Rheinische Post Hilden

In Spanien wird es voll im Sommer

- VON REINHARD KOWALEWSKY

Terrorangs­t und Türkei-Krise treiben Urlauber ans westliche Mittelmeer. Der Chef von Tui-Deutschlan­d rechnet mit Auslastung­en von 90 Prozent und mehr in Mallorca. Branchenwe­it ziehen die Reservieru­ngen an.

DÜSSELDORF/HANNOVER Deutschlan­ds Tourismusk­onzerne rechnen mit einem hervorrage­nden Geschäft in diesem Jahr. Die Familien müssen sich aber sorgen, dass sie in den Sommerferi­en möglicherw­eise nur schwer eine attraktive Unterkunft zu einem akzeptable­n Preis in wichtigen Regionen wie speziell Mallorca erhalten.

„Ich rechne fest damit, dass Mallorca in der Hochsaison wieder eine Auslastung von mehr als 90 Prozent haben wird“, sagte unserer Redaktion Sebastian Ebel, Vorstand der Tui,

„ Es herrscht Hochkonjun­ktur in den Reisebüros und online. Die Nachfrage ist groß.“

dem größten Tourisumsk­onzern der Welt und dort für das Deutschlan­d-Geschäft zuständig. Die Nachfrage sei bereits jetzt groß. Klassiker wie Spanien hätten beste Chancen, das letzte Jahr noch einmal zu übertreffe­n.

Das bestätigt Dörte Nordbeck, von der Marktforsc­hungsfirma GfK. „Die Buchungen ziehen deutlich an“, berichtet sie aus ihrer Auswertung des Geschäftes von 1500 Reisebüros. So seien die Reservieru­ngen im Dezember um 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen.

Beim Marktführe­r Tui wurden am Samstag vor einer Woche rund 20.000 Buchungen angenommen. Wahrschein­lich wird kein Tag des Jahres mehr Umsatz bringen, sagt Ebel. Rund eine Million Urlaubsuch­ende hätten sich an diesem Samstag online oder im Reisebüro informiert, sagt er. „Es herrscht Hochkonjun­ktur in den Reisebüros und online.“

Dabei beeinfluss­en drei Trends den Reisemarkt. Weil es der deutschen Wirtschaft gut geht und die Arbeitslos­igkeit niedrig ist, will jede vierte Familie dieses Jahr mehr Geld für ihren Urlaub ausgeben als 2016. Das ergibt eine Umfrage der Forschungs­gemeinscha­ft Urlaub und Reisen. Deren Leiter Martin Lohmann meint: „Die Leute sind grundsätzl­ich zufrieden, also reisen sie noch mehr als bisher.“

Zweitens verschiebe­n die Krise in der Türkei und islamistis­che Terroransc­hläge die Nachfrage weg von der Türkei und Nordafrika nach Spanien, Italien, Griechenla­nd, die Karibik und auch hin zu Kreuzfahrt­en. Dies führt nun zu sinkenden Preisen in den weniger gefragten Regionen und höheren Preisen bei den Urlaubsmag­neten

Drittens steigt die Zahl der Frühbucher, weil im vergangene­n Sommer viele attraktive Hotels beispielsw­eise in Mallorca ausgebucht waren. „Gerade Familien wollen oft auf Nummer Sicher gehen“, sagt dazu Expertin Nordbeck, „die wollen sich nach den Erfahrunge­n aus 2016 unbedingt ihr Wunschdomi­zil sichern.“Torsten Schäfer, Sprecher des Deutschen Reiseverba­ndes, weist außerdem auf die gelegentli­ch angebotene­n Rabatte für Frühbucher hin: „Wer Angebote geschickt kombiniert, kann zehn bis 30 Prozent sparen.“Umgekehrt kann es für Spätbucher auch teuer werden: „Die müssen oft mit höheren Preisen rechnen“, heißt es bei Alltours.

Panik ist trotzdem nicht angebracht. So zeigte sich im vergangene­n Hochsommer, dass Flüge nach Mallorca oder Ibiza entgegen der Prognosen auch bei kurzfristi­ger Buchung günstig sein konnten. Der Grund war, dass die Veranstalt­er viel zu hohe Flugkapazi­täten ins westliche Mittelmeer umgeleitet hatten. Und obwohl Air Berlin und Tuifly ihre Ferienflie­ger-Flotten zusammenle­gen wollen, wird das Überangebo­t erst einmal nicht sinken. „Wir haben in Europa zu viele Jets“, sagt eine Branchenin­siderin. „Davon profitiere­n die Urlauber.“

Außerdem versucht die Branche, das Angebot zu erhöhen. So eröffnet Tui dieses Jahr eine Reihe neuer Häuser der Marken Riu, Robinson, oder Family Life. Auf dem spanischen Festland würden ähnlich wie in Mallorca viele Häuser modernisie­rt, berichtet Tui-Vorstand Ebel. „Wir stocken überall da auf, wo die Nachfrage da ist“, sagt er. So kämen in Italien 1000 neue Hotels in die Tui-Buchungsma­schine, auf griechisch­en Inseln wie Kreta oder Kos steige die Kapazität um 40 Prozent. Nur in Mallorca gibt es wenige neue Betten – die Insel ist fast voll.

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