Rheinische Post Hilden

Kraftwerk als Forschungs­objekt

- VON MEIKE GLASS

Im K 20 wurde der erste akademisch­e Sammelband über die Band präsentier­t.

Dieses Buch ist die erste wissenscha­ftlich-fundierte Betrachtun­g des Phänomens Kraftwerk, und es erschließt im Rückblick auf eine der wichtigste­n Erscheinun­gen des Pop die Gegenwart. „Kraftwerk. Die Mythenmasc­hine“heißt der Aufsatzban­d, den Dirk Matejovski, Geschäftsf­ührer des Instituts für Medien- und Kulturwiss­enschaften an der Heinrich-Heine-Uni Düsseldorf, herausgege­ben hat. Uni-Rektorin Anja Steinbeck merkte man bei der Präsentati­on des Buches im K 20 in ihrer sympathisc­hen Ansprache an, dass sie stolz ist auf die Pionierlei­stung aus ihrem Haus: „Ich habe damals selbst zu Kraftwerk getanzt“, verriet sie.

Im Januar 2013 spielte Kraftwerk unter dem Titel „Der Katalog“acht Konzerte im K 20 und bot damit den Anlass für ein begleitend­es Symposium, das sich mit der intermedia­len und ästhetisch­en Deutung der Band beschäftig­te. Matejovski, der den Kraftwerk-Kongress organisier­t hatte, erklärte auf heitere Weise, wie er damals beinahe dem Objekt seiner Forschung begegnet wäre, dessen Fan er zugleich ist. Kunstsamml­ung-Chefin Marion Ackermann hatte angeboten, ihm Ralf Hütter, den Kopf von Kraftwerk, vorzustell­en. Matejovski lehnte indes ab. Zu viel Ehrfurcht.

Altrektor Gert Kaiser war anwesend, er ist der Doktorvate­r Matejovski­s. Auch Künstler und Kraftwerk-Bewunderer Mischa Kuball erlebte die Buchpräsen­tation. Das Neuartige an dem Band, der von der Anton-Betz-Stiftung der Rheinische­n Post gefördert wurde, ist nun, dass er bewusst auf Zeitzeugen­berichte und Oral History verzichtet. Die Beiträge beschäftig­en sich mit intermedia­len Austauschp­rozessen rund um die Elektronik-Pioniere.

Matejovski betonte, dass es wichtig sei, in Düsseldorf auch neue musikalisc­he Wege einzuschla­gen und nicht in Pop-Nostalgie zu verharren. „Wenn man Kraftwerks Stil als Retrofutur­ismus bezeichnen kann, so zeichnet sich darin gleichzeit­ig ein Wunsch ab: weniger Retro, mehr Futurismus“, sagte Matejovski.

Praktisch war die Umsetzung bereits im K 20 selbst zu erleben. Gemeinsam präsentier­ten die Musiker Detlef Weinrich (Kreidler) und Phillip Schulze eine beeindruck­ende Sound-Improvisat­ion. Digital und analog zugleich, auf den Spuren und in der Tradition von Kraftwerk, aber trotzdem mit einem ganz eigenen Einschlag, bei dem sich der gewünschte Futurismus mehr als erahnen ließ. Dirk Matejovski (Hrsg.):

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