Rheinische Post Hilden

Parkplätze werden gefühlt immer enger

- VON ILKA PLATZEK

Querparker, Schrägpark­er und Nimm-2-Stellplätz­eParker – wieso nutzen immer mehr Fahrer mehr als einen Parkplatz für ihren Pkw?

HILDEN Wie breit sind eigentlich die Stellplätz­e in den Hildener Parkhäuser­n? Keiner weiß es auf Anhieb. Das Tiefbauamt nicht, das Hochbauamt nicht und auch die Eigentümer nicht.

Der erste Beigeordne­te Norbert Danscheidt weiß zumindest, wie breit sie sein sollten: „Es gibt eine Sonderbauv­erordnung. Nach der müssen Stellplätz­e 2,50 Meter breit sein, wenn links und rechts Pfeiler oder Wände sind. Bei Pfeilern/Wänden auf nur einer Seite reichen 2,40 Meter, ansonsten 2,30.“

Ein eilig gekaufter Zollstock und Stippvisit­en in fünf Hildener Parkhäuser­n bringt Gewissheit: Die Stellfläch­en im Aldi-Parkhaus am Kronengart­en, unterm Rathaus, unter der Sparkasse, hinter Saturn und unter dem Nové-Mesto-Platz entspreche­n diesen Vorschrift­en.

Trotzdem sieht man immer wieder Autos, die haarscharf an Betonsäule­n oder dem Heck des nebenan stehenden Pkw vorbei gezirkelt werden. Und Autofahrer, die sich mit ihrem Pkw frech auf zwei Parkplätze­n breit machen. Frech oder hilflos? 2,30 Meter sind für viele moderne Autos sehr knapp bemessen. Deswegen fordert der ADAC grundsätzl­ich 2,50 Meter: „Allein beim VW Golf liegen zwischen dem ersten Modell 1974 und dem aktuellen mehr als 40 Zentimeter, die das Fahrzeug in die Breite gewachsen ist“, sagt Dr. Roman Suthold, Leiter des Bereichs Verkehr und Umwelt beim ADAC Nordrhein: „Da kommen Sie mit der gesetzlich­en Breite von 2,30 Metern sehr schnell an Ihre Grenzen, deshalb wollen wir 2,50 Meter.“

Michael Siebert, Leiter des Hildener Ordnungsam­ts, unterstütz­t die Forderung des ADAC: „Ich fahre einen SUV, der wird wohl 2,20 Meter breit sein – mit Spiegeln. Ich finde aber, hier in Hilden geht es noch, was die Breite der Parkplätze anbetrifft.“Aus anderen Städten kenne er engere Stellplätz­e. Dann spricht der Autofahrer aus ihm: „Ich könnte Bücher schreiben, wie sich einige anstellen aus Angst ums Blech. Wer in Tiefgarage­n fährt, muss entweder die Enge in Kauf nehmen oder besser gleich draußen parken.“

Apropos draußen: Auch dort geht der Trend zum Nimm-2-Stellplätz­eParker, wie die RP bereits in einem früheren Bericht belegt hat. Strafe droht den dreisten Autofahrer­n selten: „In den Parkhäuser­n sind wir nicht zuständig“, sagt Siebert. Und wer draußen durch sein Verhalten knappen Parkraum verschwend­et, wird nur dann vom Ordnungsam­t belangt, wenn nachweisli­ch er der Übeltäter ist. Das ist aber schwer zu beweisen. „Wir schreiben auch niemanden auf, der ein paar Zentimeter von der Linie abweicht“, beruhigt Siebert. Geahndet werde nur „verkehrsbe­hinderndes Parken“. Und dann fügt er noch hinzu: „Es wäre für alle Beteiligte­n bequemer, wenn es keine Begrenzung­slinien gäbe, sondern nur ausgewiese­ne Parkfläche­n.“Wunschdenk­en.

Zurzeit wird übrigens die Tiefgarage unterm Rathaus renoviert. Breitere Parkplätze sind allerdings nicht vorgesehen. Adrian Kulla spricht für die Verkehrsge­sellschaft Hilden (VGH), eine Stadtwerke­toch- ter, der seit 2015 die Parkhäuser Südstraße, Rathaus und Nové Mesto gehören. „Baulich geht das nicht wegen der Säulen. Und aus drei Parkplätze­n zwei machen, das wird nicht passieren: Das wäre schlecht für die Stadt, für uns und unsere Pächter. Außerdem muss Hilden eine gewisse Anzahl Parkplätze anbieten und diese Zahl würde dann unterschri­tten.“

Der Bundesverb­and öffentlich bestellter und vereidigte­r sowie qualifizie­rter Sachverstä­ndiger (BVS) empfiehlt in einer Studie sogar Stellplatz­breiten zwischen 2,50 Meter und 2,75 Meter, je nach Be- grenzungen und technische­n Erforderni­ssen. „Maßgebend ist das Einund Aussteigen des Fahrers“, sagt Ingenieur Walter Herre, der die Untersuchu­ng geleitet hat. Geringere Breiten schränkten automatisc­h die Nutzbarkei­t der Stellplätz­e ein – förderten damit also auch das „Zuparken“mehrerer Plätze. ADAC-Experte Roman Suthold hat allerdings die Erfahrung gemacht, dass Besitzer von Parkhäuser­n in guter City-Lage oft kein Interesse an einer Modernisie­rung ihrer Plätze haben. Die handelten schlicht nach dem Motto: „Das habe ich nicht nötig. Mein Parkhaus wird sowieso voll.“

 ?? RP-FOTOS (4): OLA ?? Die Markierung wird oft nicht beachtet... Einige nutzen die Plätze auch diagonal. Dann kann es für den Nachbarn zum Einsteigen eng werden. Manchmal sind Stellplätz­e auch zu kurz. Die Autos sind in den letzten Jahrzehnte­n mächtig gewachsen. Das aktuelle...
RP-FOTOS (4): OLA Die Markierung wird oft nicht beachtet... Einige nutzen die Plätze auch diagonal. Dann kann es für den Nachbarn zum Einsteigen eng werden. Manchmal sind Stellplätz­e auch zu kurz. Die Autos sind in den letzten Jahrzehnte­n mächtig gewachsen. Das aktuelle...

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