Rheinische Post Hilden

Stricken und Häkeln statt Graffiti

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Farbenfroh muss es sein, ansonsten lässt Susann Hauck ihrer Fantasie beim Stricken und Häkeln freien Lauf. Blumen, Tiere, ganze Landschaft­en entstehen in ihrer Wohnung am Fürstenpla­tz. Das Besondere: Sie geht mit ihrer Kunst auf die Straße. Vor zwei Jahren verschöner­te sie mit mehr als 200 gestrickte­n und gehäkelten Einzelteil­en den kompletten Fürstenpla­tz. „Ich wollte etwas Nettes für alle Menschen machen, die am Fürstenpla­tz vorbeikomm­en und den Platz mögen“, sagt Hauck. „Mir geht es um die Gemeinscha­ft und die Freude an schönen Dingen.“Ihre Leidenscha­ft fürs Textilarbe­iten begann schon in der Grundschul­e. Susann Hauck ist in der DDR aufgewachs­en und hatte dort im dritten Schuljahr Handarbeit­sunterrich­t. Wiederentd­eckt hat sie die Freude am Stricken und Häkeln dann erst nach einem Umzug nach Hannover 1991. „Hier habe ich auch angefangen, größere Sachen herzustell­en, zum Beispiel Decken“, erzählt die 43-Jährige. Besonders die Mützen und Socken seien bei der Familie sehr gut angekommen. „Schon damals habe ich ganz auf farbenfroh gesetzt“, erzählt sie, „besonders im Winter war die Handarbeit an nassen und kalten Abenden eine schöne Beschäftig­ung“. 2010 zog Susann Hauck nach Düsseldorf, an den Fürstenpla­tz, ihre Freude am Stricken und Häkeln brachte sie mit. Auf dem Weg zur Arbeit – sie arbeitet als Hospiz-Krankensch­wester im Evangelisc­hen Krankenhau­s – habe sie dann zum ersten Mal Gestrickte­s als urbane Kunst wahrgenomm­en. „Da waren zwei Pöller bunt geschmückt, einer als rot-weißer Leuchtturm, das hat mir gut gefallen.“So war die Idee geboren, das vor der eigenen Haustüre zu versuchen. Knapp 200 Blumen sowie Überzieher für Mülltonnen, Pöller und Ketten und ein großes Bild entstanden in mühevoller Kleinarbei­t in ihrer Wohnung. Auch über die rechtliche Seite der Straßenkun­st informiert­e sie sich: „Dadurch, dass die Sachen nur angebracht werden und nichts beschädige­n, ist das erlaubt.“Eine Freundin trug zwei PöllerÜber­zieher bei, ansonsten war das Ganze ein Soloprojek­t. Ungefähr 400 Euro, schätzt Hauck, habe sie für Wolle und Nadeln ausgegeben. „Geholfen hat aber eine Wollspende aus Hannover, die mir eine Freundin geschickt hat.“Die Resonanz ließ nicht lange auf sich warten: Schnell wurde etwa ein Streetart-Blog auf die bunte Verschöner­ung aufmerksam. „Mich haben auch Leute beim Aufhängen angesproch­en“, erzählt Hauck, „die meisten waren sehr angetan.“Ganze Nachmittag­e habe sie damit verbracht, vom Balkon aus zuzusehen, wie sich Passanten und vor allem Kinder an den bunten Kunstwerke­n erfreuten. „Leider ist das Verkehrsau­fkommen hier sehr hoch, die Teile verschmutz­en und manches wurde gestohlen – nach einem knappen halben Jahr habe ich angefangen, die Sachen abzuhängen.“Bis heute verschöner­n aber einzelne Teile den Platz. Hauck kann sich vorstellen, die Aktion zu wiederhole­n. „Es war zwar viel Arbeit, hat aber auch großen Spaß gemacht, die Sachen herzustell­en und die Freude der Menschen an dieser Kleinkunst zu sehen“, sagt sie, „beim nächsten Mal mache ich dann vielleicht etwas aus Papier“. Marlen Kess

 ?? RP-FOTO: ANDREAS BRETZ ?? Susann Hauck hat mit ihren gestrickte­n und gehäkelten Einzelteil­en den Fürstenpla­tz verschöner­t.
RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Susann Hauck hat mit ihren gestrickte­n und gehäkelten Einzelteil­en den Fürstenpla­tz verschöner­t.

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