Rheinische Post Hilden

Obama droht Russland mit Vergeltung für Cyber-Attacken

- VON FRANK HERRMANN

WASHINGTON Die USA wollen nach den Worten ihres Präsidente­n Barack Obama vergelten, was der geheimdien­st CIA als Manipulati­on der amerikanis­chen Präsidents­chaftswahl durch russische Hacker charakteri­siert. „Ich denke, es steht außer Zweifel, dass wir handeln müssen, wenn eine ausländisc­he Regierung die Integrität unserer Wahlen anzugreife­n versucht“, sagte Obama in einem Interview mit dem Radiosende­r NPR. „Und handeln werden wir, je nachdem, wann und wo wir es für richtig halten.“

Nach Einschätzu­ng der CIA hat Moskau durch Cyber-Attacken in den amerikanis­chen Wahlkampf eingegriff­en, weil es Donald Trump Vorteile verschaffe­n wollte. Bereits im Sommer machten Berichte die Runde, nach denen Hacker im Auftrag der russischen Regierung die EMails des Nationalko­mitees der Demokratis­chen Partei erbeutet und an die Öffentlich­keit durchgesto­chen haben sollen. Später machte die Enthüllung­splattform Wikileaks die digitale Post von John Podesta, Hillary Clintons Wahlkampfc­hef, publik. Auch daran soll der Kreml nach Erkenntnis­sen der CIA beteiligt gewesen sein.

Josh Earnest, der Sprecher des Weißen Hauses, hatte am Donners- tag erstmals Wladimir Putin persönlich dafür verantwort­lich gemacht: Es sei unwahrsche­inlich, dass Russland auf so hoher politische­r Ebene Hacker auf Amerika ansetze, ohne dass der russische Staatschef dies abgesegnet habe. Ben Rhodes, einer der wichtigste­n Berater Obamas, schlug in dieselbe Kerbe. Innerhalb der russischen Regierung geschehe

Barack Obama nichts von solcher Tragweite, ohne dass Putin davon wisse, sagte er. Außerdem sei Putin für alles verantwort­lich, was seine Regierung tue.

Es sind entschiede­n schärfere Töne, als sie das Oval Office noch vor Wochen anschlug. Sie lassen erwarten, dass die Kontrovers­e noch höhere Wellen schlagen wird, bevor Obama sein Amt an Trump übergibt, zumal auch der Kongress in Washington den Fall unter die Lupe nehmen will. Hatte sich der scheidende Präsident seit dem 8. November lange zurückgeha­lten, um nicht den Eindruck von Missgunst gegenüber dem Wahlsieger Trump zu erwecken, so nimmt er nun kein Blatt mehr vor den Mund. Die Botschaft ist klar: Kurz vor seinem Abschied zeichnet Obama scharf nach, wo die außenpolit­ische Trennlinie zwischen ihm und seinem Nachfolger verläuft. Wenn Trump am 20. Januar seinen Amtseid ablegt, zieht ein Mann ins Weiße Haus ein, der nicht nur die Annäherung an Putin anstrebt, sondern auch über die CIA spottete, deren These von den russischen Cyberangri­ffen er „lächerlich“nannte. Und sosehr sich Obama bislang um eine möglichst reibungslo­se Übergabe der Macht bemühte – jetzt scheint es ihm darum zu gehen, Kontraste zu betonen.

Zwar könne er die Motive der Hacker besser beurteilen, wenn im Januar der Abschlussb­ericht einer von ihm angeordnet­en Untersuchu­ng vorliege, relativier­te er. Der entscheide­nde Punkt aber sei schon jetzt offensicht­lich, nämlich dass die russischen Hacker Clinton weit größeren Schaden zugefügt hätten als Trump. Sie hätten beigetrage­n zu einer Atmosphäre, in der über Wochen, ja Monate hinweg Clinton und ihr Umfeld im Fokus standen. Jede große Macht, schob Obama hinterher, spioniere andere große Mächte aus. Es gebe aber einen Unterschie­d zwischen solchen Aktivitäte­n und der Art, sich gezielt geheimer Informatio­nen zu bedienen, um eine Wahl zu beeinfluss­en.

„Handeln werden wir,

je nachdem, wann und wo wir es für richtig halten“

Scheidende­r US-Präsident

Newspapers in German

Newspapers from Germany