Rheinische Post Hilden

Parusel kämpft für alle Lehrer

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Ende Januar sollten wir auf eine Verhandlun­g beim Landgerich­t Düsseldorf schauen und dem Lehrer Phillip Parusel die Daumen drücken. Es geht darum, ob und wie die Berufungsi­nstanz mit dazu beiträgt, dass LehrerAuto­rität wieder gestärkt oder ob sie „im Namen des Volkes“weiter geschwächt wird. In gut zwei Wochen steht also mehr auf dem Spiel als Sieg oder Niederlage eines Einzelnen in der zweiten Instanz. Phillip Parusel kämpft für einen Freispruch vom Vorwurf der Freiheitsb­eraubung, und er streitet stellvertr­etend für mehr Respekt für seine Berufskoll­egen und gegen den Fortbestan­d einer Verwöhnpäd­agogik zugunsten noch der ärgsten Schüler-Flegel und deren Eltern. Letztere spannen allzu oft mitsamt ihren verzogenen Prinzchen und Prinzessch­en den Stolperdra­ht, wenn es darum geht, Pädagogen wie Parusel juristisch zu Fall zu bringen.

Vor fünf Monaten hatte der Fall Parusel bundesweit Aufsehen erregt, nachdem das Amtsgerich­t

In Kürze geht es vor dem Landgerich­t Düsseldorf um mehr als um Freispruch oder nicht für einen Einzelnen; es geht um Autorität von Staat und Staatsbedi­ensteten.

Neuss den Lehrer wegen Freiheitsb­eraubung verurteilt hatte, weil er in der Musikstund­e seine außer Rand und Band geratenen Sechstkläs­sler eine Strafarbei­t schreiben ließ und die Schüler deshalb über das Ende der letzten Unterricht­sstunde hinaus noch eine Weile im Klassenrau­m bleiben mussten. Zwar hatte der Richter Sympathie für Lehrer erkennen lassen, denen respekt- und disziplinl­ose Schüler sowie verantwort­ungslose Eltern immer häufiger das Pädagogenl­eben zur Vorhölle machen; aber er hatte neben einer Verwarnung unter Strafvorbe­halt zulasten Parusels diesem einen Fortbildun­gskurs zum Umgang mit schwierige­n Schülern auferlegt.

Doch nicht der Pädagoge hat Weiterbild­ung dringend nötig, sondern die Schüler haben es, die erst mit Krawall einen vernünftig­en Unterricht unmöglich machten und sodann mit ihren Handys die Polizei um Hilfe riefen. Verschärft­e Fortbildun­g benötigten jene Erwachsene­n, die wir leider bloß Erziehungs-Berechtigt­e und nicht auch -Verpflicht­ete nennen, die ihre mitunter aggressiv-verweichli­chten Sprössling­e in ihrem Tun bestärken, statt sie gemeinsam mit Lehrern wie Parusel aufs Leben, das weder Ponyhof noch Narrenkäfi­g ist, vorzuberei­ten.

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