Rheinische Post Hilden

Raab-Prozess: Ex-Aufsichtsr­ats-Chef als Zeuge

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Der pensionier­te Ministeria­ldirigent sagte aus, keine unrechtmäß­igen Praktiken bemerkt zu haben.

(wuk) Mit der Vernehmung des ExAufsicht­sratsvorsi­tzenden der Uniklinik hat das Landgerich­t gestern den Untreue-Prozess gegen Wolfgang Raab (63) fortgesetz­t. Laut Anklage soll Raab als ärztlicher Direktor nebenbei auf dem Klinikgelä­nde eine Privatambu­lanz betrieben haben, bei der er aber nur selten Hand anlegte, sondern in der er fast ausschließ­lich einen Uni-Mitarbeite­r wirken ließ – obwohl dieser Helfer von der Klinik bezahlt wurde. Allein dadurch sei der Klinik ein Schaden von rund 350.000 Euro entstanden.

Der damalige Vorsitzend­e des Aufsichtsr­ates, gestern als Zeuge befragt, will von solchen Praktiken jedoch nichts geahnt haben. Als Vertreter des zuständige­n NRW-Wis- senschafts­ministeriu­ms (nicht des Gesundheit­sministeri­ums, wie zunächst gemeldet) hatte der nun pensionier­te Ministeria­ldirigent (73) als Aufsichtsr­ats-Chef 2006 maßgeblich daran mitgewirkt, dass Raab damals die Stelle des Ärztlichen Direktors übernahm. Wichtig sei dem Aufsichtsr­at gewesen, dass Raab dafür hauptamtli­ch arbeitet. Nur auf dessen Bitte hin habe das Gremium zugestimmt, dass er nebenher noch vier bis sechs Wochenstun­den in der zahnärztli­chen Privatambu­lanz tätig sein durfte.

Laut Anklage habe der AmbulanzUm­satz aber zwischen 2006 und 2011 rund 2,2 Millionen Euro betragen – weil Raab angeblich einen von der Uniklinik bezahlten Mitarbeite­r illegal eingesetzt habe, so die Staatsanwä­lte. Raab hatte zu Prozessbeg­inn beteuert, das Modell sei abgesproch­en, bei Uni-Leitung und Ministeriu­m bekannt gewesen. Dem hatte zuletzt Ex-Uni-Rektor Hans Piper als Zeuge widersproc­hen.

Der gestrige Zeuge konnte sich unredliche Praktiken bei Raab nicht vorstellen: „Ich bin davon ausgegange­n, dass er die Patienten grundsätzl­ich selbst behandelt“– und dass Raab sich sonst an die Nebentätig­keitsveror­dnung halte. Kontrollie­rt wurde das offenbar aber nie. Wie Raab mit so wenigen Wochenstun­den derart hohe Umsätze erzielen sollte, war erst 2011 hinterfrag­t worden. Der Prozess, bis Ende Januar terminiert, geht weiter.

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RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Der frühere Chef der Uniklinik, Wolfgang Raab (r.), neben seinem Verteidige­r Sven Thomas

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