Rheinische Post Hilden

Feuerwehrm­ann rettet Säugling per Telefon das Leben

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(hpaw) In 20 Jahren als Feuerwehrm­ann und Sanitäter in Düsseldorf hat Patrick Hubberten sicherlich schon einiges gesehen. Nur einmal, 2003, musste er selbst ein Kleinkind reanimiere­n. Am Montagaben­d hat er nun dabei geholfen, einem erst drei Tage alten Baby das Leben zu retten – selbst für einen Profi kein Einsatz wieder jeder andere.

Hubberten hatte Dienst als Leitstelle­ndisponent. Am frühen Abend wählte eine 33 Jahre alte Frau den Notruf. „Sie hat mir gesagt, ihr Baby liege auf ihrem Schoß. Es sei ganz blau im Gesicht und reagiere nicht mehr.“Der Notfallsan­itäter ist selbst Vater. Seine Tochter ist vier, sein Sohn wird heute zehn Jahre alt. „Man kann sich dann natürlich um so mehr in die Situation hineinvers­etzen“, sagt er. Am Ende gehe es aber nur noch darum, wie gut man vorbereite­t sei. „Aber klar“, so Hubberten, „drei Tage alt – das treibt schon den Puls nach oben.“

In der Leitstelle geht in solchen Fällen alles ganz schnell: „Wir brauchen bloß kurz ’Telefonani­mation’ zu sagen. Die Kollegen schicken dann direkt einen Rettungswa­gen los, während wir am Telefon die Wiederbele­bung anleiten.“

Der 42-Jährige folgte dem Reanimatio­ns-Schema für Kleinkinde­r und Säuglinge bis ein Jahr, das die Feuerwehr für solche Fälle erarbeitet hat: „Ich habe der Mutter gesagt, sie soll ihr Kind auf eine glatte Unterlage legen und seinen Kopf leicht überstreck­en.“Dann erklärte er ihr die Beatmung: „Fünf kurze Atemzüge, ganz vorsichtig, bis der Brust- korb sich hebt.“Gerade bei einem so kleinen Kind müsse man sachte vorgehen, um es nicht zu verletzen.

Die Mutter sei immerhin so gefasst gewesen, erinnert sich Hubberten, dass sie seinen Anweisunge­n folgen konnte. „Ich habe ihr gesagt, dass ich auf jeden Fall am Telefon bleibe, bis der Notarzt da ist.“Nachdem sie das Baby einige Male beatmet hatte, fragte der Notfallsan­itäter, ob das Baby wieder Luft bekomme. „Nein, aber eine Hand bewegt sich“, antwortete die junge Frau. Auch die Hautfarbe wechselte wenig später von Blau zurück zu Rosa. „Da war mir klar, dass wir den nächsten Schritt – die Herzdruckm­assage – wahrschein­lich nicht brauchen werden.“

Als schließlic­h der Notarzt eintraf, atmete das Kind wieder selbststän­dig. Mutter und Baby wurden zur Behandlung in die Klinik gebracht. Nach Angaben der Feuerwehr befindet sich das drei Tage alte Kind auf dem Weg der Besserung.

Besonders beschäftig­en würde ihn der Einsatz im Nachhinein nicht, sagt Patrick Hubberten am nächsten Tag. „Wir haben unter Kollegen noch mal kurz drüber geredet, aber dann kamen natürlich die nächsten Notrufe.“Er sei einfach froh, dass es dem Kind besser gehe. „Gut, dass es so gelaufen ist.“

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FOTO: KAISER Am Telefon erklären, wie man ein Baby reanimiert: für Patrick Hubberten kein Einsatz wie jeder andere.

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