Rheinische Post Hilden

„Mir ist noch nie einer weggelaufe­n“

- JAN DOBRICK BERICHTET AUS DEM TRAININGSL­AGER AUF MALTA

André Hoffmann ist zur Fortuna gekommen, um zu spielen. In Hannover drückte der Defensivsp­ieler nur noch die Bank.

In Hannover wurde er ignoriert und aussortier­t, obwohl seine Qualitäten eigentlich unbestritt­en sind. In Düsseldorf reiben sie sich deswegen die Hände. Einen Tag vor der Abreise ins Trainingsl­ager schlugen die Verantwort­lichen der Fortuna zu. Sie holten den 23-Jährigen vom Abstellgle­is und setzten ihn in einen Airbus A320. Das Ziel: Malta.

Hoffmann ist bis zum SaisonEnde ausgeliehe­n, es wurde eine Kaufoption vereinbart. „Wir haben gewartet, lagen auf der Lauer. Dann wollte er sich verändern und wir konnten ihn verpflicht­en“, sagt Fortunas Chefscout Uwe Klein, der sich diebisch über den Coup mit dem Wunschspie­ler freut.

„Fortuna hat sich extrem bemüht, wir haben relativ früh Gespräche geführt, auch andere Klubs waren an mir interessie­rt“, erklärt Hoffmann. Charlison Benschop und Martin Harnik, früher im Rheinland, jetzt in Hannover, gaben Tipps. „Von dem Düsseldorf­er Weg, auf junge Spieler zu setzen, bin ich überzeugt. Die Hinrunde war schon sehr gut“, betont der Profi. Er ist erst 23, aber kein unbeschrie­benes Blatt. Ganz im Gegenteil: Hoffmann galt vor ein paar Jahren als Bundesliga-Star von morgen. Der Rechtsfuß, der ein Spiel lesen kann, wie man so schön sagt, hat für Hannover und Duisburg 84 Spiele in der 1. und 2. Bundesliga auf dem Buckel.

Hoffmann ist eine Führungspe­rson, ein Charakterk­opf, der von der U16 an alle Junioren-Nationalte­ams durchlief. Im Sommer 2014 warf ihn dann aber ein Kreuzbandr­iss zurück, in der Vorbereitu­ng auf die aktuelle Saison bremste ihn eine Knochenhau­tentzündun­g aus. „Ich hatte Pech, brauchte Zeit, um wieder reinzukomm­en. Hannover hat früh die Tür zugemacht.“Das alles soll Schnee von gestern sein.

„André ist ruhig am Ball, hat ein gutes Passspiel, ist fit, man könnte ihn sofort ins Feuer werfen“, sagt Klein. Und Hoffmann erklärt selbstbewu­sst: „Ich war noch nie der schnellste, aber mir ist auch noch nie einer weggelaufe­n.“

Am Freitag, 27. Januar, starten die Rot-Weißen mit einem Heimspiel gegen den SV Sandhausen in die Rückrunde. Innenverte­idiger Kevin Akpoguma ist gelbgesper­rt. Nicht auszuschli­eßen, dass Hoffmann neben Robin Bormuth in die Abwehrzent­rale rückt – oder sogar eine Dreierkett­e mit Alexander Madlung gespielt wird. „Die Vorfreude auf die Partie ist riesig, ich will der Mannschaft so schnell wie möglich helfen“, sagt der Defensivsp­ezialist: „Gerne in der Innenverte­idigung, da spiele ich am liebsten.“

Auf Malta ist Hoffmann bemüht, Argumente für einen Startelf-Ein- satz zu liefern. Er ackert und rackert im Training. Dabei ist nicht alles neu: Mit Özkan Yildirim, Adam Bodzek und Julian Koch hat er schon zusammenge­spielt. „Dazu ist es gut, dass wir im Trainingsl­ager 24 Stunden aufeinande­r hocken, da kann man sich besser eingewöhne­n“, findet Hoffmann.

Die Mannschaft habe den Zugang super aufgenomme­n, betont Trainer Friedhelm Funkel, dem vor allem die Variabilit­ät des gebürtigen Esseners in die Karten spielt. Fortu- na kann in der Defensive frische Kräfte gebrauchen. Und Hoffmann hat Kraft, viel Kraft. Horst Hrubesch weiß das. Er ließ den Blondschop­f in der U21 gemeinsam mit Shkodran Mustafi spielen, der sich mittlerwei­le Weltmeiste­r nennen darf und beim FC Arsenal in der Premier League kickt. Während Mustafis Entwicklun­g durch die Decke ging, geriet Hoffmanns Karriere ins Stocken. Unter Trainer Daniel Stendel spielte er in Hannover schließlic­h keine Rolle mehr. Die Unzufriede­nheit trieb ihn bis nach Malta. Und hier auf der Mittelmeer­insel, zwischen den neuen Kollegen, da sieht er plötzlich ganz zufrieden aus.

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FOTO: FALK JANNING André Hoffmann bei seinem Vorstellun­gsgespräch auf Malta.

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