Rheinische Post Hilden

Hildenerin Hilde Klein feiert heute 102. Geburtstag

- VON DANIELE FUNKE

HILDEN Eins muss man Hilde Klein lassen: die 102 Jahre sieht man ihr nicht an. 80, vielleicht 85 Jahre, könnte man meinen, aber bestimmt keinen Tag älter. Zum roten Pullover trägt die alte Dame eine blaue Stoffhose, eine farblich passende Weste. Dass sie ein regelrecht biblisches Alter erreicht hat, wundert die gebürtige Solingerin selbst ein wenig. „Alle in meiner Familie sind um die achtzig geworden, ich habe fünf Menschen bis zum ihrem Tod gepflegt, darunter natürlich auch meine Mutter“, erzählt sie, „die Gene können also nicht schuld sein.“Seit Ende vergangene­n Jahres wohnt sie im städtische­n Seniorenze­ntrum am Erikaweg, hat ein freundlich­es, helles Zimmer, das die Familie liebevoll für sie mit ihren eigenen Möbeln eingericht­et hat. Fotos zieren die Wände, vom Sohn, der Schwiegert­ochter, den je drei Enkeln und Urenkeln. Noch bis vor wenigen Wochen hat sie in ihrem eigenen Haushalt an der Mittelstra­ße gelebt, nun aber fällt ihr die Bewegung zunehmend schwer, die Kraft lässt nach. Das neue Zuhause, die ungewohnte Umgebung, all das macht der 102-Jährigen schwer zu schaffen. „Ich bin so traurig“, sagt die Mutter eines 78-jährigen Sohnes leise, „aber ich weiß ja, dass es nicht mehr anders geht.“

1915 in Solingen geboren, heiratete Hilde Klein mit zwanzig Jahren ihre große Liebe, der einzige Sohn wird 1938 geboren. Nur wenige Monate später fällt der geliebte Ehemann in Rom, die junge Mutter zieht das Kind mit ihrer Schwiegerm­utter groß. „Wir haben uns wunderbar verstanden, wenn ich arbeiten ging in einem Delikatess­engeschäft, dann passte sie auf den Jungen auf“, erinnert sich die alte Dame und zeigt auf ihren rechten Ringfinger mit zwei gleichen Ringen. „Zehn Jahre, nachdem mein Mann gefallen war, wurde er umgebettet und man fand seinen Ehering und hat ihn mir zugeschick­t, seitdem trage ich meinen und seinen.“Geheiratet hat die gesellige Frau nie wieder, hat sich auf die Betreuung ihrer Enkel konzentrie­rt, gern mit Freundinne­n gekegelt, Handarbeit­en gemacht oder für die Familie gebacken. Das alles geht heute nicht mehr. Im Seniorenhe­im gibt es viele Angebote. „Ich verlasse mein Zimmer ab und zu“, sagt die Jubilarin, die zwar noch gut sehen, aber ohne Unterstütz­ung nur schlecht hören kann „aber abends bin ich hier und schaue die Nachrichte­n.“Gesundheit wünscht sich Hilde Klein, die zwei Weltkriege miterlebt hat. Und viel Kontakt zu ihrer Familie. Dessen kann sie sich sicher sein, so sehr, wie Sohn Gerd von seiner Mutter schwärmt.

„Sie ist eine tolle Frau und hat mir alles gegeben, was ich in meinem Leben brauchte. Nahrung und Liebe, mir ist es immer gut gegangen. Dafür danke ich ihr.“

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RP-FOTO: OLA Bis vor kurzem führte Hilde Klein noch ihren eigenen Haushalt.

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