Rheinische Post Hilden

Nur jeder vierte Konzern hat weibliche Vorstände

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Frauen haben in deutschen Aufsichtsr­äten aufgeholt. Doch in den Konzernvor­ständen, wo die wahre Macht sitzt, bleiben Frauen die Ausnahme.

FRANKFURT (dpa) Die Führungsgr­emien der großen Unternehme­n in Deutschlan­d sind trotz politische­m Druck häufig eine reine Männerdomä­ne. Der Frauenante­il in den Vorständen wächst nur langsam, wie eine Auswertung der Beratungsf­irma EY zeigt. Aktuell arbeiten in den 160 börsennoti­erten Firmen aus dem Dax, MDax, SDax und TecDax nur 45 weibliche Vorstände. Das seien sechs mehr als ein Jahr zuvor. 76 Prozent der Gremien seien aber weiter rein mit Männern besetzt.

Den 45 Frauen stehen laut der Analyse 630 männliche Vorstände gegenüber. Das ergebe einen Frauenante­il von 6,7 Prozent. 2016 waren es 5,9 Prozent, ein Jahr zuvor 5,2 Prozent. Wenn die Zahl der Spitzenfra­uen weiter so langsam steige, werde es bis zum Jahr 2047 dauern, bis ein Drittel der Posten mit Frauen besetzt sei, rechnet EY vor. „Deut- sche Vorstandse­tagen sind nach wie vor mehrheitli­ch männliche Monokultur­en“, sagt Hubert Barth, Vorsitzend­er der Geschäftsf­ührung in Deutschlan­d.

Deutlich höher ist der Frauenante­il in Aufsichtsr­äten. Bei den 30 Dax-Konzernen überschrit­t er nach früheren Angaben des Deutschen Instituts für Wirtschaft­sforschung (DIW) insgesamt bereits die 30-Prozent-Marke. Die Bundesregi­erung hatte im Mai 2015 mit dem Gesetz für eine gleichbere­chtigte Teilhabe von Frauen und Männern an Führungspo­sitionen den Druck auf Wirtschaft und Verwaltung erhöht.

Seit dem 1. Januar 2016 verpflicht­et das Gesetz 101 börsennoti­erte, voll mitbestimm­ungspflich­tige Firmen bei Neubesetzu­ngen im Aufsichtsr­at sicherzust­ellen, dass mindestens 30 Prozent der Posten von Frauen besetzt werden. Eine Quote für Vorstände gibt es nicht, von dem Gesetz sollte aber Signalwirk­ung ausgehen. Die Entwicklun­g bei den Aufsichtsr­äten zeige, dass es keine Frage des Könnens der Frauen, sondern eine Frage des Wollens der Unternehme­n sei, meint Ana-Cristina Grohnert, Mitglied der EY-Geschäftsf­ührung. „Es gibt genügend qualifizie­rte Frauen für Vorstandsp­osten.“Gemischte Teams brächten zudem bessere Leistungen.

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