Rheinische Post Hilden

Kleiderwec­hsel fürs Auto

- VON THOMAS GEIGER

Heute Rot, morgen Gelb – wer bei seinem Auto mit der aktuellen Mode gehen möchte, für den bieten immer mehr Hersteller Zierteile zum Austausch an.

Die junge Dame steht an der Straße, und ihr Mini begrüßt sie mit einem violetten Dach und einem Herz auf der Tür. Kaum ist sie ausgestieg­en, rollt der autonome Kleinwagen weiter, stellt sich für einen jungen Mann bereit und wechselt dabei seinen Auftritt: Jetzt prangen auf dem Dach giftgrüne Streifen, und die Türen ziert ein riesiges „X“.

„Every Mini is my Mini: Das ist die ultimative Form der Personalis­ierung“, sagte BMWDesignc­hef Adrian van Hooydonk, als er diese kunterbunt­e Studie mit der ChamäleonT­echnik vor wenigen Wochen in London zeigte. Damit wolle man beweisen, „dass sich selbst ein autonomes Auto fürs Carsharing individuel­l auf jeden Benutzer einstellen und seinem ganz persönlich­en Geschmack Rechnung tragen kann“, beschreibt der Designer die Grundidee der Studie „Vision Next100“. Mit einer Karosserie als Leinwand für elektronis­che Projektion­en und einer variablen Ambientebe­leuchtung wird sie zu einer digitalen Persönlich­keit mit wandelbare­m Charakter.

Ganz so weit ist die Branche zwar noch nicht. Doch man muss sich nur Autos wie den Mini, den Fiat 500, den Opel Adam oder die baugleiche­n Kleinwagen Citroën C1, Peugeot 107 und Toyota Aygo anschauen. Dann sieht man, welche bunte Blüten dieser Trend treibt. Und das gilt nicht nur für den Auslieferu­ngszustand: Immer häufiger lassen sich die Autos auch nachträg- lich modifizier­en und Mode anpassen.

Was bei der ersten SmartGener­ation mit austauschb­aren Bodypanels begonnen hat, findet mittlerwei­le zahlreiche Nachahmer: Wer sich etwa an den bunten Zierleiste­n in seinem Adam satt gesehen oder eine neue Lieblingsf­arbe hat, der kann das Interieur beim Händler umbauen lassen, sagt OpelSprech­er Michael Blumenstei­n. Wem die Sitzbezüge im Renault Captur nicht mehr gefallen, der tauscht sie mit einem Reißversch­luss ganz einfach selber aus. Besonders praktisch ist das auch, wenn der Nachwuchs mit Schokolade gekleckert hat und die Fle-

der cken nicht mehr herausgehe­n sollten, so eine Produktman­agerin.

Oft genutzt werden diese Möglichkei­ten indes nicht, muss die Branche einräumen. Bei Smart berichten Händler und Hersteller, dass die Bodypanels in der Regel nur nach Unfällen ausgetausc­ht werden. Und auch Renault-Sprecher Thomas May-Englert weiß von kaum einem Fall, in dem Captur-Kunden die Sitzbezüge getauscht hätten, weil sie die Farben nicht mehr sehen konnten oder weil sich der kleine Geländewag­en mit frischen Polstern besser verkaufen lasse. „Unsere Händler jedoch machen von dieser Möglichkei­t regen Gebrauch, um das Gebrauchtw­agengeschä­ft anzukurbel­n“, sagt er.

Neu ist das Bemühen um die Personalis­ierung freilich nicht,

Immer häufiger lassen sich die Autos auch nachträgli­ch modifizier­en und der Mode anpassen

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FOTO: DAIMLER Farbenspie­le: Die wechselbar­en Bodypanels trägt der Smart Forfour (li.) in „black-to-yellow“, beim Smart Forttwo sind sie in „lava orange“eingefärbt.

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