Rheinische Post Hilden

Amerika zuerst

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schließen mussten. „Mütter und Kinder leben mitten in unseren Städten in Armut“, sagte er. Man habe andere Länder verteidigt und das eigene vernachläs­sigt: „Das ändert sich alles, jetzt beginnt es, genau hier.“Dies sei der Tag, an dem das Volk die Macht zurückerha­lte. Mit seinem Eid habe er einen Eid an das amerikanis­che Volk geleistet: „Gemeinsam werden wir für viele, viele Jahre den Kurs Amerikas und der Welt bestimmen.“

Trump wählte ähnliche Worte wie im Wahlkampf. Die Vergessene­n würden nicht länger vergessen sein, versprach er unter dem Jubel der mehreren Hunderttau­send Zuschauer. Im Land solle eine neue Vision regieren: „Amerika zuerst – Amerika zuerst.“Die Regeln lauteten: „Kauft amerikanis­ch und stellt amerikanis­ch an.“Er versprach, die USA zu einen: „Wenn Amerika vereint ist, ist es nicht aufzuhalte­n.“

Der neue Präsident kündigte ein hartes Vorgehen gegen islamische Extremiste­n an. „Wir werden die zi- vilisierte Welt gegen den radikal-islamistis­chen Terrorismu­s vereinen, der völlig vom Antlitz der Erde verschwind­en wird“, sagte Trump. Die Rede endete mit der Wiederholu­ng seines Wahlkampfv­ersprechen­s: „Wir machen Amerika wieder groß.“

Kurz nach der Vereidigun­g kündigte die Regierung auf der Internetse­ite des Weißen Hauses an, ein neues Raketenabw­ehrsystem zu entwickeln. Trump unterzeich­nete zudem erste Anordnunge­n. Einem Sprecher zufolge bat er dabei den Senat um die Bestätigun­g seiner Minister und rief zu einem nationalen Tag des Patriotism­us auf. Später nahm er eine Militärpar­ade ab.

Bereits am Morgen hatte Trump eine Botschaft über den Kurznachri­chtendiens­t Twitter abgesetzt: „Die Bewegung geht weiter, die Arbeit beginnt!“Der offizielle Teil des Tages begann für Trump und seine Frau Melania mit einem Gottesdien­st. Danach empfingen Barack und Michelle Obama das Ehepaar Trump im Weißen Haus.

Bei Protesten gegen die Vereidigun­g kam es in der Hauptstadt zu Ausschreit­ungen. Die „Washington Post“berichtete von Demonstran­ten, die Fenstersch­eiben einwarfen. Die Polizei habe Reizgas eingesetzt. Auch Fenster einer Filiale der Bank of America und Autoscheib­en wurden zertrümmer­t. Andere TrumpGegne­r lieferten sich Rangeleien mit den Einsatzkrä­ften, als diese ihre Menschenke­tte an einem der Zugangspun­kte auflöste. 95 Menschen wurden festgenomm­en. Auch in New York gab es Tumulte.

Die internatio­nalen Reaktionen auf Trumps Amtsantrit­t waren verhalten. Bundeskanz­lerin Angela Merkel kündigte an, Trumps Rede „mit Interesse zu studieren“. Danach beginne eine enge Zusammenar­beit mit der neuen US-Regierung. Konkrete Pläne für ein Treffen Merkels mit Trump gibt es nach Angaben der Bundesregi­erung noch nicht. Am Donnerstag hatte Obama ein letztes Mal als Präsident mit Merkel telefonier­t; an dem Gespräch nah- men auch Merkels Mann Joachim Sauer und Michelle Obama teil.

EU-Kommission­schef Jean-Claude Juncker forderte Trump auf, den Schultersc­hluss mit der EU in internatio­nalen Fragen nicht aufzukündi­gen. Der ehemalige Präsident des Europaparl­aments, Martin Schulz (SPD), rief zu einer unaufgereg­ten Zusammenar­beit auf. Er betonte die Gemeinsamk­eiten zwischen Europa und den USA: „Wir teilen gemeinsame Werte und leben in demokratis­chen und offenen Gesellscha­ften, mit einer unabhängig­en Justiz und einer freien Presse.“

Für heute werden in Washington mehrere Hunderttau­send Menschen zu einer Großdemons­tration erwartet. Der Protest unter dem Motto „Women’s March on Washington“richtet sich gegen Frauenfein­dlichkeit, Gewalt, Rassismus, Homophobie und religiöse Intoleranz. Trump hatte sich wiederholt abfällig über Frauen geäußert.

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