comedy Schule. Und da hieß es dann, lass die Zauberei weg und erzähl mal was.
Und wie das Ihre Art ist, haben Sie nicht darauf gehört, oder?
Ne, ich habe trotzdem gezaubert. Das mache ich jetzt seit 30 Jahren.