Kraftwerk als Forschungsobjekt
Im K 20 wurde der erste akademische Sammelband über die Band präsentiert.
Dieses Buch ist die erste wissenschaftlich-fundierte Betrachtung des Phänomens Kraftwerk, und es erschließt im Rückblick auf eine der wichtigsten Erscheinungen des Pop die Gegenwart. „Kraftwerk. Die Mythenmaschine“heißt der Aufsatzband, den Dirk Matejovski, Geschäftsführer des Instituts für Medien- und Kulturwissenschaften an der Heinrich-Heine-Uni Düsseldorf, herausgegeben hat. Uni-Rektorin Anja Steinbeck merkte man bei der Präsentation des Buches im K 20 in ihrer sympathischen Ansprache an, dass sie stolz ist auf die Pionierleistung aus ihrem Haus: „Ich habe damals selbst zu Kraftwerk getanzt“, verriet sie.
Im Januar 2013 spielte Kraftwerk unter dem Titel „Der Katalog“acht Konzerte im K 20 und bot damit den Anlass für ein begleitendes Symposium, das sich mit der intermedialen und ästhetischen Deutung der Band beschäftigte. Matejovski, der den Kraftwerk-Kongress organisiert hatte, erklärte auf heitere Weise, wie er damals beinahe dem Objekt seiner Forschung begegnet wäre, dessen Fan er zugleich ist. Kunstsammlung-Chefin Marion Ackermann hatte angeboten, ihm Ralf Hütter, den Kopf von Kraftwerk, vorzustellen. Matejovski lehnte indes ab. Zu viel Ehrfurcht.
Altrektor Gert Kaiser war anwesend, er ist der Doktorvater Matejovskis. Auch Künstler und Kraftwerk-Bewunderer Mischa Kuball erlebte die Buchpräsentation. Das Neuartige an dem Band, der von der Anton-Betz-Stiftung der Rheinischen Post gefördert wurde, ist nun, dass er bewusst auf Zeitzeugenberichte und Oral History verzichtet. Die Beiträge beschäftigen sich mit intermedialen Austauschprozessen rund um die Elektronik-Pioniere.
Matejovski betonte, dass es wichtig sei, in Düsseldorf auch neue musikalische Wege einzuschlagen und nicht in Pop-Nostalgie zu verharren. „Wenn man Kraftwerks Stil als Retrofuturismus bezeichnen kann, so zeichnet sich darin gleichzeitig ein Wunsch ab: weniger Retro, mehr Futurismus“, sagte Matejovski.
Praktisch war die Umsetzung bereits im K 20 selbst zu erleben. Gemeinsam präsentierten die Musiker Detlef Weinrich (Kreidler) und Phillip Schulze eine beeindruckende Sound-Improvisation. Digital und analog zugleich, auf den Spuren und in der Tradition von Kraftwerk, aber trotzdem mit einem ganz eigenen Einschlag, bei dem sich der gewünschte Futurismus mehr als erahnen ließ. Dirk Matejovski (Hrsg.):