Rheinische Post Hilden

So soll Deutschlan­d sicherer werden

- VON JAN DREBES UND GREGOR MAYNTZ Vorsitzend­e der Landesgrup­pe CSU- Vizekanzle­r Bundesinne­nm inister

Mit einer Serie von Konzepten für eine neue Sicherheit­sarchitekt­ur startet die Politik ins Jahr. Ein analytisch­er Vergleich.

BERLIN Nach Magen-OP und Weihnachts­pause überrascht­e SPD-Chef Sigmar Gabriel nicht nur das Fernsehpub­likum mit einem Entwurf für mehr Sicherheit in Deutschlan­d, sondern auch die eigenen Sicherheit­sexperten. Die fanden nach der ersten Lektüre des siebenseit­igen Papiers unter der Überschrif­t „Zeit für mehr Sicherheit in Zeiten wachsender Unsicherhe­it“nicht nur Verschärfu­ngen im Vergleich zum Wahlkampf-Entwurf vom November, sondern auch Abschwächu­ngen gegenüber Positionsv­eränderung­en, die nach dem Weihnachts­markt-Attentat formuliert worden waren.

Gabriels Papier liest sich über weite Strecken wie eine kritische Analyse typischer SPD-Reflexe. Die Sozialdemo­kratie treibe nun einmal die Sorge um, dass eine Stärkung des Staates mit der Einschränk­ung von Bürgerrech­ten und mehr Möglichkei­ten des staatliche­n Machtmissb­rauchs einhergehe­n könne. Konkret: „Die zweite Gefahr ist die reflexhaft­e Abwehr einer sicherheit­spolitisch­en Diskussion, weil sie in den sozialdemo­kratisch geführten Bundesländ­ern von der konservati­ven Opposition genutzt werden könnte, den SPD-Innenminis­tern ,Versagen’ vorzuwerfe­n.“

Die Reflexe will Gabriel am liebsten unterbinde­n. Auf der einen Seite beruft er sich auf ein „Grundrecht auf Sicherheit“und definiert das Gewährleis­ten von Schutz als „Verteilung­sthema“– die SPD also als Schutzpatr­onin des kleinen Mannes. Auf der anderen Seite markiert er vermeintli­ch scharfe Grenzen zur Union. So verwendet er große Anstrengun­gen darauf, die von CDU/ CSU verlangten Transitzon­en als „Scheinlösu­ngen“zu entlarven. Schließlic­h hätten sich „alle Täter des Jahres 2016 deutlich nach ihrer Einreise radikalisi­ert und nicht vor der Einreise“.

Gabriel appelliert an die SPD, ihrer Verantwort­ung gerecht zu werden, die daraus erwachse, dass innere Sicherheit vor allem Länderaufg­abe sei und die SPD in den meisten Ländern regiere. Sie solle dabei anders als angeblich die Union nicht nur die Repression verstärken, sondern auch die Vorbeugung. „Jugend- und Sozialarbe­it in Flüchtling­sunterkünf­ten darf nicht in so homöopathi­schen Dosen stattfinde­n wie zur Zeit“, fordert Gabriel. Neue Bezugspunk­te auch auf anderen Feldern: Prävention durch Zusammenar­beit mit Moscheegem­einden und gleichzeit­ig „Schließung radikal-islamische­r und salafistis­cher Moscheen“.

Es liest sich wie der Versuch, auf breiter Front beizudrehe­n: vom verschlank­ten Datenschut­z über mehr Video-Überwachun­g, Fußfesseln für Gefährder, leichtere Abschiebeh­aft bis hin zum Aufbau eines AntiIS-Propaganda-Netzwerkes.

Innenminis­ter Thomas de Maizière von der CDU muss nicht beidrehen. Denn er hat die vielen Punkte, die nun als Konsequenz aus dem Weihnachts­markt-Attentat gefordert werden, bereits vergangene­n Sommer vorgelegt, im Herbst sogar als Gesetzentw­urf, wurde aber von der SPD ausgebrems­t. Etwa bei der Möglichkei­t, Gefährder in Ab-

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