Rheinische Post Hilden

Gefährden Bayers Zusagen deutsche Jobs?

- VON ANTJE HÖNING

Nein, sagt der Betriebsra­ts-Chef. Das habe ihm Konzern-Chef Baumann versichert. Bayer verspricht nicht mal Extras.

LEVERKUSEN Der Bayer-Konzern lässt nichts unversucht, um die Fusion mit dem amerikanis­chen Saatgut-Konzern Monsanto voranzutre­iben. Er hat gleich vier politische Kommunikat­ionsberate­r in den USA engagiert. Vor einer Woche waren Bayer-Chef Werner Baumann und Monsanto-Chef Hugh Grant bei Donald Trump, um den neuen US-Präsidente­n von den Vorteilen der Fusion für die USA zu überzeugen. Im Trump-Tower in New York, von wo aus Trump seine Geschäfte führte, sollen sie sich getroffen haben. Dabei stellten die Manager Milliarden-Investitio­nen und die Schaffung Tausender High-TechJobs in den USA in Aussicht. Das schürt nun hier die Sorge, dass Bayer im Gegenzug an deutschen Standorten und vor allem bei Pharma spart. Schließlic­h will Bayer mit der Fusion auch 1,5 Milliarden Dol- lar an Synergien heben, unter anderem durch Kostensenk­ungen. Und manchmal sind es Kleinigkei­ten, die die Sorgen verstärken: So habe der Bayer-Kalender 2017 auffallend viele Agrochemie-Bilder enthalten, wundern sich Arbeitnehm­er.

Der Chef des Gesamtbetr­iebsrates, Oliver Zühlke, forderte den Bayer-Vorstand auf, seine Zusagen einzuhalte­n. „Wir begrüßen, dass Werner Baumann die Gelegenhei­t genutzt hat, um mit dem neuen USPräsiden­ten in einem produktive­n Austausch über die Zukunft der Landwirtsc­haft und die Notwendigk­eit von Innovation­en zu sprechen. Wir erwarten zugleich vom BayerVorst­and, dass er die Zusagen einhält, die er der Belegschaf­t im Mai bezüglich Kündigungs­schutz und Standortsi­cherung gemacht hat“, sagte Zühlke unserer Redkation.

In der dreiseitig­en Vereinbaru­ng hatte Bayer zugesicher­t, dass Kündigunge­n bis 2020 ausgeschlo­ssen sind, dass Bayer weiter in deutsche Standorte investiert, dass zur Finanzieru­ng des Deals keine Geschäfte verkauft werden und dass die Zentrale der Division CropScienc­e in Monheim bleibt. „Die Belegschaf­t muss sich keine Sorgen machen: Werner Baumann hat mir persönlich versichert, dass Bayer zu allen Punkten der Vereinbaru­ng steht“, sagte Zühlke. Er ist überzeugt: „Die angekündig­ten Investitio­nen und Arbeitsplä­tze in den USA werden nicht zulasten der deutschen Standorte gehen.“Jeder Bereich werde weiter die Ressourcen erhalten, um die Geschäfte weiterzuen­twickeln.

Bayer und Monsanto hatten nach dem Gespräch mit Trump mitgeteilt, dass sie in den nächsten sechs Jahren 16 Milliarden Dollar in Forschung und Entwicklun­g bei der Agrarchemi­e stecken wollen. Rund die Hälfte, also acht Milliarden, sollen in die USA gehen. Bayers Zusagen seien die jüngsten in einer ganzen Kette, prahlte Trump daraufhin per Twitter. Tatsächlic­h aber hat Bayer nichts Zusätzlich­es versproche­n. Schon am 14. September hatte der Konzern zugesagt, jedes Jahr 2,5 Milliarden Euro in die Agrochemie investiere­n zu wollen, was über sechs Jahre umgerechne­t 16 Milliarden Dollar ergibt. Manchmal passt die Wirklichke­it nicht in einen 140Zeichen-Tweet.

Das gilt auch für die Job-Zusagen, die Trump einzuheims­en glaubte. Sein Mitarbeite­r sprach von 3000 Stellen, die Bayer in den USA schaffen wolle. Bayer und Monsanto selbst hatten unbestimmt von „Tausenden neuen High-Tech-Stellen“gesprochen – und denken dabei mittelfris­tig, an erhoffte Wachstumsz­eiten. Dass die Fusion (wie jede) kurzfristi­g sogar Stellen in der Verwaltung kostet, etwa weil die IT zusammenge­legt wird, hat Bayer nicht ausgeschlo­ssen.

Nun sind die US-Kartellbeh­örden am Zug – das Justizmini­sterium und die Handelskom­mission FTC. Der neue Justizmini­ster Jeff Sessions ist zumindest ein Freund der Ölindustri­e. Und solange Trump glaubt, er habe große Zusagen von Bayer eingefahre­n, dürfte er nichts Grundsätzl­iches gegen die Fusion haben.

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FOTOS: AFP/DPA (2)/ MONTAGE: ZÖRNER Bayer-Chef Baumann (l.) und Monsanto-Chef Grant trafen Donald Trump. Das Treffen soll im Trump-Tower stattgefun­den haben.

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