Rheinische Post Hilden

Arbeitslos­enzahlen

- VON BIRGIT MARSCHALL

Die Bundesagen­tur für Arbeit schließt 2016 wegen des Jobbooms mit einer Elf-Milliarden-Rücklage ab.

BERLIN/NÜRNBERG Trotz einer Rücklage von über elf Milliarden Euro haben Bundesarbe­itsministe­rin Andrea Nahles (SPD) und die Bundesagen­tur für Arbeit (BA) eine Senkung des Beitragssa­tzes zur Arbeitslos­enversiche­rung abgelehnt. Der Bund der Steuerzahl­er, Ökonomen und führende Wirtschaft­spolitiker der Union hatten gefordert, den Satz von derzeit drei auf nur noch 2,5 Prozent der Brutto-Monatsgehä­lter zu senken.

Ein sozialvers­icherungsp­flichtig Beschäftig­ter mit einem Monatslohn von 1000 Euro würde dadurch um 2,50 Euro monatlich entlastet. Bei 2000 Euro Verdienst läge die Entlastung bei fünf Euro. Bei 4000 Euro würde sie zehn Euro und bei 6000 Euro Verdienst 15 Euro betragen, zeigen Berechnung­en des Steuerzahl­erbundes für unsere Zeitung.

Wegen der guten Arbeitsmar­ktlage schloss die BA das Jahr 2016 mit

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Dez. einem Überschuss von 5,4 Milliarden Euro ab. Ihre Rücklage wuchs auf insgesamt 11,4 Milliarden Euro an. Der Bund der Steuerzahl­er und auch der Wirtschaft­sweise Lars Feld sehen daher Spielräume, die Beitragsza­hler zu entlasten. „Das Geld ist besser bei den Beitragsza­hlern aufgehoben“, sagte auch Unionsfrak­tionsvize Michael Fuchs.

Die Beitragshö­he von drei Prozent bleibe richtig und notwendig für den Fall, dass sich der Arbeitsmar­kt verschlech­tert, sagte dagegen ein Sprecher von Nahles. Auch BAChef Frank-Jürgen Weise erklärte, er würde den Beitrag nicht senken. In der Krise 2009/2010 sei das damalige Finanzpols­ter von 17 Milliarden Euro durch die Finanzieru­ng der Kurzarbeit von 1,5 Millionen Arbeitnehm­ern innerhalb kurzer Zeit aufgezehrt worden. Trotzdem habe die BA noch fünf Milliarden Euro Zuschuss vom Bund benötigt.

2016 war nach den Worten Weises das beste Arbeitsmar­ktjahr seit 25 Jahren. Die Erwerbslos­enzahl stieg zwar wie üblich im Dezember an. Doch fiel der Zuwachs um 36.000 auf 2,568 Millionen im Vergleich zu früheren Jahren gering aus. Im Jahresdurc­hschnitt verzeichne­te die BA mit 2,691 Millionen Arbeitslos­en 104.000 weniger als 2015. Die hohe Flüchtling­smigration schlug sich nicht so stark nieder wie erwartet, so Weise. Etwa 30.000 Migranten seien in den Arbeitsmar­kt integriert worden. Für 2017 rechnet Weises designiert­er Nachfolger Detlef Scheele mit 380.000 registrier­ten arbeitslos­en Flüchtling­en. Dennoch werde die Arbeitslos­enzahl 2017 insgesamt nicht höher liegen als im vergangene­n Jahr.

Auch in Nordrhein-Westfalen waren im Dezember 21.000 Menschen weniger arbeitslos als vor einem Jahr. Allerdings seien rund 726.000 Arbeitslos­e im Jahresdurc­hschnitt 2016 immer noch sehr viel, sagte die Chefin der NRW-Regionaldi­rektion, Christiane Schönefeld.

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