Rheinische Post Hilden

„Black Pub“– Time to say Goodbye

- VON CHRISTOPH SCHMIDT

Der Abriss läuft. Der Eigentümer will auf dem Grundstück ein Mehrfamili­enhaus mit sieben Wohnungen bauen.

HILDEN Eigentlich war das „Black Pub“nichts anderes als ein alter Schuppen mit Alkoholaus­schank. Viele junge und junggeblie­bene Hildener sind hier schon versackt. Für andere war das Pub wie ein zweites Wohnzimmer. Jetzt wird die legendäre Kneipe abgerissen und macht Platz für ein Mehrfamili­enhaus mit sieben Wohnungen. Aber keine Sorge: Das „Pub“lebt weiter – auf der anderen Straßensei­te.

Reiner Neumeister und Michael Hennig eröffneten die Kneipe 1969. Beide hatten große Pläne. „Für mich war schon mit 17 klar, dass ich eine Kneipe eröffnen will“, erzählte Neumeister vor sieben Jahren unserer Zeitung: „Als ich dann auch noch Michael kennen lernte, war für uns die Sache klar: Wir bauen eine Kneipenket­te auf.“Daraus wurde nichts. Bereits nach einem Jahr verliebte sich Hennig und stieg aus. Neumeister machte weiter. Viele Musiker traten im „Pub“auf und träumten von einer großen Karriere. Einige wie farfarello-Frontman Mani Neumann haben es auch geschafft. Auch Otto Waalkes ist einst im Hildener „Pub“aufgetrete­n, erzählte Reiner Neumeister – für 100 Mark Gage: „Danach hat er bei mir auf der Couch geschlafen.“

Im Jahr 2000 übernahmen die Betreiber der ebenso legendären Disco jwd – Uwe und Axel Müller, Peter und Thomas Plötzer sowie Guido Breitenbac­h – das „Black Pub“. Das jwd ist seit 2008 Vergangenh­eit. Uwe Müller, Breitenbac­h und Pete Plötzer machten als Pächter mit dem „Pub“weiter. „Am Wochenende war es eine Alternativ­e für jene, die nicht in Düsseldorf ausgehen wollen“, beschrieb Breitenbac­h das Publikum. Der Schuppen war meist voll, häufig gab es auch Live-Musik. Heiligaben­d trafen sich ab Mittag oft mehr als 1000 Hildener im Pub. Und weil die nicht alle in die Kneipe passten, wurde ab 11 Uhr kurzerhand die Schützenst­raße gesperrt – mit Erlaubnis des Ordnungsam­tes, versteht sich. Gegen 14 Uhr sangen die drei Wirte gemeinsam mit ihren Gästen Advents- und Weihnachts­lieder. Diese Idee stammte von Breitenbac­h: „Mir fehlte ein weihnachtl­iches Element. Ich habe versuchswe­ise Weihnachts­lieder angestimmt – und es hat funktionie­rt.“Daraus wurde schnell eine schöne Tradition. Höhe- und Schlusspun­kt des gemeinsame­n Singens war stets „Stille Nacht, heilige Nacht“. Heiligaben­d kamen häufig ganze Familien mit Eltern und Großeltern zum Pub. Und alte Klassenkam­eraden von früher, Freunde und Bekannte. Bei Bier und Glühwein gab es immer viel zu erzählen.

„Ein letztes Mal an alter Wirkungsst­ätte“, meldete sich jetzt Guido Breitenbac­h über Facebook aus den Trümmern: „Es ist schon merkwürdig, wenn das alte Wohnzimmer so langsam zerfällt.“Ein Blick in das soziale Netzwerk bringt die Stimmung von einst herüber: „Ich habe meine Frau vor neun Jahren dort kennen gelernt und viel lustige und unvergessl­ich schöne Abende im Pub verlebt“, berichtet Sasch.: „Ein Teil der Geschichte von uns allen geht nun dahin.“„Die Toiletten sehen aus wie immer“, kommentier­t Marcus ironisch die Abrissbild­er. Und Anja tröstet: „Nicht weinen, wenn das Neue schon so lange in Betrieb ist, dass der Kult weitergehe­n kann.“Damit meint sie Uwe Müller. Er hat im April 2015 schräg gegenüber an der Richrather Straße 4 einen neuen „Black Pub“eröffnet – und sorgt dafür, dass der legendäre Treff irgendwie weiterlebt – so wie auch das Weihnachts­liedersing­en an Heiligaben­d – auf der Straße, so wie immer schon.

Auch Otto ist im Pub aufgetrete­n – und hat anschließe­nd bei Wirt Reiner Neumeister auf der

Couch geschlafen

 ?? RP-FOTO: OLAF STASCHIK ?? Alle Jahre wieder sangen und singen Wirte und bis zu 1000 Gäste des „Black Pub“an Heiligaben­d gemeinsam Weihnachts­lieder auf der Schützenst­raße. Das Bild entstand am 24. Dezember 2016.
RP-FOTO: OLAF STASCHIK Alle Jahre wieder sangen und singen Wirte und bis zu 1000 Gäste des „Black Pub“an Heiligaben­d gemeinsam Weihnachts­lieder auf der Schützenst­raße. Das Bild entstand am 24. Dezember 2016.
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