Rheinische Post Hilden

Schulische Baumaßnahm­en

- VON JAN DREBES

Nirgends haben die Gemeinden so wenig in Schulen investiert wie in NRW. Das zeigt eine neue Studie. Das Land will nun zwei Milliarden Euro geben. Eltern- und Lehrerverb­ände schlagen dennoch Alarm.

BERLIN/DÜSSELDORF Marode Gebäude, schlechte Ausstattun­g: Viele Schulen in Nordrhein-Westfalen sind für Schüler, Lehrer und Eltern ein Ärgernis. Wie wenig die Gemeinden in ihre Schulgebäu­de investiert­en, zeigt eine noch unveröffen­tlichte Untersuchu­ng des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln, die unserer Redaktion vorliegt. Demnach flossen nur knapp sechs Prozent der gesamten kommunalen Ausgaben für Baumaßnahm­en in die Schulen. Nordrhein-Westfalens Kommunen sind damit bundesweit­es Schlusslic­ht.

„Die Gemeinden in NRW gaben mit insgesamt 163 Millionen Euro im Jahr 2015 relativ wenig für die allgemeinb­ildenden und berufliche­n Schulen aus“, sagte IW-Forscher Tobias Hentze. Selbst kleinere Bundesländ­er wie Hessen und Sachsen (je 202 Millionen Euro) und Niedersach­sen (244 Millionen) hätten in absoluten Werten mehr investiert. Und die Spitzenrei­ter Schleswig-Holstein und Bayern kämen mit mehr als 20 Prozent auf gut dreimal höhere Anteile, so Hentze.

Beim Städte- und Gemeindebu­nd ist das Problem bekannt. „Die Kom- munen in Deutschlan­d schieben einen Investitio­nsrückstan­d in Höhe von 136 Milliarden Euro vor sich her“, sagte Hauptgesch­äftsführer Gerd Landsberg. Allein 34 Milliarden Euro davon entfielen auf Schulen und die Erwachsene­nbildung. In NRW seien dafür aber zuerst andere verantwort­lich, sagte der Chef des NRW-Gemeindebu­ndes und Soester Bürgermeis­ter Eckhard Ruthemeyer (CDU): „Dass es zu einem Investitio­nsstau kam, hängt vor allem mit dem Strukturwa­ndel in unserer Region und den jahrzehnte­langen Soli-Zahlungen an ostdeutsch­e Länder zusammen.“

Die desolate Finanzlage geht dabei längst zulasten der Bildungsqu­alität. So ergab die neue Studie des Instituts zur Qualitätse­ntwicklung im Bildungswe­sen, dass in NRW die Deutsch-Lesekompet­enzen der Schüler deutlich unter dem Bundesschn­itt liegen. Zudem bleibt NRW Schlusslic­ht bei den Ausgaben je Schüler, obwohl diese bereits von 4700 Euro im Jahr 2007 auf 5700 Euro in 2013 gestiegen.

Die Landesregi­erung will nun gegensteue­rn und – neben den insgesamt 3,5 Milliarden Euro aus Berlin für die gesamte Republik – mit dem als Anteil an den gesamten Baumaßnahm­en der Kommunen

In Prozent für das Jahr 2015

Schleswig-Holstein

Bayern

Sachsen

Niedersach­sen

Hessen

Baden-Württember­g

Länderschn­itt

Brandenbur­g

Berlin

Sachsen-Anhalt

Thüringen

Rheinland-Pfalz

Saarland

Bremen

M.burg-Vorpommern

NRW Programm „Gute Schule 2020“über vier Jahre verteilt zwei Milliarden Euro an die Kommunen geben. Die sollen damit ihre Schulen modernisie­ren können, das Land bleibt für die Bezahlung der Lehrer zuständig. Schulminis­terin Sylvia Löhrmann (Grüne) sprach davon, den Kommunen ein fairer Partner zu sein. Beim Gemeindebu­nd und dem IW begrüßt man das Programm. Forscher Hentze kritisiert jedoch, dass die Kreditfina­nzierung der Mittel über die NRWBank mehr Risiken für den Steuerzahl­er zufolge habe.

Aus Sicht von Eltern und Lehrern reicht das Programm nicht aus. „Beim derzeitige­n Zustand der Schulen sind 500.000 Euro pro Jahr lachhaft wenig“, sagte die Vorsitzend­e des Elternvere­ins NRW, Regine Schwarzhof­f. Ihr würden Eltern von defekten Toiletten und Heizungen, kaputten Fenstern und herunterge­kommenen Möbeln berichten. Auch der Chef des Philologen­verbandes in NRW, Peter Silbernage­l, wünscht sich mehr Geld. Gerade bei der Ausstattun­g mit digitaler Infrastruk­tur müsse viel mehr geschehen.

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