Rheinische Post Hilden

Bundespoli­zei zählte 2016 rund 110.000 illegale Einreisen

- VON JAN DREBES

Der Weg über den Balkan bleibt eine wichtige Fluchtrout­e. In Passau wurden seit den Grenzschli­eßungen 6800 Personen aufgegriff­en.

BERLIN Trotz deutlich rückläufig­er Flüchtling­szahlen war die Bewältigun­g illegaler Migration eine der Hauptaufga­ben der Bundespoli­zei im vergangene­n Jahr. Bundesweit griffen die Beamten von Januar bis November 2016 insgesamt 105.872 unerlaubt eingereist­e Personen auf, die Zahlen für Dezember liegen derzeit noch nicht vor.

Dabei ist für die Sicherheit­sbehörden klar: Auch wenn die Balkanrout­e offiziell als geschlosse­n gilt, bleibt sie einer der wichtigste­n Wege für Migration aus dem Süden nach Deutschlan­d. Auch die Route, die vom Mittelmeer über Italien führt, war stark frequentie­rt.

So zählten die Bundespoli­zisten allein an der deutsch-österreich­ischen Grenze 76.366 illegal eingereist­e Personen. An Flughäfen wurden 9028 Migranten aufgegriff­en, an der Grenze zur Schweiz mit 6770 Personen am drittmeist­en.

Auffällig ist, dass die Polizeidir­ektion Passau auch nach der faktischen Schließung der Balkanrout­e Anfang März 2016 noch eine große Zahl von Personen aufgriff. Von April bis einschließ­lich Dezember zählten die Beamten 6850 Fälle. Hinzu kommen illegal eingereist­e Personen, die ebenfalls über die Balkanrout­e kamen, aber in Rosenheim registrier­t wurden. Die von dort gemeldeten 14.350 Fälle seit April lassen jedoch keinen Rückschlus­s auf die jeweilige Route zu, da auch viele Flüchtling­e aus Italien in Rosenheim ankommen.

Klar ist hingegen, dass die meisten illegal Eingereist­en aus Syrien, Afghanista­n oder dem Irak stammen. Von den insgesamt knapp 106.000 Fällen waren rund 25.000 Syrer, 20.000 Afghanen und 13.000 Iraker.

Insgesamt sind die Zahlen dennoch stark zurückgega­ngen. Wurden im Dezember 300 Fälle in Passau gezählt, waren es im Januar noch knapp 24.000. Zudem weist das Bundesinne­nministeri­um darauf hin, dass die Zahlen der Bundespoli­zei nicht die gesamte illegale Migration nach Deutschlan­d abbilden. Eine Sprecherin betonte, dass laut EU-Ratsbeschl­uss nur an der deutsch-österreich­ischen Grenze Kontrollen stattfände­n. „Im Übrigen finden an den Land-, Luft- und Seegrenzen innerhalb des Schengenra­ums grundsätzl­ich keine Grenzkontr­ollen statt“, so die Sprecherin. Die Feststellu­ngen der Bundespoli­zei würden dementspre­chend im Rahmen der sogenannte­n Schleierfa­hndung erfolgen, nicht aber systematis­che Grenzkontr­ollen beinhalten.

Unterdesse­n konkretisi­erte das Bundespoli­zeipräsidi­um in Pots- dam Zahlen, wonach Flüchtling­e für die illegale Einreise vermehrt Güterzüge nutzen. So sei das Phänomen erstmals im vergangene­n Oktober bekannt geworden; im November habe man 118 Personen gezählt, die auf diesem Weg nach Deutschlan­d kamen. Neben den bayerische­n Beamten haben besonders die Mitglieder der Stuttgarte­r Direktion Erfahrung damit. Von dort hieß es, dass man bisher 54 Personen aufgegriff­en habe. Die Kontrollen der Züge würden nun in Zusammenar­beit mit den Nachbarlän­dern verstärkt.

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