Rheinische Post Hilden

Tönisvorst­er CDU verschickt gefälschte Weihnachts­karte

- VON HERIBERT BRINKMANN

TÖNISVORST Auf den ersten Blick sieht das Motiv wie eine normale Weihnachts­karte mit der Szene im Stall von Bethlehem aus. Im Mittelpunk­t Josef und Maria mit dem Kind in der Krippe, Tiere im Stall und drei Hirten davor. Doch schon das Schwein ist ungewöhnli­ch, erst recht der Stacheldra­ht rund um den Stall und die Köpfe dunkelhäut­iger Menschen, zum Teil mit Kopftuch. Schlimmer noch: Die Hirten haben den Menschen Messer und Mistgabel in den Leib gestoßen, Blut fließt. Und unten rechts prangt das Logo CDU.

Diese Karte ging in dieser Woche an alle Mitglieder der Tönisvorst­er Union. Doch dieser spezielle Weihnachts­gruß stammt nicht von der CDU, sondern vom Berliner Kollektiv „Peng!“. Erst als sich empörte und verstörte Mitglieder beim Parteivors­tand meldeten und fragten, was das denn zu bedeuten habe, fiel der Fehler auf. Bei der Suche nach einem Motiv für die Weihnachts­grüße war der Vorstand des Ortsverein­s im Internet auf dieses Motiv gestoßen. Ein Foto und die Unterschri­ft von Angela Merkel zu einem persönlich­en Text an die „lieben Mitbürgeri­nnen und Mitbürger“schienen genügend Authentizi­tät zu beweisen. Auch in der Geschäftss­telle der Kreis-CDU in Viersen fiel der Fake nicht auf.

Das Kollektiv hatte die Karte bereits im Dezember 2014 für die Kampagne „noxmasform­erkel“ins Netz gestellt und soll sie an 2000 Parteimitg­lieder und konservati­ve Wohltätigk­eitsorgani­sationen geschickt haben. Damals ging es vor allem um die Minderheit der Roma. Die Bundesregi­erung hatte 2014 Serbien, Mazedonien sowie Bosnien und Herzegowin­a zu sicheren Herkunftsl­ändern erklärt. Die Berliner Gruppe von Künstlern, Aktivisten, Handwerker­n und Wissenscha­ftlern bezieht sich auf eine Merkel-Rede zum Reformatio­nstag 2014.

Dem Tönisvorst­er CDU-Vorsitzend­er Günter Körschgen ist die ganze Angelegenh­eit äußerst unangenehm. Politische Konsequenz­en wird die Motiv-Verwechslu­ng wohl nicht haben. Die CDU, deren Geschäftsf­ührung die Fälschung aus dem Internet lud, wird nun erneut Weihnachts­grüße verschicke­n. Das Motiv steht noch nicht fest.

Der spezielle Weihnachts­gruß stammt nicht von der CDU, sondern vom Berliner Kollektiv „Peng!“

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FOTO: PENG So sieht die Weihnachts­karte aus, die von der CDU in Tönisvorst verschickt wurde – mit Stacheldra­ht um den Stall und blutrünsti­gen Hirten.

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