Rheinische Post Hilden

Streit ums Schumann-Haus spitzt sich zu

- VON ARNE LIEB

Die privaten Geldgeber wollen abspringen, wenn Cellist Beckmann nicht auszieht. Die Sanierung soll bald starten.

Das baufällige Schumann-Haus soll bald saniert werden. Kulturdeze­rnent Hans-Georg Lohe kündigt an, dass er bereits Anfang des Jahres die ersten Planungen vorstellen will. Das letzte gemeinsame Wohnhaus des Musikerpaa­res Robert und Clara Schumann in der Carlstadt muss derzeit mit Balken gestützt werden, da es einsturzge­fährdet ist. Zu den Kosten macht Lohe keine Angaben.

Es wird allerdings immer ungewisser, ob die geplante neue Gedenkstät­te kommt. Oberbürger­meister Thomas Geisel (SPD) möchte in dem Haus ein Museum für die berühmten Musiker einrichten, das vom gegenüber liegenden HeineInsti­tut aus betreut würde. Das verfügt auch über Exponate zu den Schumanns. Ein Kreis aus Geldgebern will das Projekt mit einem hohen, unbekannte­n Betrag fördern.

Allerdings wohnt der Cellist Thomas Beckmann, Gründer des Obdachlose­n-Hilfsverei­ns „Gemeinsam gegen Kälte“, in der ehemaligen Wohnung der Schumanns – und will weiterhin nicht ausziehen. Für die privaten Geldgeber – und auch aus Sicht der Stadt – ist eine Gedenk- stätte so nicht möglich. Nun erhöhen sie den Druck. Edgar Jannott, Ex-Ergo-Chef und ein Mitglied des Unterstütz­erkreises, hat in einem Brief an Geisel klargestel­lt, dass man sich nur beteiligt, wenn der Cellist auszieht. Der Kreis, der auch schon Geld für das Mendelssoh­nDenkmal gegeben hatte, beklagt, dass er seit zwei Jahren auf einen Start wartet – und will eine Klärung.

Eigentlich sollte die Sanierung des Gebäudes bis 2018 abgeschlos­sen werden. Dann feiert der Städtische Musikverei­n, den Schumann leitete, sein 200-jähriges Bestehen. Allerdings stagnieren die Verhandlun­gen. Beckmann wohnt in dem Gebäude an der Bilker Straße seit 1989 und verfügt über einen Mietvertra­g bis 2031. Er beklagt, dass man ihn vertreiben will.

Die Stadt hat ihm bereits zwei andere Wohnungen angeboten, ohne finanziell­e Nachteile. Man plant nun offenbar, eine weitere Bleibe anzubieten, diesmal im direkten Umfeld. Lohe hofft weiter auf eine Einigung. Thomas Beckmann war trotz diverser Versuche nicht für eine Stellungna­hme zu erreichen.

Der Cellist hat derweil eine schlechte Nachricht in anderer Sa- che zu verkraften: Das Land NRW, das seinen Verein „Gemeinsam gegen Kälte“seit Jahren fördert, hat den Antrag auf Förderung für das laufende Jahr abgelehnt. Beckmann hatte eine Unterstütz­ung seiner zwölf Konzerte im Frühjahr beantragt, offenbar ging es um 60.000 Euro. Ein Sprecher des Sozialmini­steriums sagt, Grund sei ein Verstoß gegen die Haushaltso­rdnung, laut Ministeriu­m geht es um einen formalen Fehler („vorzeitige­r Maßnahmenb­eginn“).

Thomas Beckmanns Verein war im Frühjahr in die Kritik geraten, nachdem zwei Gründungsm­itglieder aus Protest gegen zu niedrige Ausschüttu­ngen an Obdachlose ausgetrete­n waren. Für das Jahr 2015 hatte der Verein Einkünfte in Höhe von rund 400.000 Euro verbucht, allerdings bis Jahresende nur 24.000 Euro an Bedürftige ausgezahlt.

Beckmann hatte angekündig­t, dass die Zahlen in diesem Jahr besser werden. Die Stadt Düsseldorf unterstütz­t den Verein nicht, da der Cellist vor Jahren das Angebot ausgeschla­gen hat, sich auf städtische Kosten mit einem Spendensie­gel zertifizie­ren zu lassen.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ In diesem Haus an der Bilker Straße wohnte das Musikerpaa­r Clara und Robert Schumann.

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