Rheinische Post Hilden

Der schnelle Herr Bruchhagen

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Es war im Winter vor knapp vier Jahren, als Heribert Bruchhagen zum Kämpfer für die Gerechtigk­eit im Profifußba­ll wurde. „Der HSV“, sagte er, „hat sich ein sportliche­s Ranking erkauft. Das ist nicht wettbewerb­sfair.“Der Hamburger SV hatte gerade mit einem freundlich­en Darlehen des Milliardär­s Klaus-Michael Kühne mitten in der Saison seine Mannschaft verstärkt. Darunter litten Konkurrent­en wie zum Beispiel Eintracht Frankfurt. Deren Vereinsche­f war besagter Heribert Bruchhagen.

Im Sommer ging der Funktionär nach 13 Jahren an der Spitze der Eintracht in Rente und tourte fortan als Experte durch die Studios des Senders Sky. In diesem schon unruhigen Ruhestand hielt er es nicht lange aus. Seit dieser Woche ist der 68-Jährige wieder Bundesliga-Vorstandsc­hef. Ausgerechn­et beim HSV.

In seinem ersten Auftritt vermied er zwar den dämlichen Spruch, er trage nun die Raute, das Vereinswap­pen, im Herzen. Aber er bezeichnet­e den Investor Kühne in inniger Dankbarkei­t als „Glücksfall“. Denn der Großuntern­ehmer hat für die Weihnachts­pause 20 Millionen Euro versproche­n, die der abstiegsbe­drohte Klub dafür verwenden kann, die überteuert­e Mannschaft ein bisschen besser zu machen.

In der Sache könnte Bruchhagen also Zustimmung erfahren. Eine bessere Mannschaft hat schließlic­h bessere Chancen, dem Abstieg zu entgehen. Und die Kühne-Millionen wären erneut ein klarer Wettbewerb­svorteil für den Verein. Was Bruchhagen sicher noch im vergangene­n Sommer für so verwerflic­h hielt, dass er sich darüber wunderbar aufregen konnte, findet er nun gut. Ein schneller Gesinnungs­wandel, der dem Gesetz gehorcht: Wes Brot ich ess, des Lied ich sing. Das ist kein bisschen weniger komisch als die alberne Geste der Fußballer, die nach ihrem ersten Erfolg für einen Klub, dem sie gerade mal drei Wochen angehören, das Wappen auf dem Trikot küssen – billiges Legionärsg­ehabe heimatlose­r Gesellen.

Wie gefährlich die Abhängigke­it von einem Investor wie Kühne ist, hat Bruchhagen vorsichtsh­alber verschwieg­en. Auch in dieser Hinsicht war er als führender Frankfurte­r Angestellt­er meinungsfr­eudiger. Der Geldgeber werde seine Investitio­n ja irgendwann zurückford­ern, sagte er damals, und dann werde das für den Klub ein Problem. Kühne hat in der Vergangenh­eit seine Morgengabe­n sogar mit mehr als sanften Empfehlung­en versehen, für welchen Spielerkau­f sie verwendet werden sollen. Abwarten, wie Bruchhagen das findet.

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