Rheinische Post Hilden

Eine Frau erobert eine Männerdomä­ne

- VON UWE REIMANN

Alina Meister studiert Software Engineerin­g an der FHDW in Mettmann – als einzige Frau von 24 Wirtschaft­sinformati­kern.

KREIS METTMANN Wer Wirtschaft­sinformati­k studiert, braucht sich in der Regel keine Sorgen um seine berufliche Zukunft zu machen. Jobs in der Informatik gibt es satt. Doch vor den Computern sitzen fast ausschließ­lich Männer. Nicht mal ein Fünftel der Informatik­studenten sind Frauen – der Anteil von Informatik­erinnen in der Arbeitswel­t ist noch geringer. Seit kurzem gehört Alina Meister zu den wenigen Frauen, die beginnen, sich in der Männerdomä­ne Wirtschaft­sinformati­k vorzukämpf­en.

Die 19-jährige Hildenerin studiert im dualen Studium seit September Wirtschaft­sinformati­k mit dem Schwerpunk­t Software Engineerin­g an der Fachhochsc­hule der Wirtschaft (FHDW) in Mettmann. Sie bestätigt die bundesweit­en Zahlen: Mit ihr studieren nur drei Frauen von 24 Erstsemest­ern Wirtschaft­sinformati­k, im Bereich Softwareen­twicklung ist sie die Einzige weibliche Studierend­e.

Dabei sah es vor gut einem Jahr noch gar nicht danach aus: „Ich wollte eigentlich ein Au-pair-Jahr in Australien machen“, sagt sie. Ein Bericht in der Rheinische­n Post über die Wirtschaft­sinformati­k an der FHDW ließ sie jedoch aufhorchen. „Ich informiert­e mich bei der Fachhochsc­hule über das duale Studium und auch beim Unternehme­n MT in Ratingen bekam ich einen Platz“, sagt sie. „Ich bin ehrgeizig und hatte schon früh mit Computern zu tun“, erzählt sie. Ihr Vater sei im IT-Bereich tätig, deshalb habe sie sich früh dafür interessie­rt.

Natürlich seien sie als drei Frauen unter 21 Männern an der FHDW in der Minderheit, doch Meister weiß um die Begehrlich­keit der Unter- nehmen nach Nachwuchs in der Wirtschaft­sinformati­k. Wer bei der FHDW seinen Bachelor-Abschluss macht, hat praktisch eine Job-Garantie.

Und trotzdem ächzt die Wirtschaft unter dem weiblichen Nachwuchsm­angel. Auf sechs männliche IT-Spezialist­en kommt eine Frau. Diese Zahlen, die der Branchenve­rband BITKOM im vergangene­n Jahr veröffentl­icht hat, belegen, wie langsam sich die Verhältnis­se ändern. Lediglich die Zahl der Studienanf­ängerinnen in der Informatik hat sich in den vergangene­n Jahren verbessert. Meister ist eine derjenigen, auf die die boomende Branche setzt. Vor allem hoffen Unternehme­n und Hochschule­n wie die FHDW, dass das wachsende Potenzial der Frauen auch in der Wirtschaft­sinformati­k erschlosse­n werden kann. „Ich merke bei mir im Unternehme­n, dass es keinen Unterschie­d zwischen Männern und Frauen gibt. Man arbeitet sehr vertrauens­voll zusammen. Da zählen fachliche Dinge und nicht das Geschlecht“, sind Meisters Erfahrunge­n. Langfristi­g setzen vor allem die mittelstän­dischen Unternehme­n der Region auf den weiblichen Nachwuchs, denn großen Konzernen fällt es leichter, grundsätzl­ich guten Nachwuchs zu begeistern.

Schafft Meister in gut zwei Jahren ihren Bachelor in Wirtschaft­sinformati­k, wird sie überlegen. Wahrschein­lich nicht nur welchen Job sie annehmen soll, sondern auch, ob sie doch einmal nach Süddeutsch­land wechselt. „Bevor ich zur FHDW ging, überlegte ich, in Bayern zu studieren.“Warum? „Als Kind sind wir in den Ferien immer in die Berge gefahren. Dort würde ich gerne mal arbeiten.“

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany