Kleiderwechsel fürs Auto
Heute Rot, morgen Gelb – wer bei seinem Auto mit der aktuellen Mode gehen möchte, für den bieten immer mehr Hersteller Zierteile zum Austausch an.
Die junge Dame steht an der Straße, und ihr Mini begrüßt sie mit einem violetten Dach und einem Herz auf der Tür. Kaum ist sie ausgestiegen, rollt der autonome Kleinwagen weiter, stellt sich für einen jungen Mann bereit und wechselt dabei seinen Auftritt: Jetzt prangen auf dem Dach giftgrüne Streifen, und die Türen ziert ein riesiges „X“.
„Every Mini is my Mini: Das ist die ultimative Form der Personalisierung“, sagte BMWDesignchef Adrian van Hooydonk, als er diese kunterbunte Studie mit der ChamäleonTechnik vor wenigen Wochen in London zeigte. Damit wolle man beweisen, „dass sich selbst ein autonomes Auto fürs Carsharing individuell auf jeden Benutzer einstellen und seinem ganz persönlichen Geschmack Rechnung tragen kann“, beschreibt der Designer die Grundidee der Studie „Vision Next100“. Mit einer Karosserie als Leinwand für elektronische Projektionen und einer variablen Ambientebeleuchtung wird sie zu einer digitalen Persönlichkeit mit wandelbarem Charakter.
Ganz so weit ist die Branche zwar noch nicht. Doch man muss sich nur Autos wie den Mini, den Fiat 500, den Opel Adam oder die baugleichen Kleinwagen Citroën C1, Peugeot 107 und Toyota Aygo anschauen. Dann sieht man, welche bunte Blüten dieser Trend treibt. Und das gilt nicht nur für den Auslieferungszustand: Immer häufiger lassen sich die Autos auch nachträg- lich modifizieren und Mode anpassen.
Was bei der ersten SmartGeneration mit austauschbaren Bodypanels begonnen hat, findet mittlerweile zahlreiche Nachahmer: Wer sich etwa an den bunten Zierleisten in seinem Adam satt gesehen oder eine neue Lieblingsfarbe hat, der kann das Interieur beim Händler umbauen lassen, sagt OpelSprecher Michael Blumenstein. Wem die Sitzbezüge im Renault Captur nicht mehr gefallen, der tauscht sie mit einem Reißverschluss ganz einfach selber aus. Besonders praktisch ist das auch, wenn der Nachwuchs mit Schokolade gekleckert hat und die Fle-
der cken nicht mehr herausgehen sollten, so eine Produktmanagerin.
Oft genutzt werden diese Möglichkeiten indes nicht, muss die Branche einräumen. Bei Smart berichten Händler und Hersteller, dass die Bodypanels in der Regel nur nach Unfällen ausgetauscht werden. Und auch Renault-Sprecher Thomas May-Englert weiß von kaum einem Fall, in dem Captur-Kunden die Sitzbezüge getauscht hätten, weil sie die Farben nicht mehr sehen konnten oder weil sich der kleine Geländewagen mit frischen Polstern besser verkaufen lasse. „Unsere Händler jedoch machen von dieser Möglichkeit regen Gebrauch, um das Gebrauchtwagengeschäft anzukurbeln“, sagt er.
Neu ist das Bemühen um die Personalisierung freilich nicht,
Immer häufiger lassen sich die Autos auch nachträglich modifizieren und der Mode anpassen