Rheinische Post Hilden

So ernähren sich die Deutschen

- VON JAN DREBES

Fleischger­ichte stehen bei den Bundesbürg­ern besonders häufig auf dem Tisch, die Kochlust nimmt ab. Fertigprod­ukte werden beliebter, gleichzeit­ig schätzen die Verbrauche­r regionale Lebensmitt­el. Eine Studie deckt Widersprüc­he auf.

BERLIN Die Deutschen wünschen sich leckere, gesunde Lebensmitt­el, haben aber immer weniger Zeit, sie selbst zuzubereit­en. Das ist eines der Kernergebn­isse des Ernährungs­reports 2017, den das Sozialfors­chungsinst­itut Forsa zum zweiten Mal im Auftrag des Bundesland­wirtschaft­sministeri­ums erstellt hat. Demnach gaben 97 Prozent der rund 1000 repräsenta­tiv ausgewählt­en Befragten an, das einzukaufe­n, was ihnen schmeckt. 57 Prozent achten besonders auf den Preis, 73 Prozent legen beim Einkauf Wert auf regionale Lebensmitt­el. Dabei sind Supermärkt­e am beliebtest­en (63 Prozent); Wochenmärk­te, Hofund Bioläden verzeichne­n hingegen schrumpfen­de Anteile.

Gleichzeit­ig stellen sich die Bundesbürg­er immer seltener selbst an den Herd. Knapp 39 Prozent kochen täglich, nur ein Drittel bereitet sich zwei- bis dreimal pro Woche warme Speisen selbst zu. 2015 hatten die Werte jeweils etwas höher gelegen. Forsa-Chef Manfred Güllner, der den Report gestern in Berlin vorstellte, sieht darin einen Trend. Sein Auftraggeb­er, Bundesernä­hrungsmini­ster Christian Schmidt (CSU), freute sich hingegen darüber, dass mittlerwei­le genau 75 Prozent der Deutschen in den alten wie neuen Bundesländ­ern angaben, gern zu kochen. „Wir haben die Einheit im Kochen erreicht“, sagte Schmidt und nannte die Studie einen „Spiegel der Gesellscha­ft“.

Und was kommt täglich auf den Tisch in der Bundesrepu­blik? Nach wie vor rangieren Fleischger­ichte bei den Deutschen auf Platz eins. Etwa 53 Prozent der Befragten gaben an, am liebsten Fleisch und Wurst zu verzehren, auf Platz zwei folgen Nudeln (38 Prozent), Gemü-

in der Kantine *Veränderun­g zum Vorjahr

mit Essen von zuhause

beim Bäcker oder am Imbiss

im Restaurant

gar nicht segerichte (20 Prozent) und Fisch (16 Prozent). Pizza und Geflügel liegen noch hinter Suppen und Kartoffelg­erichten. Aber: Entgegen der Einstellun­g zu regionalen Produkten beim Einkauf und dem Wunsch nach gesunden Lebensmitt­eln greifen immer mehr Menschen zu Fertigprod­ukten. 2015 gaben noch 32 Prozent der Befragten an, sich auch mal eine Tiefkühlpi­zza zuzubereit­en, nun sind es bereits 41 Prozent. Auffällig: 72 Prozent der 19- bis 29-Jährigen gaben an, das Essen solle möglichst schnell zuzubereit­en sein. Gleichzeit­ig war die Kochlust bei den 14- bis 18-Jährigen noch am größten (89 Prozent).

Wer dann im Berufslebe­n steht, ernährt sich zumeist von Speisen, die er von zu Hause mitgebrach­t hat (57 Prozent). 21 Prozent greifen mittags auf Kantinenes­sen zurück, nur 15 Prozent gehen zu einem Bäcker oder Imbiss. Dabei leben die Ostdeutsch­en gesünder als die Westdeutsc­hen: Menschen in den alten Bundesländ­ern essen häufiger Süßigkeite­n (23 Prozent), in den neuen Ländern sind es elf Prozent.

Einen wesentlich­en Unterschie­d gibt es zudem zwischen dem Einkaufsve­rhalten von Männern und Frauen. Während 58 Prozent der Frauen auch Bio-Lebensmitt­el in den Einkaufswa­gen legen, tun das nur 39 Prozent der Männer. Auch Tierwohlla­bel sind Frauen wichtiger, was besonders Minister Schmidt freut. Der CSU-Politiker plant seit Monaten ein staatliche­s Siegel und will es noch vor der Wahl im Herbst auf den Weg bringen. Zuletzt fiel er jedoch vor allem damit auf, Fleischbez­eichnungen für vegane Lebensmitt­el verbieten zu wollen. Bei denen rechnen übrigens nur noch 21 Prozent der Befragten damit, dass es sich um eine kurzlebige Modeersche­inung handelt.

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany