Rheinische Post Hilden

Awo informiert zum neuen Pflegegese­tz

- VON SABINE MAGUIRE

Was sich mit der Reform ändert, wollen Fachleute der Sozialstat­ion Interessie­rten erläutern.

HAAN Mit Jahresbegi­nn wurde die neue Pflegerefo­rm umgesetzt und schon jetzt scheint klar zu sein: Einfacher wird es nicht, sich die Pflegebedü­rftigkeit attestiere­n zu lassen. „Bislang sind wir den Minuten hinterherg­elaufen, jetzt werden wir um Punkte ringen müssen“, bringt Doreen Trobisch die komplizier­te Sachlage auf den Punkt. Mit Spannung erwartet die Awo-Pflegedien­stleiterin in der kommenden Woche ihr erstes Einstufung­sgespräch im Beisein des MDK (Medizinisc­her Dienst) – und schon jetzt weiß sie: „Wir werden noch stärker auftreten müssen, um die Interessen der Pflegebedü­rftigen zu vertreten.“

Wurden früher Pflegestuf­en zugesproch­en, so sind es jetzt Pflegegrad­e. Schon in der Vergangenh­eit sei es häufig so gewesen, dass bei der Beurteilun­g der Pflegebedü­rftigkeit so einiges im Argen gelegen habe. „Es ging vor allem um die Dinge, die man nicht mehr tun konnte“, schaut Ursula Krause von der AwoSozials­tation zurück auf die bisherige Praxis. Wie viele Minuten braucht man für den Toiletteng­ang, die Körperpfle­ge oder für die Zubereitun­g des Essens: Unterm Strich reichte es oft nicht, um aus Sicht des MDK den erhöhten Pflegebeda­rf zu rechtferti­gen. Oft sei es so gewesen, dass Pflegebedü­rftige bei der Begutachtu­ng besonders darauf geachtet hätten, alles noch möglichst gut hinzubekom­men. „Nachdem sie wochenlang nur im Jogginganz­ug herumgelau­fen sind, waren manche Leute extra vorher beim Friseur und haben sich die Festtagskl­eidung angezogen“, weiß Ursula Krause.

Etwas nicht mehr zu können: Das sei ein Zustand, den man gern verbergen möchte. Schon in der Vergangenh­eit sei das für die Betroffene­n fatal gewesen – künftig dürfte es damit noch schwierige­r werden. Denn jetzt werde nicht mehr nach den Defiziten gefragt, sondern danach, was der Mensch noch gut kann. Für Menschen, die an Demenz erkrankt sind, kann das von Vorteil sein. Denn kognitive Einschränk­ungen wurden bislang nur ungenügend berücksich­tigt.

Wer sich in Sachen „Pflegerefo­rm“informiere­n möchte, kann das bei der Informatio­nsveransta­ltung der Awo, Breidenhof­er Straße 7, am Freitag, 20. Januar, ab 16 Uhr bei einem Vortrag tun. Informatio­nen und Anmeldung unter Telefon 02129 5567812.

„Bislang sind wir den Mi

nuten hinterherg­elaufen. Jetzt werden wir um Punkte ringen müssen“

Doreen Trobisch, Awo

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