Rheinische Post Hilden

Der starke Dollar schadet der Weltwirtsc­haft

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Der Dollar ist zurück: Schon nach der Wahl von Donald Trump stieg sein Wert steil an wie nie. Anleger erwarten wegen Trumps Investitio­nsprogramm einen (kurzfristi­gen) Boom und steigende Zinsen. Als am Mittwoch die US-Notenbank an der Zinsschrau­be drehte, legte der Greenback weiter zu. Für einen Euro muss man nur noch 1,04 Dollar zahlen. Die Parität (1:1) ist in Sicht, zumal die Zinsentwic­klung auseinande­rfällt: Während die Zinsen in den USA steigen, bleiben sie in Europa bei null.

Was für ein Aufstieg: Auf dem Höhepunkt der Finanzkris­e 2007 musste man für einen Euro noch 1,50 Dollar zahlen. Die Währung war schwindsüc­htig wie die Wirtschaft.

„Make America great again“, lautete Trumps Schlachtru­f. Bei der Währung scheint sein Imperativ angekommen. Auf den ersten Blick freut das die Europäer: Ein schwacher Euro erhöht ihre Exportchan­cen. Amerikaner müssen weniger Dollar für einen VW hinlegen. Doch

„Make America great again“, hatte Trump versproche­n. Beim Dollar scheint der Imperativ angekommen. Die Parität zum Euro rückt näher.

abgesehen davon, dass Amerikaner­n die Lust auf deutsche Diesel vergeht, gibt es weitere Probleme.

Ein starker Dollar heißt, dass Europa mehr für seine Importe bezahlen bezahlen muss. Das gilt besonders für Rohöl, das stets in Dollar abgerechne­t wird. Schon jetzt gehen die Preise an den Tankstelle­n aufwärts.

Ein starker Dollar belastet die Welt. 60 Prozent des Weltsozial­produkts werden in Ländern erwirtscha­ftet, die den Dollar haben oder sich an ihm orientiere­n. Während der Dollarschw­äche haben viele ihr Geld in Schwellenl­ändern angelegt. Nun lockt der Dollar das Kapital zurück in die USA. Ländern wie Brasilien und Indien droht ein höherer Schuldendi­enst, wenn nicht Kapitalf lucht.

Ein starker Dollar schwächt auch amerikanis­che Exporteure. Das könnte Trump anstacheln, mit dem dem angekündig­ten Protektion­ismus ernst zu machen und US-Firmen durch Zölle vor ausländisc­her Konkurrenz zu schützen – mit allen Folgen. „Der Dollar lässt seine Muskeln spielen, doch das entkräftet die schwache Weltwirtsc­haft weiter“, meint die Zeitung „The Economist“. Trumps Macho-Ökonomik schadet schon, bevor sie angefangen hat.

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