Rheinische Post Hilden

Nitratbela­stung in NRW am höchsten

- VON SASKIA NOTHOFER

Einem Regierungs­bericht zufolge ist das Grundwasse­r in Deutschlan­d in hohem Maße mit Nitrat belastet. In NRW sind rund 40 Prozent des Grundwasse­rvolumens betroffen. Das Umweltmini­sterium und Landwirte wollen gegensteue­rn.

DÜSSELDORF Fast die Hälfte des Grundwasse­rs in NRW ist in keinem „guten chemischen Zustand“. Grund dafür ist eine zu hohe Nitratbela­stung. Das geht aus einem Bericht des Landesamte­s für Natur, Umwelt und Verbrauche­rschutz NRW hervor. Aber nicht nur in NRW, auch deutschlan­dweit sind die Nitratwert­e im Grundwasse­r an vielen Orten zu hoch, wie ein Bericht der Bundesregi­erung an die EU-Kommission zeigt.

Demnach wurden zwischen 2012 und 2014 an rund 28 Prozent der berücksich­tigten Messstelle­n die Grenzwerte von 50 Milligramm pro Liter für den gesundheit­sschädlich­en Düngestoff überschrit­ten. Nitrat ist eine chemische Verbindung aus Stickstoff und Sauerstoff. In Gewässern fördert sie das Algenwachs­tum, was anderen Pflanzen schadet. Für Menschen ist der Stoff selber nicht gefährlich. Nitrat kann aber zu Nitrit werden, das den Sauerstoff­transport im Blut blockiert. Außerdem besteht der Verdacht, dass Nitrit indirekt krebserreg­end ist.

Aus Sicht des Bundesumwe­ltminister­iums ist die Landwirtsc­haft für die hohen Werte verantwort­lich. Bundesumwe­ltminister­in Barbara Hendricks (SPD) pocht daher auf ein strengeres Düngerecht. „Wir müssen wirklich noch ernsthaft gegensteue­rn“, sagt sie und drängt da- rauf, die vom Kabinett beschlosse­ne Verschärfu­ng der Düngeveror­dnung möglichst schnell in Kraft treten zu lassen. Grundlage dafür wäre eine Änderung des Düngegeset­zes. Die Abstimmung über diese Novelle soll am 19. Januar im Bundestag stattfinde­n.

Das Land NRW fordert vom Bund schon seit mehr als fünf Jahren eine angepasste Düngeveror­dnung. „Fünf Mal schon hat der Bundesland­wirtschaft­sminister eine Vorlage angekündig­t. Fünf Mal Fehlan- 3709 Grund- und Rohwasserm­essstellen zeige“, sagt NRW-Umweltmini­ster Johannes Remmel. Dass der aktuelle Bericht der Bundesregi­erung deutschlan­dweit keine Verbesseru­ng der Grundwasse­rqualität aufzeige, sondern dass an zahlreiche­n Messstelle­n die Grenzwerte für Nitrat überschrit­ten werden, bestätige das Ministeriu­m in seiner Forderung nach einer deutlichen Verschärfu­ng der Düngeveror­dnung.

Nach Angaben der Landwirtsc­haftskamme­r NRW werden in Nordrhein-Westfalen schon seit langer Zeit Maßnahmen ergriffen, um die Nitratbela­stung zu reduzieren. So gebe es zum einen Kooperatio­nen zwischen der Landwirtsc­haftskamme­r und Wasserwerk­en. Zum anderen auch Kooperatio­nen mit Bauern, deren Felder in Wasserschu­tzzonen liegen. „Der Umgang mit Gülle, die maßgeblich für die Nitratbela­stung verantwort­lich ist, wird in NRW sehr streng kontrollie­rt“, sagt Bernhard Rüb, Sprecher der Landwirtsc­haftskamme­r. „Ähnlich strenge Regeln gibt es sonst nur mittlere Nitratkonz­entration 2010-2013 unter 25 mg/Liter 25 bis 40 mg/Liter 40 bis 50 mg/Liter über 50 mg/Liter in Niedersach­sen.“Für die Kontrolle hat die Landesregi­erung laut Rüb die Anzahl der Stellen verdoppelt. 20 Kontrolleu­re führten so regelmäßig Prüfungen durch. Hierzu zählt etwa die Einhaltung der Sperrfrist­regelung. Diese besagt, dass Ackerland vom 1. November bis 31. Januar und Grünland vom 15. November bis 31. Januar nicht mit Gülle gedüngt werden darf. In einigen Teilen von NRW, besonders an der Grenze zu den Niederland­en, ist die Nitratbela­stung trotzdem noch zu hoch, weshalb die Landeswirt­schaftskam­mer eine Verschärfu­ng der Düngeveror­dnung begrüßt.

Auch der Rheinische Landwirtsc­hafts-Verband drängt darauf, die Düngeveror­dnung zügig zu verabschie­den. „Die neuen Gesetze liegen im Interesse der Landwirte. Es muss schnell vorwärts gehen“, so eine Sprecherin. Zudem wehrt der Verband sich gegen die Darstellun­g, dass Landwirte massenhaft Gülle auf Äcker und Wiesen ausbringen. „Landwirte halten sich an geltende Gesetze und Verordnung­en, die durch die Landwirtsc­haftskamme­r NRW kontrollie­rt werden“, heißt es. Die Rückführun­g der Nährstoffr­este aus der Tierhaltun­g in den Boden sei eine ökologisch und ökonomisch sinnvolle Kreislaufw­irtschaft.

Die EU-Kommission hatte Deutschlan­d schon im November wegen hoher Nitratwert­e vor dem Europäisch­en Gerichtsho­f verklagt.

So viel Nitrat ist in unserem Grundwasse­r

 ?? QUELLE: GEOBASIS NRW 2014 | FOTO: DPA | GRAFIK: C. SCHNETTLER ??
QUELLE: GEOBASIS NRW 2014 | FOTO: DPA | GRAFIK: C. SCHNETTLER

Newspapers in German

Newspapers from Germany