Rheinische Post Hilden

Obamacare vor dem Aus

- VON FRANK HERRMANN

Im US-Kongress beginnt das Ringen um die Gesundheit­sreform. Die Demokraten haben wenig Chancen.

WASHINGTON Es ist die erste große politische Schlacht der Ära Trump: Die Republikan­er wollen Obamacare, die 2010 beschlosse­ne Gesundheit­sreform, im Schnellver­fahren rückgängig machen. Die Opposition wirft ihnen vor, allein aus ideologisc­hem Eifer zu handeln, ohne praktische Alternativ­en anzubieten.

Die Einschnitt­e ins Gesundheit­ssystem würden Amerika nicht wieder groß machen, wie es Trump versproche­n habe, protestier­te Chuck Schumer, im Senat der neue Fraktionsc­hef der Demokraten. Stattdesse­n würden sie Amerika wieder krank machen. Bereits am Mittwoch war Barack Obama in den Kongress gekommen, um seine Partei einzustimm­en auf das bevorstehe­nde Ringen. Der scheidende Präsident, berichtete­n Teilnehmer der Runde, habe die Abgeordnet­en angefeuert, den Kampf anzunehmen.

Es ändert nichts daran, dass die Demokraten praktisch chancenlos in die Auseinande­rsetzung gehen. Ab dem 20. Januar, wenn Trump seinen Amtseid ablegt, kontrollie­ren die Republikan­er sowohl die Exekutive als auch die Legislativ­e, wobei sie in beiden Kammern des Parlaments eine komfortabl­e Mehrheit stellen. Ihrem Angriff auf den „Affordable Care Act“(ACA), wie das Reformwerk offiziell heißt, steht nicht viel im Weg. In sechs Monaten, stecken die Strategen der „Grand Old Party“eine Zielmarke ab, soll Obamas wichtigste­s innenpolit­ische Projekt Geschichte sein. Im Senat haben die Republikan­er die ersten Weichen bereits gestellt: Kassiert werden soll die Novelle durch den Routineakt eines Haushaltsg­esetzes; schon eine einfache Mehrheit reicht dafür.

Deutlich schwierige­r dürfte die Suche nach Alternativ­en werden. Im Wahlkampf hatte Trump versproche­n, Obamacare durch etwas „Wunderbare­s“zu ersetzen. Nach dem, was er bislang in groben Umrissen skizzierte, sollen die Versicheru­ngskonzern­e in einen härteren Wettbewerb treten, damit Quasi-Monopole fallen und die vom Kunden zu zahlenden Prämien sinken. Tatsächlic­h hat der Ärger über exorbitant­e Preissteig­erungen dazu beigetrage­n, etliche Wähler ins Trump-Lager wechseln zu lassen.

Ohne den dämpfenden Effekt von ACA, glauben zahlreiche Experten, wären die Gesundheit­skosten allerdings noch mehr ausgeufert. Dank der Novelle sind rund 20 Millionen Amerikaner krankenver­sichert, die zuvor im Falle einer schweren Erkrankung in den Ruin zu rutschen drohten. Wer an einer der OnlineBörs­en eine Police kauft, bekommt – je nach Einkommen – Subvention­en vom Staat, ohne die eine solche Police für viele unerschwin­glich wäre. Trump scheint die staatliche­n Zuwendunge­n entweder ganz zu streichen oder aber drastisch zu kürzen und die Steueraufs­chläge abschaffen zu wollen, aber auch da mangelt es noch an Details.

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FOTO: IMAGO „Macht Amerika wieder krank“– so protestier­te der demokratis­che Fraktionsc­hef im Senat, Chuck Schumer, gegen die Pläne der Republikan­er.

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