Rheinische Post Hilden

Nächste Woche stehen die Maschinen still

- VON ALEXANDRA RÜTTGEN

Weil sich weder Nachfolger noch Investor fanden, muss die Firma Bernh. Koch endgültig schließen.

HAAN Die Maschine von Enrico Fischer ist die einzige, die in dem großen, fast menschenle­eren Gebäude der Firma Koch noch läuft. Im Sekundenta­kt spuckt sie Stahlrohre aus. Sie werden später verwendet, um Kopfstütze­n in Autositzen zu verankern. 20 Jahre lang arbeitet Fischer nun schon bei der Firma Koch. „Ich habe viel gelernt“, sagt er. Anfangs war er einfacher Bediener. Jetzt ist er Maschinene­inrichter. Doch nächste Woche ist Schluss. Dann stellt auch seine Anlage die Produktion ein. „Das ist sehr, sehr schade“, bedauert der 40-Jährige. „Ich hätte gerne noch weitere 20 Jahre hier gearbeitet.“Und während er das sagt, wendet sein sonst so beherrscht­er Chef den Blick ab.

Die Firma Bernh. Koch & Sohn, 1945 in Langenfeld vom Vater des heutigen Unternehme­rs Klaus Koch als Stanzbetri­eb in Langenfeld gegründet, wird Ende Februar endgültig ihre Tore schließen. Bis zu 140 Mitarbeite­r beschäftig­te der Automobilz­ulieferer einst, als die Geschäfte noch gut liefen. Doch das Diktat der Abnehmer und der Preisdruck zwangen Klaus Koch zu ständigem Aderlass. Und weil sich kein Nachfolger in der eigenen Familie fand – die erwachsene Tochter lebt in Spanien – begann der heute 77Jährige schon vor zehn Jahren, nach einem Investor zu suchen. Viele Stunden habe er mit Interessen­ten zusammenge­sessen, kalkuliert und verhandelt, sagt Koch und weist auf den Besprechun­gstisch. Vergeblich.

Zuletzt blieb ihm nur noch die Wahl zwischen Auflösung und Insolvenz. Die Insolvenz konnte er abwenden. Die Umsätze der letzten Produktion fließen in Löhne und Abfindunge­n der Beschäftig­ten. Koch, der im Laufe der vergangene­n Jahre selbst jene Versicheru­ngen beliehen hat, die eigentlich seiner Altersvors­orge dienen sollten, hofft auf ein Auskommen durch den Verkauf von Anlagen und Geräten.

Einige Maschinen wurden bereits abmontiert. Für andere „wurde uns kaum mehr als der Schrottwer­t geboten“, sagt Manfred Kempa bitter. Der 58-Jährige ist Werkzeugma­cher und war zuletzt Betriebsle­iter bei der Firma Koch. Kürzlich hat er einen neuen Job in Hilden gefunden. 24 Jahre war er seinem Arbeitgebe­r treu. Jetzt hilft er, die Maschinen für den Verkauf zu putzen. Kempa öffnet eine Schublade. Fräser und Bohrer liegen darin, säuberlich geordnet und beschrifte­t. Fast wirkt es, als könne die Belegschaf­t noch nicht so recht daran glauben, dass hier schon in der kommenden Woche nichts mehr produziert wird.

Eigentümer des zirka 5000 Quadratmet­er großen Grundstück­s mit 4000 Quadratmet­ern umbauter Fläche ist eine Stiftung. Wie Elmar Jünemann, berichtet, sucht die Wirtschaft­sförderung in Zusammenar-

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RP-FOTO: ARUE Die Werkhallen sind fast menschenle­er. Nur noch eine Anlage arbeitet. Die restlichen Maschinen putzt Krystyna LammichDlu­gia für den Verkauf. Die 62-Jährige wird nach Schließung der Firma in Rente gehen.

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