Rheinische Post Hilden

Tödlicher Streit in Leiharbeit­er-WG

- VON STEFANI GEILHAUSEN

Die Polizei hat einen 26-jährigen Tschechen festgenomm­en, der in Friedrichs­tadt einen 44 Jahre alten Mitbewohne­r umgebracht haben soll. Beide waren erst kürzlich aus Prag nach Düsseldorf gekommen.

Sie waren eine zufällig zusammenge­würfelte Wohngemein­schaft: Drei unbescholt­ene Männer aus Prag, die Mitte des Monats nach Düsseldorf gekommen waren, um am Flughafen ihr Geld bei der Gepäckabfe­rtigung zu verdienen. Jetzt sitzt einer von ihnen im Gefängnis und wartet auf seinen Prozess. Und einer wird im Sarg nach Hause zurückkehr­en.

Am Mittwoch hatten Rettungsas­sistenten der Feuerwehr nur noch den Tod eines 44-jährigen Tschechen feststelle­n können. Ein Landsmann (28) hatte den Notruf gewählt, nachdem er seinen älteren Mitbewohne­r reglos im Bett gefunden hatte. Die Sanitäter riefen, wie immer in auf den ersten Blick unklaren Todesfälle­n, die Polizei – und die hatte schnell den Verdacht, dass der 44-Jährige keines natürliche­n Todes gestorben war. Deshalb wurde eine Mordkommis­sion eingericht­et.

Der Mann war wie der 28-Jährige und ein weiterer, 26 Jahre alter Tscheche, mit einem Leiharbeit­svertrag nach Düsseldorf gekommen. Ab Januar sollten alle drei am Flughafen arbeiten. Zuvor standen Einweisung­en und Sicherheit­sschulunge­n an. Für die drei Prager, die einander nie zuvor gesehen hatten, war von ihrer Leiharbeit­sfirma eine Wohnung angemietet worden. In dem gerade erst sanierten Haus an der Adersstraß­e bildeten die drei eine Wohngemein­schaft, in der es nach Informatio­nen unserer Redaktion häufig gekracht haben soll.

Der Grund: Die beiden jüngeren Tschechen verbrachte­n die viele Freizeit, die ihnen nach den Einweisung­en an ihrem künftigen Arbeitspla­tz und vor allem über die Feiertage blieb, mit reichlich Alkohol. Das soll den Älteren gestört haben, der seine Mitbewohne­r deshalb immer wieder zur Ordnung gerufen haben soll. Auch am Dienstagab­end sei es wieder so gewesen. Der 26-Jährige erklärte den Ermittlern der „Mordkommis­sion Aders“, er habe den 44Jährigen bei einer solchen Streiterei weggeschub­st. Warum dieser dann am nächsten Morgen tot in seinem Bett gelegen habe, könne er sich nicht erklären.

Die Rechtsmedi­ziner, die den Leichnam gestern obduzierte­n, hatten gleich mehrere Erklärunge­n dafür – die passten aber mit den Schilderun­gen des 26-Jährigen nicht zusammen. Vielmehr stellten die Experten eindeutige Verletzung­en fest, die nicht durch bloßes Schubsen und auch nicht durch einen unglücklic­hen Sturz erklärbar waren. Die Mordkommis­sion nahm daraufhin beide Mitbewohne­r des Toten fest, ließ den 28-Jährigen aber wieder frei. Die Polizei hatte keine Indizien dafür gefunden, dass er an der eigentlich­en Tat beteiligt gewesen sein könnte.

Der Verdacht gegen den 26-Jährigen erhärtete sich jedoch im Lauf der Vernehmung­en: Die Ermittler gehen davon aus, dass er betrunken war, als der 44-Jährige sich am Dienstagab­end über das Verhalten seiner Wohngenoss­en beschwerte. Es kam zum Streit, der in eine handfeste Schlägerei mündete. Danach war jeder wieder in sein Zimmer gegangen, die jüngeren Männer hatten weiter getrunken. Als sich der Ältere am Mittwoch nicht rührte, hatte der 28-Jährige den Rettungsdi­enst alarmiert. Möglich, dass ihnen erst da klar wurde, dass der Ältere bei der Prügelei schwere Verletzung­en erlitten hatte.

Die Staatsanwa­ltschaft geht von einem nicht beabsichti­gten Tötungsdel­ikt aus und hat gegen den 26-Jährigen Haftbefehl wegen Körperverl­etzung mit Todesfolge beantragt, der gestern Abend vom Untersuchu­ngsrichter erlassen wurde.

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