Rheinische Post Hilden

TÜRÖFFNER Wegbegleit­er in ein neues Leben

- VON TIM SPECKS

Das Öffnen von Türen gehört zum Advent. In unserer Serie stellen wir jeden Tag einen Menschen vor, der Türen für andere öffnet. Heute: Sandor Kronekker, der Wohnungen für Flüchtling­e sucht.

KREIS METTMANN Den Weg durch den Integratio­n Point könnte Sandor Kronekker mit verbundene­n Augen gehen. Vorbei am Sicherheit­sdienst, am Schalter ein Ticket ziehen und dann zum Arabisch sprechende­n Mann, der die Formulare vergibt. Kronekker hat dieses Prozedere in den vergangene­n Monaten unzählige Male durchgemac­ht. Der 63-Jährige ist ehrenamtli­cher Flüchtling­shelfer und begleitet Asylbewerb­er unter anderem bei Amtsbesuch­en. Vor allem aber hat er sich eines zum Ziel gesetzt: Wohnungen für diejenigen zu finden, deren Asylantrag bewilligt wurde.

Wie schwierig sich diese Suche aber gestalten kann, zeigt sich am Fall von Yasser Housin. Der 50-Jährige kam vor einem Jahr aus Syrien nach Deutschlan­d. In einem Sprachkurs­us, den Sandor Kronekkers Frau leitete, lernten sich der Flüchtling­shelfer und der damalige Asylbewerb­er kennen. Zunächst gingen die beiden gemeinsam Badminton spielen, später half Kronekker Housin beim Gang zum Integratio­n Point. Mittlerwei­le ist Housins Asylantrag bewilligt – er darf zunächst für drei Jahre in Hilden bleiben. Was zunächst nach einer guten Nachricht klingt, ist für die Suche nach einer Wohnung jedoch gleich- zeitig ein Hindernis: Durch die ihm auferlegte Residenzpf­licht darf Yasser Housin nur in Hilden eine Wohnung beziehen. Da diese darüber hinaus vom Jobcenter bezahlt wird, muss sie zudem bestimmte Kriterien bezüglich der Größe und der Unterhalts­kosten erfüllen. Ein passendes Angebot in Hilden zu finden, ist für Sandor Kronekker eine bei- nahe unlösbare Aufgabe, weiß auch Hildens Flüchtling­sbeauftrag­te Michaela Neisser: „Wäre die Residenzpf­licht nicht auf die Stadt, sondern auf den Kreis bezogen, wäre die Suche sicher einfacher“, sagt sie.

Dennoch versucht Sandor Kronekker täglich, eine dauerhafte Bleibe zu finden – nicht nur für Housin, sondern für insgesamt rund zehn Flüchtling­e, die er unterstütz­t. Mit ihnen eine Krankenver­sicherung abzuschlie­ßen oder ein Bankkonto zu eröffnen, ist mittlerwei­le Routine. Die Wohnungssu­che aber stellt ihn weiter vor Probleme. „Mancher Vermieter wird gleich aggressiv, wenn ich ihm sage, für wen ich einen Platz suche“, sagt Kronekker. Gerade deshalb sage er von Anfang an, dass er eine Wohnung für Flüchtling­e brauche und diese vom Jobcenter bezahlt wird. So vermeidet er, dass ein eventuelle­s Angebot bei der tatsächlic­hen Besichtigu­ng wieder zurück genommen wird.

Das Problem, dass Flüchtling­e schwer im Alltag ankommen, ist nicht auf Hilden begrenzt – es ist gar ein weltweites Phänomen. Aus diesem Grund soll der internatio­nale „Tag der Migranten“auf die Rechte der Flüchtling­e in aller Welt aufmerksam machen. Gefeiert wird er seit dem Jahr 2000 jeweils am 18. Dezember – morgen also bereits zum 17. Mal.

Die Suche nach einer Bleibe für Housin dauert unterdesse­n an. Mittlerwei­le sind er und Kronekker mehr als Sportpartn­er und Wohnungssu­chende. „Ich bin Sandor sehr dankbar, für das, was er für mich tut. Aber nicht nur ihm – ich danke dem ganzen deutschen Volk für seine Hilfe“, sagt Housin. Auch Kronekker hat den Kontakt zu Housin zu schätzen gelernt, sagt er: „Wir sind Freunde geworden.“

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RP-FOTO: OLAF STASCHIK Der Hildener Sandor Kronekker (l.) versucht für Yasser Housin Türen zu öffnen. Dieser kam vor mehr als einem Jahr aus Syrien nach Deutschlan­d.

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