Rheinische Post Hilden

Sprengung auf Bolkerstra­ße geplant

- VON JAN DREBES UND GREGOR MAYNTZ

Die Terrorplän­e der Düsseldorf­er Zelle waren sehr weit gediehen, wie ein detaillier­ter Bericht zeigt.

BERLIN Der islamistis­che Terrorismu­s ist in Deutschlan­d längst angekommen. Nur durch das Können der Sicherheit­sbehörden, aber auch mit viel Glück entging die Bundesrepu­blik in den vergangene­n Monaten gleich mehrfach blutigen Anschlägen, wie in der Rückschau deutlich wird.

Im Juli 2016 versuchte der 27-jährige Syrer Mohammad Daleel mit einer in seinem Rucksack versteckte­n Bombe auf das Musikfesti­val „Ansbach Open“in der bayerische­n Kleinstadt zu gelangen. Er scheiterte einzig daran, dass er kein Ticket hatte. Stattdesse­n sprengte er sich vor einer Bar in die Luft, 15 Menschen wurden teils schwer verletzt.

Nicht einmal ein halbes Jahr später, am 19. Dezember, steuerte der Tunesier Anis Amri einen Lastwagen mit hoher Geschwindi­gkeit auf den Berliner Weihnachts­markt am Breitschei­dplatz, zwölf Menschen starben. Ermittlung­en zufolge wären die Opferzahle­n aber noch deutlich höher gewesen, hätte nicht das automatisc­he Bremssyste­m des Sattelschl­eppers eingegriff­en.

Und wie erst jetzt bekannt wurde, waren auch die Anschlagsp­läne der Düsseldorf­er IS-Terrorzell­e sehr weit gediehen, die Hunderte Menschen das Leben hätten kosten können. Die Zelle flog im Juni 2016 nur deshalb auf, weil sich der 25-jährige Syrer Saleh A. im Februar den französisc­hen Behörden in Paris offenbart und Namen mutmaßlich­er Mittäter geliefert hatte. Daraufhin konnten die drei Syrer Hamza C., Mahood B. und Abd Arahman A. K. festgenomm­en werden, alle vier sitzen seitdem in Untersuchu­ngshaft.

Ihr Plan war brutal und detaillier­t, wie aus einem Beschluss des Bundesgeri­chtshofes für die Verlängeru­ng der U-Haft vom 15. Dezember 2016 hervorging, den das Gericht erst jetzt veröffentl­ichte. „Danach sollten sich zunächst zwei Personen auf der Bolkerstra­ße bzw. Andreasstr­aße mittels Sprengwest­en in die Luft sprengen“, heißt es in dem Bericht. An den vier Ausgängen der Altstadt im Bereich der Flinger Straße, der Mühlenstra­ße, der HeinrichHe­ine-Allee und der Hunsrücken­straße sollten sich jeweils zwei mit Kalaschnik­ows bewaffnete Mitglieder der Zelle positionie­ren, um möglichst viele flüchtende Menschen zu erschießen. Nach dem den sichergest­ellten Mobiltelef­onen der Beschuldig­ten übersetzt werden, die „nahezu vollständi­g“in arabischer Sprache verfasst wurden. Der Bundesgeri­chtshof begründet mit diesem Aufwand die Verlängeru­ng der U-Haft.

Verbindung­en zum Berliner Attentäter Anis Amri sind zumindest indirekt gegeben, da ein festgenomm­ener Kontaktman­n Amris – mit dem er am Vorabend des Berliner Anschlags noch gegessen hatte – Ermittlern zufolge Sprengstof­f für die Düsseldorf­er Zelle besorgen sollte.

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FOTO: PRIVAT Der Terrorverd­ächtige Saleh A. in seinem Zimmer im Kaarster Flüchtling­sheim.

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