Hildenerin Hilde Klein feiert heute 102. Geburtstag
HILDEN Eins muss man Hilde Klein lassen: die 102 Jahre sieht man ihr nicht an. 80, vielleicht 85 Jahre, könnte man meinen, aber bestimmt keinen Tag älter. Zum roten Pullover trägt die alte Dame eine blaue Stoffhose, eine farblich passende Weste. Dass sie ein regelrecht biblisches Alter erreicht hat, wundert die gebürtige Solingerin selbst ein wenig. „Alle in meiner Familie sind um die achtzig geworden, ich habe fünf Menschen bis zum ihrem Tod gepflegt, darunter natürlich auch meine Mutter“, erzählt sie, „die Gene können also nicht schuld sein.“Seit Ende vergangenen Jahres wohnt sie im städtischen Seniorenzentrum am Erikaweg, hat ein freundliches, helles Zimmer, das die Familie liebevoll für sie mit ihren eigenen Möbeln eingerichtet hat. Fotos zieren die Wände, vom Sohn, der Schwiegertochter, den je drei Enkeln und Urenkeln. Noch bis vor wenigen Wochen hat sie in ihrem eigenen Haushalt an der Mittelstraße gelebt, nun aber fällt ihr die Bewegung zunehmend schwer, die Kraft lässt nach. Das neue Zuhause, die ungewohnte Umgebung, all das macht der 102-Jährigen schwer zu schaffen. „Ich bin so traurig“, sagt die Mutter eines 78-jährigen Sohnes leise, „aber ich weiß ja, dass es nicht mehr anders geht.“
1915 in Solingen geboren, heiratete Hilde Klein mit zwanzig Jahren ihre große Liebe, der einzige Sohn wird 1938 geboren. Nur wenige Monate später fällt der geliebte Ehemann in Rom, die junge Mutter zieht das Kind mit ihrer Schwiegermutter groß. „Wir haben uns wunderbar verstanden, wenn ich arbeiten ging in einem Delikatessengeschäft, dann passte sie auf den Jungen auf“, erinnert sich die alte Dame und zeigt auf ihren rechten Ringfinger mit zwei gleichen Ringen. „Zehn Jahre, nachdem mein Mann gefallen war, wurde er umgebettet und man fand seinen Ehering und hat ihn mir zugeschickt, seitdem trage ich meinen und seinen.“Geheiratet hat die gesellige Frau nie wieder, hat sich auf die Betreuung ihrer Enkel konzentriert, gern mit Freundinnen gekegelt, Handarbeiten gemacht oder für die Familie gebacken. Das alles geht heute nicht mehr. Im Seniorenheim gibt es viele Angebote. „Ich verlasse mein Zimmer ab und zu“, sagt die Jubilarin, die zwar noch gut sehen, aber ohne Unterstützung nur schlecht hören kann „aber abends bin ich hier und schaue die Nachrichten.“Gesundheit wünscht sich Hilde Klein, die zwei Weltkriege miterlebt hat. Und viel Kontakt zu ihrer Familie. Dessen kann sie sich sicher sein, so sehr, wie Sohn Gerd von seiner Mutter schwärmt.
„Sie ist eine tolle Frau und hat mir alles gegeben, was ich in meinem Leben brauchte. Nahrung und Liebe, mir ist es immer gut gegangen. Dafür danke ich ihr.“