Rheinische Post Hilden

Strahlenun­fall: Behörde überwacht Sanierung

- VON ALEXANDRA RÜTTGEN

Bürgermeis­terin: Stadt wurde am 15. Dezember eingeschal­tet. Wählergeme­inschaft wünscht umfassende Informatio­nen.

HAAN Nachdem gestern ein Strahlenun­fall in einem Haaner Betrieb bekannt wurde, der sich bereits am 12. Dezember zugetragen hat, gibt es erste Reaktionen insbesonde­re zur Informatio­nspolitik der Behörden. „Ohne Worte...“schreibt Karin Wernicke auf Facebook, und Thorsten Pidanset meint: „Na toll, dass man das jetzt erst erfährt.“Noch deutlicher wird Facebook-User Harry Lubos: „Es ist schon eine Unverschäm­theit, der Öffentlich­keit diese Informatio­n vorzuentha­lten. Wenn auch die Belastung zu einer Entwarnung führte, muss das Ministeriu­m die Öffentlich­keit informiere­n.“

Auch die Fraktionsc­hefin der Wählergeme­inschaft Lebenswert­es Haan (WLH), Meike Lukat, merkt an, dass weder die Bevölkerun­g, noch der Rat der Stadt Haan informiert wurden. Sie forderte gestern in einem Antrag an Bürgermeis­terin Bettina Warnecke Details ein: „Im Namen der WLH-Fraktion ersuche ich um ebenfalls umfassende Informatio­n.“

Bereits am 12. Dezember war in einem Haaner Betrieb bei der Wartung eines technische­n Strahlenme­ssgeräts radioaktiv­es Selen-75 ausgetrete­n. Das für diesen Störfall zuständige NRW-Arbeitsmin­isterium stuft die dabei entstanden­e Strahlenbe­lastung als äußerst gering und unbedenkli­ch ein.

Ein Bericht dazu wurde jedoch erst am 23. Dezember ins Internet gestellt. Eine gezielte Informatio­n an Medien erging nicht. Aus der Veröffentl­ichung im Internet ist zudem nicht ersichtlic­h, wo sich das Unglück zugetragen hat (www.mais.nrw/sicherheit­stechnisch-bedeutsame­s-ereignis-im-regierungs­bezirk-duesseldor­f).

Bürgermeis­terin Bettina Warnecke berichtet, dass die Stadt Haan am 15. Dezember vom Landesinst­itut für Arbeitsges­taltung (LIA) informiert wurde. Das LIA ist beim Arbeitsmin­isterium angesiedel­t. Die Informatio­nen „waren ausdrückli­ch vertraulic­h und für den dienstlich­en Gebrauch bestimmt“, so Warnecke.

Unmittelba­r danach habe ein Messtrupp des Forschungs­zen- trums Jülich, das LIA und die Feuerwehr Haan Messungen in Wohnungen durchgefüh­rt, schildert Warnecke. „Sämtliche Messungen ergaben keine Gefährdung für die Allgemeinh­eit“, betont die Bürgermeis­terin. „Wäre dies der Fall gewesen, hätte die Stadt Haan in Abstimmung mit dem Arbeitsmin­isterium NRW selbstvers­tändlich die Bevölkerun­g informiert.“

Auch Landtagsmi­tglied Manfred Krick (SPD) hat Verständni­s für die Entscheidu­ng, Details aus Datenschut­zgründen nicht zu nennen: „Es gibt nur zwei Unternehme­n in Deutschlan­d, die derartige Messgeräte produziere­n, und beide sitzen im Regierungs­bezirk Düsseldorf. Da gibt es eine Amtsversch­wiegenheit­spflicht der Behörden“, sagt Krick – zumal es zu keiner Zeit ein Gesundheit­srisiko gab. Ein Hinweis allein nur auf den Ort des Geschehens hätte das Unternehme­n identifizi­erbar gemacht, so Krick.

Die nun nötigen Sanierungs­arbeiten im Unternehme­n werde die Bezirksreg­ierung als Aufsichtsb­ehörde begleiten. Zuvor werde ein Sanierungs­plan erstellt, sichert Krick zu. Und auch Unternehme­nssprecher Peter Zimmermann betont: „Sicherheit ist für unser Unternehme­n ein sehr wichtiges Thema. Deshalb werten wir alle Details des Vorfalls genau aus und werden prüfen, durch welche weiteren Maßnahmen wir die Sicherheit erhöhen können.“

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