Herr Büdenbender macht die Fliege
25 Jahre hat Roland Büdenbender den Besucherservice des Schauspielhauses geleitet. Jetzt geht er in den Ruhestand.
Ist der Besuch des Düsseldorfer Schauspielhauses denkbar ohne eine Begegnung mit Roland Büdenbender? Für das Stammpublikum wohl kaum. Auch im „Central“, der langfristigen Ausweichspielstätte, steht der Herr mit der Fliege jeden Abend im Eingangsbereich. Wird er gegrüßt, und das geschieht sehr häufig, grüßt er zurück. Höflich, etwas distanziert, strahlt er eine ange- nehme Ruhe aus. Mit manchen Gästen des Hauses lässt sich Herr Büdenbender auf einen kleinen Plausch ein, und sie sind sichtlich stolz, von ihm erkannt zu werden. Gerade in diesen turbulenten Zeiten für das Haus freut man sich, mit dem Leiter des Besucherservice einen Garanten der Kontinuität zu treffen.
Doch damit wird es bald ein Ende haben. Im Alter von 65 Jahren und vier Monaten wird Roland Büdenbender am 5. Januar in Rente gehen, genau wie es das Gesetz vorsieht. Bei seinem Dienstantritt vor 25 Jahren hatte man ihm eine schriftliche Stellenbeschreibung an die Hand gegeben. Sie umfasste die Stammkundenbetreuung und die Leitung des Personals im Kassenbereich. Mündlich fügte man damals hinzu, er möge dafür Sorge tragen, dass sich das Publikum auch außerhalb des Theaterraums gut aufgehoben fühlte. „Ich habe immer versucht, die Verbindung zwischen dem Schauspielhaus und seinem Publikum aufrechtzuerhalten“, erklärt er kurz vor seinem Abschied auf der Brücke des „Central“, dem derzeitigen Foyer. Dort hat er direkt hinter der Kasse ein provisorisches Büro, das man getrost als „Kabuff“be- zeichnen darf. Seine Arbeitszeit klingt beinahe normal: Morgens erledigt er Verwaltungsaufgaben, ab dem späten Nachmittag hält er sich im Eingangsbereich auf, bis zum Ende der Vorstellungspause.
Hier allerdings kommt der Unterschied zwischen Pflicht und Kür ins Spiel. Denn Roland Büdenbender ist beinahe jeden Abend des Jahres anwesend, mit Ausnahme weniger Feiertage und der Theaterferien. Wenn man dann noch die Anreise von seinem Wohnort Hilden hinzurechnet, muss man sich einfach fragen, ob der Mann jemals zu Hause ist. Immerhin warten dort seine Frau und zwei Hunde. Ein Erklärungsversuch: „Ohne Geduld und Toleranz in der Familie geht das nicht. Die Tochter ist mittlerweile selbst Mutter zweier Kinder und lebt nicht mehr bei uns.“Umso mehr freut er sich auf den Sommer, wenn das Ehepaar gemeinsam mit den Tieren zum Wandern an der See oder in den Bergen aufbricht.
Beim Gespräch mit Roland Büdenbender wird man immer wieder unterbrochen: „Hallo, schönen gu- ten Abend“, heißt es dann in Richtung einiger Gäste. Der höfliche Umgangston hat seine Grundlage in Herrn Büdenbenders beruflicher Vergangenheit. Vor seinem „Theaterleben“hat er nach einer Lehre als Industriekaufmann und einigen Semestern Betriebswirtschaft längere Zeit in einem feinen Berliner Hotel gearbeitet. Übrigens: Bei wem klingelt es beim Namen Büdenbender im Gedächtnis? Richtig, die Frau des Außenministers heißt Elke Büden-
In ihm erkannte man stets einen Garanten
der Kontinuität im Schauspielhaus „Die Büdenbenders
sind eine starke Sippe aus dem Siegerland“
bender. „Das ist eine starke Sippe aus dem Siegerland“, sagt der Leiter des Besucherdiensts. Tatsächlich sei man weitläufig verwandt. Und er nehme mit Vergnügen zur Kenntnis, wenn sein Nachname demnächst öfters in Schloss Bellevue genannt werden sollte.
Natürlich spricht man mit Roland Büdenbender auch über die Krise des Schauspielhauses. Seine Antwort ist ein abgewandeltes HeineZitat: „Denk ich an Düsseldorf in der Nacht, so bin ich um den Schlaf gebracht. Die Landeshauptstadt wird nicht sterben, doch das Theater kann verderben.“Aufgrund der enormen Bürgersolidarität glaubt er aber dennoch an eine Zukunft des Gebäudes am Gustaf-Gründgens-Platz. Die Rückkehr dorthin wird allerdings ohne ihn stattfinden. Schade, dass Herr Büdenbender vorher die Fliege macht.