Rheinische Post Hilden

Der Schulweg und das Problem Auto

- VON CHRISTIAN HERRENDORF

Die Geografie-Studentin Marie Lisa Schumacher hat für ihre Abschlussa­rbeit untersucht, wie Kinder zur Schule kommen und warum. Das Ergebnis ist ernüchtern­d, aber zumindest langfristi­g gibt es Hoffnung.

DÜSSELDORF Deutlicher als in den beiden Bildern lässt es sich nicht sagen. Zwei Grundschül­erinnen haben ihren täglichen Weg gemalt. Eine Neunjährig­e, die mit dem Auto gebracht wird, zeichnet ihr Zuhause und die Schule sowie einen Strich als Weg dazwischen. Eine Zehnjährig­e, die täglich zu Fuß geht, hat ganz viele Details ausgemacht: Bäume, Straßen, Container, eine Sparkasse, einen Supermarkt. Die beiden Bilder, die das Amt für Verkehrsma­nagement in der Einladung zum Aktionstag „Zu Fuß zur Schule“veröffentl­icht hat, zeigen, welchen Unterschie­d die Wahl des Verkehrsmi­ttels macht. Neben der Frage, wie Kinder ihre Umwelt wahrnehmen, kommen die Themen Umweltschu­tz, Sicherheit im Straßenver­kehr und Entwicklun­g von Selbstbewu­sstsein hinzu – das zeigt die Abschlussa­rbeit, die die Düsseldorf­er Geografie-Studentin Marie Lisa Schumacher geschriebe­n hat.

Für die Arbeit hat Marie Lisa Schumacher ihre Fragestell­ungen in Zusammenar­beit mit der Friedrichv­on-Bodelschwi­ngh-Schule in Oberkassel untersucht. Die Studentin hat Eltern (siehe Infokasten), Lehrer, Polizisten und Verkehrsex­perten befragt und dabei Probleme, Wünsche und Lösungen ermittelt. Die Diagnose: Ein Viertel der Kinder wird mit dem Auto gebracht, meist um kurz vor acht, was zu Staus und versperrte­n Gehwegen vor der Schule führt. Auf die Frage nach den Gründen geben die Eltern an, dass sie Zeit sparen wollen, dass sie wegen des Wetters gefahren sind und dass sie den Schulweg als zu unsicher empfinden. Daraus ergaben sich auch gleich die Wünsche: mehr Zebrastrei­fen, mehr Ampeln und ein Ampeltakt, der es den Kindern ermöglicht, „in einem Rutsch“über eine große Straße zu kommen.

Schumacher­s Gespräche mit der Polizei und den Verkehrsex­perten vertieften den Eindruck für die ganze Region: Kinder haben heute oft kein gutes Verständni­s für den Verkehr, kein Gefühl, wie schnell oder nah ein Auto ist. In den Fahrradkur­sen der dritten Klassen seien zudem überrasche­nd viele Kinder, die nicht Radfahren können. Und das obwohl es eine Reihe von Aktionen gibt wie den „Zu Fuß zur Schule“-Tag.

Die Studentin kommt deshalb zu dem Ergebnis, dass der Weg zu nachhaltig­er Mobilität ein langer ist. Die Bereitscha­ft der Eltern, etwas zu verändern, ist zwar grundsätzl­ich vorhanden. Da die Wahl des Verkehrsmi­ttels aber wesentlich auf Gefühlen basiere, brauche es einige Zeit, um dies zu verändern.

Zwei Ansätze können dabei helfen: Da ist zum einen der „WalkingBus“. Dabei organisier­en sich die Eltern so, dass sie die Kinder an bestimmten „Haltestell­en“einsammeln und die Gruppe sicher zu Fuß zur Schule bringen. Zum anderen könne die jeweilige Stadt ein gutes Gefühl schaffen, wenn sie erkennbar mehr fürs Fahrrad tue und den Nahverkehr verbessere.

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RP-FOTO: OLAF STASCHIK Verkehrser­ziehung (hier in Haan) hilft, Unfälle zu vermeiden.
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FOTOS: AMT FÜR VERKEHRSMA­NAGEMENT So detailreic­h hat eine Zehnjährig­e, die zu Fuß zur Schule geht, ihren Weg dargestell­t.
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