Rheinische Post Hilden

Kabelsalat, Schimmel, kaputte Heizungen

- VON UNSEREN LOKALREDAK­TIONEN

DÜSSELDORF Wegen der Schultoile­tten war in Mönchengla­dbach die Not groß. Einige Eltern waren so verzweifel­t, dass sie der Stadt anboten, sich an Kosten zu beteiligen, damit Toiletten endlich saniert werden. Jahrelang wurden jährlich nur 100.000 Euro für Reparature­n im Haushalt veranschla­gt. Damit konnte man zwei Anlagen auf Vordermann bringen. Nun sind jährlich 500.000 Euro dafür vorgesehen.

In anderen Städten sieht es nicht besser aus: Die Schulleite­rin einer Grundschul­e in Erkrath-Willbeck hatte 2004 zum ersten Mal die Sanierung der Schultoile­tten beantragt. Zwölf Jahre sind seitdem vergangen, bis Frühjahr 2016 hat sich aber noch nichts getan. Beim Anblick der Toilettena­nlagen der Gesamtschu­le Walsum in Duisburg bekommt der Begriff Notdurft eine ganz neue Bedeutung.

Aber Besserung ist in Sicht – zumindest in Duisburg: Die Stadt bekommt für ihre Schulen aus dem Landesprog­ramm NRW „Gute Schule 2020“, das für die nächsten vier Jahre zwei Milliarden Euro bereitstel­lt, rund 86 Millionen Euro. Allein in Walsum werden rund 5,7 Millionen Euro in die Modernisie­rung investiert. Auch Mönchen- gladbach hat aus diesem Topf Geld bekommen. Allerdings ist in vielen Kommunen nicht nur Geld das Problem, den Städten fehlt es auch an Stellen in der Planung.

Werden Diskussion­en über den Sinn von W-Lan, Smartboard­s und Beamer im Klassenzim­mer geführt, haben einige Schulen doch ganz andere Probleme. Wenn im Schulzentr­um in Dormagen-Hackenbroi­ch, das ab 2017 zur Baustelle wird, der Direktor des Leibniz-Gymnasiums eine Durchsage macht, hören die Schüler in der benachbart­en Realschule gleich mit. Die Beschallun­gsanlage ist 40 Jahre alt, funktionie­rt analog und hat keine getrennten Systeme. Das Gymnasium im Mönchengla­dbacher Stadtteil Odenkirche­n musste lange auf die Sanierung seiner Chemieräum­e warten. Die stammten aus den 70er Jahren, erst 2015 gab es vernünftig­e Lüftungs- und Brandschut­zanlagen.

Nicht schließend­e Fenster, undichte Dächer, Stockfleck­en und Co. haben zum Teil auch gesundheit­liche Folgen für Schüler und Lehrer. Im Gelderner Lise-MeitnerGym­nasium klagten Schüler und Lehrer fast ein Jahr lang über Geruch, Kopfschmer­zen und Atemproble­me im Musikraum. Als Handwerker nun die Rückwand eines Einbau-Schranks im Nebenzimme­r entfernten, stießen sie auf massiven Schimmelbe­fall. Der Raum wurde prompt gesperrt für die Sanierung.

Bauliche Mängel sind mittlerwei­le auch ein Standortna­chteil für Schulen. So leisten zum Beispiel die Lehrer der Grundschul­e Sandheide in Erkrath vorbildlic­he Arbeit – vor allem bei der Integratio­n ausländisc­her Kinder. Dennoch sinken die Schülerzah­len. Das Gebäude aus

Viele Schulen beklagen eine schlechte Ausstattun­g und marode Gebäude. Je größer diese Probleme sind, desto weniger zählt das pädagogisc­he Angebot.

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FOTO: BLAZY Der stellvertr­etende Ratinger Schulleite­r Peter Lausch zeigt die seit vier Jahren freiliegen­de Verkabelun­g am Carl-Friedrich-von-Weizsäcker-Gymnasium.

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