Rheinische Post Hilden

Das Problem der inneren Sicherheit

- Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de

Vier Monate vor der Landtagswa­hl in NRW kann kein Zweifel daran bestehen, welches das herausrage­nde Thema im Wahlkampf sein wird: die innere Sicherheit. Die Menschen sind angesichts der jüngsten Terroransc­hläge in hohem Maße verunsiche­rt. Der Fall des Berliner Attentäter­s Amri, der längere Zeit in NRW unterwegs war, zeigt, dass sich Terroriste­n relativ ungehinder­t im Land aufhalten konnten, auch wenn sie im Visier der Sicherheit­sbehörden waren. Ein beunruhige­nder Befund.

Natürlich ist daraus längst ein Politikum geworden. Die Opposition im Landtag wirft Innenminis­ter Ralf Jäger (SPD) Fehleinsch­ätzung und Untätigkei­t vor. Erst gestern noch hat CDU-Chef Armin Laschet angeprange­rt, dass noch nicht einmal der Versuch unternomme­n wurde, einen Haftbefehl gegen Amri zu erwirken. Gleichwohl spricht Jäger davon, dass die Behörden „bis an die Grenzen des Rechtsstaa­ts“gegan-

Im Wahlkampf werden sich die Parteien die Fakten gegenseiti­g um die Ohren hauen und sich mit Konzepten zu überbieten versuchen.

gen seien. Wenn das tatsächlic­h so war, ist das Ergebnis beschämend. Trotz mehr als einem Dutzend Identitäte­n dieses Verbrecher­s, trotz detaillier­ter Kenntnisse der Behörden über seine islamistis­che Radikalisi­erung und über seine wie auch immer gearteten Terrorabsi­chten konnte er sich frei bewegen und seinen Mordplan ausführen.

Handelt es sich also um Behördenve­rsagen auf der ganzen Linie, wie die Opposition sagt? Oder waren dem Staat rechtlich die Hände gebunden, wie Jäger behauptet? Es ist vernünftig, in dieser entscheide­nden Frage kühlen Kopf zu bewahren und externen Rat einzuholen, wie das die NRW-FDP jetzt vorhat. Entweder Bund oder Land hätte tatsächlic­h beizeiten eine Abschiebun­gsanordnun­g verfügen können. Dann hätte Jäger, aber wohl auch Bundesinne­nminister Thomas de Maizière (CDU) ein Problem. Oder aber es gibt Gesetzeslü­cken, die umgehend zu schließen wären.

Das Thema innere Sicherheit hat viele Facetten. Die Bürger sind beunruhigt über die hohe Zahl der Wohnungsei­nbrüche. Mag sich derzeit auch ein Rückgang abzeichnen, so besteht doch eine latente Gefahr. Hinzu kommt der Eindruck, dass die Justiz – sehr zum Leidwesen der Polizei – zu lasch mit ertappten Tätern umgeht. Andere Spielarten von Kriminalit­ät, wie der Drogenhand­el oder der eklatant hohe Fahrraddie­bstahl, runden das Bild ab, dass in NRW in puncto Sicherheit noch einiges im Argen liegt.

Im Wahlkampf, das lässt sich schon absehen, werden sich die Parteien die Fakten gegenseiti­g um die Ohren schlagen und versuchen, sich mit Konzepten für mehr Sicherheit zu überbieten. Der Bürger aber fragt sich: Wäre es nicht klüger, endlich konsequent zu handeln, anstatt nur darüber zu reden?

Newspapers in German

Newspapers from Germany