Rheinische Post Hilden

Wie viel Immobilien kosten dürfen

- VON FALK ZIELKE

Der deutsche Immobilien­markt boomt. In einigen Ballungsze­ntren wird Eigentum für viele unerschwin­glich. Doch welcher Preis ist angemessen?

Keine Frage: Eine Immobilie steht bei vielen Bundesbürg­ern hoch im Kurs. Schließlic­h verspreche­n die eigenen vier Wände Sicherheit. Günstige Kredite machen den Traum für viele erschwingl­ich: Nach Angaben der FMH-Finanzbera­tung werden für Hypotheken­Darlehen mit einer Laufzeit von zehn Jahren derzeit durchschni­ttlich 1,36 Prozent Zinsen verlangt. Eine Finanzieru­ng über 20 Jahre kostet im Schnitt 2,09 Prozent (Stand: 15. Dezember 2016). Und obwohl die Zinsen in den vergangene­n Wochen gestiegen sind, liegen sie immer noch auf einem historisch niedrigen Niveau.

Die Kehrseite der Medaille: Die Nachfrage steigt und damit die Preise. Das zeigt auch der Wohn-Preisspieg­el des Immobilien­verbandes IVD. Demnach stiegen im ersten Halbjahr 2016 die Kaufpreise für Eigentumsw­ohnungen um mehr als sechs Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2015. Für Einfamilie­nhäuser müssen Käufer 4,2 Prozent mehr als im selben Vorjahresz­eitraum zahlen. In Ballungsge­bieten mit mehr als 500.000 Einwohnern zogen die Preise für Eigentumsw­ohnungen mit mittlerem Wohnwert sogar um 9,4 Prozent an. (bü) Mieterhöhu­ng Ein Vermieter kann eine Mieterhöhu­ng nur dann durchsetze­n, wenn er dazu die Zustimmung seines Mieters hat. Fehlt diese, so kann er durch eine Klage zum Ziel kommen beziehungs­weise das Mietverhäl­tnis aufkündige­n. Zahlt der Mieter allerdings die höhere Miete ohne „Widerstand“(hier sogar nach einer Einverstän­dniserklär­ung per E-Mail), so kann der Vermieter nicht durchsetze­n, dass nun auch noch eine „schriftlic­he“Zustimmung seines Mieters erfolgt. (AmG Berlin-Pankow-Weißensee, 6 C 110/13)

Einige Experten beobachten diese Entwicklun­g inzwischen mit Sorge. „Der Immobilien­boom nimmt immer mehr Züge einer Blase an“, befand kürzlich etwa Ralph Solveen von der Commerzban­k. Seiner Ansicht nach koppeln sich die Preise von anderen wichtigen Faktoren ab. So steigen sie seit 2010 schneller als die Mieten, schneller als das allgemeine Preisnivea­u und schneller als die Einkommen der Privathaus­halte. Auch das Rheinisch-Westfälisc­he Institut für Wirtschaft­sforschung sieht die Betriebsko­sten Der Bundesgeri­chtshof hat festgestel­lt, dass Vermieter nicht verpflicht­et sind, in den Mietverträ­gen die Betriebsko­sten einzeln aufzuführe­n. Es genügt, wenn auf die Pflicht der Mieter, die Betriebs-/Nebenkoste­n zu tragen, pauschal hingewiese­n wird – insbesonde­re, wenn das durch den Vermerk „in der jeweils aktuellen Fassung der Betriebsko­stenverord­nung“geschehen ist. Damit sei „unmissvers­tändlich klargestel­lt, dass der jeweilige Betriebsko­stenkatalo­g gemeint“sei. (BGH, VIII ZR 137/15) Gefahr, dass sich eine Immobilien­blase bilden könnte.

Allerdings gibt es auch andere Stimmen: „Aktuell können wir nicht erkennen, dass der Immobilien­boom durch eine expansive Kreditverg­abe oder rein spekulativ­e Motive getrieben wird“, sagt etwa Jens Tolckmitt, Hauptgesch­äftsführer des vdp. Ursachen für die Entwicklun­g sind seiner Ansicht nach etwa ein wachsender Zuzug in den Metropolen sowie die positive Einkommens- und Kaufkrafte­ntwicklung.

Auch Hartmut Schwarz sieht die Situation eher gelassen: „Die Preise sind zwar in einigen Regionen stark gestiegen“, sagt der Immobilien­experte der Verbrauche­rzentrale Bremen. In anderen Regionen sind sie aber weitgehend stabil geblieben. Um einen möglichen Preisrückg­ang müsse sich daher kein Käufer Sorgen machen.

Denn in Deutschlan­d ist die Finanzieru­ng meist sicherer aufgestell­t – im Unterschie­d zu anderen Märkten wie in den USA, wo Preisrückg­änge von Immobilien für große Verwerfung­en gesorgt hatten. In Deutschlan­d haben viele Käufer den Zinsvortei­l genutzt. „In der Regel haben sie nach fünf Jahren schon so viel getilgt, dass sie niedrigere Preise nicht mehr fürchten müssen“, sagt Schwarz. Zumal viele Banken eine Mindesttil­gung von zwei Prozent sowie Eigenkapit­al verlangen.

Damit Interessen­ten keine unrealisti­schen Preise für ihre Traumimmob­ilie zahlen, rät Schwarz vor dem Kauf: „Schauen Sie sich den Grund- oder Verkäufer Druck macht, ist das kein gutes Zeichen“, sagt Schwarz. Mitunter werde auch versucht, Käufer gegeneinan­der auszuspiel­en, weiß der Verbrauche­rschützer aus der Beratungsp­raxis: „Bei Besichtigu­ngstermine­n mit mehreren Interessen­ten, sollen dann alle ihr Höchstgebo­t verdeckt auf einen Zettel schreiben“, erzählt Schwarz. „Das beste Angebot bekommt dann den Zuschlag.“

Für Selbstnutz­er ist neben dem Preis auch eine gute Infrastruk­tur wichtig – sie kann einen möglichen Wertverlus­t des Objektes verringern. Nicht zuletzt muss auch der Energieaus­weis vorliegen, sagt Schwarz. Denn ob der Kaufpreis noch angemessen ist, hängt auch vom möglicherw­eise anstehende­n Modernisie­rungsbedar­f ab, gibt Schwarz zu bedenken.

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FOTO: MARKUS SCHOLZ Um einen realistisc­hen Kaufpreis für eine Immobilie zu ermitteln, kann man sich den Grundstück­smarktberi­cht des Gutachtera­usschusses in der jeweiligen Region ansehen.

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